CARTE BLANCHE

  05.12.2024 Politik

Naturpark – Kritik an fragwürdigem Vorhaben

Marcel Staudt, Gemeindepräsident Lupsingen, parteilos

Der Naturpark Baselbiet wird von den Befürwortern als bedeutender Meilenstein für die Region dargestellt. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die vermeintlichen Vorteile nur schwer erkennbar sind. Hier einige zentrale Kritikpunkte:

1. Keine echten Vorteile: Die Initianten des Naturparks werben geschickt mit Begriffen wie Nachhaltigkeit, Regionalentwicklung und Naturerhalt. Doch wenn es um konkrete Vorteile für die Bevölkerung geht, bleibt das Vorhaben vage. Der Name impliziert zwar Naturschutz, aber in der Projektliste sucht man diesen vergeblich. Es besteht tatsächlich Handlungsbedarf: Deshalb macht Lupsingen vorwärts, wie die kürzlich vom Gemeinderat verabschiedete Klimastrategie 2040 zeigt.

2. Der «Business Case» ist eine Illusion: Die oft zitierte Wirtschaftlichkeit des Parks beruht in erster Linie auf der Möglichkeit, Bundes- und Kantonsgelder zu erhalten. Doch diese Finanzmittel werden in einer Zeit beantragt, in der sowohl der Bund als auch der Kanton sparen müssen. Es ist fragwürdig, warum Steuergelder in ein Vorhaben fliessen sollen, das keinen unmittelbaren Mehrwert für die Region bietet. Fördergelder rechtfertigen kein Projekt mit derart wenig Substanz. 3. Hohe Kosten ohne sichtbare Ergebnisse: Ein Blick in den Managementplan des Parks zeigt: Von den budgetierten 4,4 Millionen Franken für die Errichtungsphase und den 18 Millionen für die Betriebsphase fliesst ein Grossteil in die Verwaltung, die bestehende Strukturen dupliziert. Es sind zwar viele Projekte gelistet, doch diese werden nur Planung und Vorgaben schaffen, aber nichts realisieren. Manche Gemeinden werden Beiträge bezahlen, ohne konkrete Ergebnisse erwarten zu können.

4. Verfehlte Prioritäten auf kommunaler Ebene: Die finanzielle Belastung durch den Naturpark wird dazu führen, dass günstigere und dringend benötigte Projekte in den Gemeinden zurückgestellt oder gekürzt werden müssen. Beispiele dafür sind Gelder für Schwimmbäder, Museen oder politische Vorhaben. In kleineren Gemeinden bedeutet der Park zusätzliche Arbeit für Verwaltung und politische Gremien, ohne dass die Dörfer profitieren. Der «Tagtraum» Naturpark lenkt von den realen Herausforderungen ab, die gelöst werden müssen. Es ist ent- scheidend, die knappen Ressourcen für zentrale Aufgaben wie die Versorgung älterer Einwohner, die Förderung von Schulen und Kita, den Umgang mit dem Klimawandel und die Stärkung des Dorflebens einzusetzen.

Der Naturpark erscheint bei genauer Betrachtung als Mogelpackung mit fragwürdigem Nutzen. Gemeinden wie Lupsingen zeigen durch ihre Ablehnung, dass es wichtiger ist, die Priorität auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Bevölkerung zu setzen. Statt träumerischer Grossprojekte sind konkrete, regionale Lösungen gefragt. Wir sind dort für eine regionale Zusammenarbeit, wo wir Aufgaben gemeinsam besser lösen können. In diesem Sinne bietet die Zusammenarbeit in den Frenkentälern (RLF+) eine bereits vorhandene und zielgerichtete Alternative, die echte Vorteile für die Bevölkerung schafft – jetzt und nicht erst in ein paar Jahren.

In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.


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