Ferienlust, Ferienfrust

Die Ferien in Österreich waren grandios. Erholung pur gab es in der hoteleigenen Badeund Saunawelt, Natur pur auf dem schon verschneiten Hausberg und im Streichelzoo, kulinarisch gab es Speisen und Wein vom Feinsten und die Gastfreundschaft vermochte restlos zu überzeugen. Wir erlebten Österreich so, wie es seit Jahren über die Landesgrenzen hinweg bekannt ist.

Dass unsere Herbstferien erneut in den Alpen und nicht am Meer stattgefunden haben – Sie kennen die Geschichte aus meiner letzten Kolumne – hat am Ende neben mir auch den zweiten Teil unseres Haushalts vollends überzeugt. Nur ein Manko gab es: Uns hat es so gefallen, dass wir uns spontan entschieden, unsere Ferien noch verlängern zu wollen. Grundsätzlich kein Problem, leider konnte uns das Hotel aber kein Zimmer anbieten, da es fürs Wochenende restlos ausgebucht war und die Suite im obersten Stockwerk nicht in unser Budget gepasst hätte.

Jänu, dachten wir. Schauen wir, ob wir irgendwo entlang unserer Heimreise eine vergleichbare Bleibe für zwei Nächte finden. Die Internet- und Instagramsuche ging los – und wir wurden bald fündig. Auf halber Distanz, bereits wieder innerhalb unserer Landesgrenzen. Vom Angebot her ziemlich identisch wie das Hotel im Tirol und vom Preis her ebenfalls in Ordnung. Die Freude, dass wir spontan noch zwei Nächte anhängen konnten, war gross, wir waren total im Ferienmodus angekommen.

Vielleicht ahnen Sie es bereits. Es kam nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Und es lag nicht an den garstigen Wetterbedingungen, die uns bei der Ankunft erwarteten. Schon beim Bezug des Zimmers musste ich im Hotelflur ein erstes Mal leer schlucken. Der Spannteppich aus dem vergangenen Jahrtausend weckte in mir keine guten Erinnerungen. Und auch der Lift mit seiner antiken Technik liess Fragezeichen in meinem Kopf aufkommen. Nicht besser wurde es im Zimmer. Die Einrichtung erinnerte mich an meinen Militärdienst in einer Kaserne. Das Bett war hart wie ein Brett, die Beleuchtung ungemütlich schummrig und die Vorhänge so, als wären sie seit Jahren nicht mehr gewaschen worden.

Jänu, es sind ja nur zwei Nächte … Optimistisch bleiben und zuerst einmal im Wellnessbereich etwas entspannen. Gesagt, getan. Im Bademantel gingen wir durch die Türe, in die im Internet hochgepriesene Badelandschaft mit Schwebeliegen, Massagedüsen, Gegenstromanlage, Erlebnisduschen und und und …

Anstelle von Erholung gab es für mich aber bereits den nächsten «Ablöscher». Der Pool glich einer grossen Badewanne, fürs ganze Hotel gab es lediglich zwei (!) Liegen und im Saunabereich erhellte grelles Neonlicht den Ruhebereich. Gott sei Dank vermochten das Essen und das Glas Wein am Abend zu überzeugen. So sahen wir am Ende doch noch von einer verfrühten Abreise ab.

Aber eines ist klar: Das nächste Mal buchen wir von Anfang an eine ganze Woche in Österreich. Denn die Österreicher halten, was sie versprechen.

Severin Furter, Redaktor «Volksstimme»

HERZBLUT

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