Eine Reihe Glück

Glücksspiele sind nicht so mein Ding. Vielleicht liegt es daran, dass ich etwas pessimistisch bin und nicht an das grosse Glück glaube. Oder daran, dass ich die Regeln vieler Glücksspiele – von Black Jack, Poker über Slots – nicht verstehe und auch keine Lust habe, mich in die Spiele einzulesen.

Anders war das früher: Als Kind verbrachte ich mit meinen Eltern viele Sonntage an Lotto-Matches. Ich war ein «Glückspilz» und staubte teilweise so viele Preise ab, dass sich meine Eltern schämten, wenn wir mit zahlreichen Fresskörben das Lokal verliessen. Erst später habe ich realisiert, dass meine Eltern nicht nur der Preise wegen mit mir und meiner Schwester Lotto spielten, sondern auch, damit wir spielerisch die Zahlen lernten. Ich spielte sicher 20 Jahre kein Lotto mehr – bis vergangenen Samstag. Gemeinsam mit Teamkolleginnen vom FC ging ich an den Lotto-Match, den unsere Senioren organisierten. Neben meiner Absicht, ein «Fricktaler Chörbli» oder ein «Schüüfeli» abzustauben, hatte ich die Gelegenheit, das Klientel an diesem Lotto-Match in diesem kleinen Fricktaler Dorf zu beobachten. Dabei sind mir sechs Kategorien von Lottospielern aufgefallen:

Die Strategen: Sie bringen ihre eigenen «Bätzeli» und Karten mit, die sie nach einem mir unklaren System regelmässig austauschen. Je nach Gang wird dann mit den Tischnachbarn diskutiert, mit wie vielen Karten gespielt werden soll und wie gross wohl die Wahrscheinlichkeit ist, dass die gewählten Karten Erfolg bringen werden.

Die Ambitionierten: Das sind jene Spieler, die sich pro Gang gleich zehn Karten kaufen, denn sie wollen gewinnen – koste es, was es wolle. Die Ambitionierten sind es auch, die sich lautstark aufregen, wenn die Zahlen auf ihren Karten nicht aufgerufen werden. Ihrem Unmut machen sie Luft, indem sie regelmässig «Schüttle!» rufen.

Die Familien: Sie kommen oft gleich mit drei Generationen. Sie tun alles dafür, dass der Enkel oder die Enkelin «Lotto!» rufen kann. Der Erfolg der restlichen Familienangehörigen steht nicht im Vordergrund.

Die Vereinsmitglieder: Personen aus dem FC, die den Verein immer unterstützen. Sei es mit einem regelmässigen Einkehren im Klubhaus, dem Besuch von anderen Vereinsanlässen, einem ehrenamtlichen Engagement oder eben dem Lottospielen.

Die Partygänger: Das sind die Dorfbewohner, die jede «Hundsverlochete» nutzen, um sich einen hinter die Binde zu kippen. Egal, ob Turnhallenparty oder eben Lotto-Match – Party geht überall.

Die Esoteriker: Sie glauben an das Übersinnliche. So auch an das Glück, das ihnen ihre zahlreichen Talismänner bringen sollen, die sie schön neben ihrer Karte aufreihen. Vom Hufeisen über das Amulett bis zum Plüschtier – bei den Esoterikern liegt alles auf dem Tisch.

Selber konnte ich mich keiner der Gruppen zuordnen: Ich war nicht ambitioniert, hatte keine Strategie, gehe nicht an jeden Vereinsanlass, war nicht beschwipst und hatte auch keinen Glücksbringer dabei. Vielleicht waren das die Gründe, weshalb ich nichts gewonnen habe.

Luana Güntert, Sportredaktorin «Volksstimme»

HERZBLUT

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