Neue Stiftung setzt sich für den Erhalt historischer Baukultur ein

Mehrere Personen mit privaten und beruflichen Interessen an historischer Baukultur haben kürzlich die «Stiftung für Baukultur und Denkmalpflege Baselland» gegründet. Sie hat ähnliche Interessen wie der Heimatschutz, geht aber anders vor.

Tobias Gfeller

Oft sind Investoren jenen einen Schritt voraus, die Baukultur schützen wollen. So werden Jahr für Jahr alte Bauten abgerissen, die in gewissen Augen schützenswert gewesen wären. Auf der anderen Seite kommt es immer wieder vor, dass Bauten unter Denkmalschutz gestellt werden, obwohl dies die Eigentümerinnen und Eigentümer gar nicht wollen, weil sie befürchten, baulich daran nichts mehr verändern zu können. Für die kürzlich neu gegründete «Stiftung für Baukultur und Denkmalpflege Baselland» muss beides nicht sein. Die Stiftung setzt sich aus einer Gruppe Personen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen zusammen. «Uns eint das Interesse an Baukultur», sagt Innenarchitektin Sibylle Hartmann, die gegen aussen als Kopf und Gesicht der Stiftung auftritt.

Die Arisdörferin hat als Architektin unter anderem bei der Umnutzung des «Guggenheims» in Liestal von einem ehemaligen Kuhstall in ein Kulturhaus und Hotel mitgewirkt. Das «Guggenheim» sei auch ein ideales Beispiel dafür, dass es etwas bringt, wenn die beteiligten Personen miteinander reden. Hartmann nutzt oft den Begriff «Dialog», wenn sie über die Ziele der neuen Stiftung spricht. «Es geht darum, schneller zu sein als die Investoren, die in einem alten Objekt primär Rendite sehen und es daher schnellstmöglich abreissen wollen.» Sibylle Hartmann geht es aber nicht darum, einfach nur gegen Investoren zu schiessen, im Gegenteil. «Wir wollen mit allen involvierten Personen und Gruppen reden, wenn es hilft, ein Objekt zu erhalten.»

Doch warum braucht es neben dem Baselbieter Heimatschutz, der als Verein organisiert ist, eine neue Stiftung mit ähnlichen Zielen? Es gebe zwischen den beiden Organisationen schon klare Unterschiede, sagt Sibylle Hartmann, die selber auch Mitglied des Baselbieter Heimatschutzes ist. Auch dessen Präsident Ruedi Riesen wirkt bei der neuen Stiftung mit. «Wir werden wohl weniger auf juristischen Wegen mit Einsprachen gegen Projekte kämpfen, obwohl dies sicher auch für uns ein Mittel sein wird. Wir wollen proaktiver vorgehen, verhindern, dass es überhaupt zu Streitigkeiten kommt.»

Die Stiftung habe die Möglichkeit, selber Liegenschaften zu erwerben und diese zu bewirtschaften. Dank ihres grossen Netzwerks will die Stiftung im Baselbiet ihre Augen und Ohren nach gefährdeten Objekten stets geöffnet halten, um frühzeitig eingreifen zu können. «Wir wollen Liegenschaftsbesitzerinnen und -besitzern und Investoren aufzeigen, dass auch Tolles möglich ist, wenn man das Objekt erhält und gezielt verändert, ohne die historische Bausubstanz zu zerstören.» Es brauche von allen Seiten Kompromisse, um den vielen Ansprüchen und Bedürfnissen gerecht zu werden.

«Bauliche Geschichte verloren»
Laut Sibylle Hartmann ist im Baselbiet viel wertvolle Baukultur verloren gegangen. Die Stiftung will deshalb vermehrt das Gespräch mit Vertretern der Gemeinden suchen, um dort die Sensibilität für das Thema zu stärken. Denn auch bei den Gemeinden bestehe oft die Angst, dass mit Denkmalschutz keine Veränderungen und Umnutzungen mehr möglich sind. «Es kann natürlich sein, dass bei den von mir angesprochenen Kompromissen weniger Rendite, im Detail weniger Wohnungen oder Zimmer in einem Haus möglich sind, dafür aber der Charakter eines Hauses oder sogar einer Strasse erhalten werden kann. Davon profitieren Dörfer, wenn sie ihre Geschichte bewahren können.»

Dass das Zusammenführen derart divergenter Interessen eine grosse Herausforderung bedeuten wird, ist sich die Innenarchitektin bewusst. «Aber wenn wir nichts tun, wird immer mehr verschwinden.»

Dem Abriss zuvorkommen

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