Ich brauche mehr Details …

Raymond Tanner, Gemeindepräsident Lauwil, parteilos

Die Älteren unter uns können sich vielleicht an den Satz im Titel dieses Beitrages aus dem Film «Der Doppelgänger» von Didi Hallervorden erinnern. Dieser Satz sollte wieder mehr verwendet werden.

Aus meiner Sicht ist die Aufgabe des gewählten Volksvertreters, sich dafür einzusetzen, dass eine Richtung eingeschlagen wird, die zum Wohle möglichst vieler führen soll. Dabei geht es grundsätzlich darum, «Volkes Stimme» zu hören und das Gewünschte dann umzusetzen. Die Arbeit als Politiker (und da zähle ich mich als kleiner, parteiloser Gemeindepräsident dazu), bringt es aber mit sich, dass man sich mit der Thematik auseinandersetzt und so entsprechend besser informiert ist als der Rest der Bevölkerung. Schliesslich gilt es, dieses Mehrwissen auf geeignete Weise herunterzubrechen und zu verbreiten.

Ich meine, das ist die wichtigste Aufgabe. Dabei sollen die eigenen Interessen zurückstehen und das Thema möglichst neutral aufgearbeitet werden. Am Schluss muss die Bevölkerung entscheiden können, ob «Ja» oder «Nein» das bessere Votum ist. Dafür muss unbedingt mit Fakten gearbeitet werden und nicht mit Schlagworten und reisserischen Phrasen. Es darf durchaus auch eine Abschätzung drin sein oder die Entwicklung möglicher Szenarien aufgezeigt werden; dies muss aber immer als solches gekennzeichnet und mit Begründungen hinterlegt sein.

Wenn wir ehrlich sind, beobachten wir leider, dass immer mehr mit Schlagworten statt mit Fakten gearbeitet wird. Man kann manchmal tatsächlich hören, dass man die Sache damit für jede und jeden verständlich machen will. Heisst das mit anderen Worten, dass der Bevölkerung der Verstand fehlt, um zu begreifen, um was es geht? Meiner Meinung nach ganz klar «nein»!

Ist es nicht eher so, dass die oder der entsprechende Politikerin oder Politiker damit zeigt, dass man nicht fähig ist, ein Thema so aufzubereiten, dass es die Bevölkerung versteht? Oder versteckt man nur eigene Interessen dahinter? Für mich ist das in den Abstimmungsbüchlein leider oft sichtbar. Der Staat oder der Bund versucht, möglichst neutral zu sein, der Initiativtext kommt dann aber oft reisserisch daher. Oft habe ich den Eindruck, dass da richtige Wut dahintersteckt. Das finde ich persönlich sehr schade. So kommen wir in der Demokratie nicht weiter, im Gegenteil: Am Ende geht es uns wie dem Rest von Europa, und diejenigen, die am lautesten schreien, gewinnen.

Dagegen müssen wir uns wehren! Es muss der Politik (wieder) gelingen, Themen faktenbasiert und nüchtern oder neutral aufzuarbeiten. Handkehrum müssen wir als Stimmbürgerinnen und Stimmbürger aber auch nachfragen und Fakten verlangen, wenn nur Schlagwörter oder reisserische Aussagen gemacht werden. Ich glaube, damit würden gewisse Themen plötzlich anders beleuchtet, und so würde sich die Spreu vom Weizen trennen. Das heisst, gewisse Initiativen würden scheitern. Dies, weil man beim Checken der Fakten merkt, dass gar nichts dahinter steckt, und andere Begehren würden aufgrund des Drucks nach Fakten sauberer ausgearbeitet und hätten dann vielleicht Erfolg.

In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.

CARTE BLANCHE

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