Umbau des Kantonsgerichts muss nach hinten geschoben werden

Die Sanierung und der Anbau des Kantonsgerichts in Liestal verzögern sich um mindestens zwei Jahre. Frühestens Mitte 2026 kann es losgehen. Zudem kommen Mehrkosten auf den Kanton zu, sollte der Landrat dem abgeänderten Projekt zustimmen.

Janis Erne

Das Kantonsgericht beim Liestaler Bahnhof soll saniert und mit einem Anbau versehen werden. Im Januar 2021 brachte der Regierungsrat eine entsprechende Vorlage in den Landrat und das Parlament sprach einen Planungskredit. Seither stockt das Projekt aber. Ende Mai wurde bekannt, dass vermutlich mit Verzögerungen und höheren Kosten zu rechnen ist (die «Volksstimme» berichtete).

Eine Anfrage bei der Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) zeigt nun: Die Bauarbeiten verzögern sich um mindestens zwei Jahre, wie Sprecherin Andrea Bürki sagt. Frühestens Mitte 2026 kann es also losgehen. Ursprünglich war der Baustart im kommenden Jahr geplant. Dann hätten die Angestellten des Kantonsgerichts ins Landratsprovisorium im ehemaligen Lehrerseminar zügeln sollen, das dann wieder frei wird. Daran werde festgehalten, sagt Bürki.

Teuerungsbedingte Mehrkosten
Die Grobkostenschätzung für den Umbau, die dem Landrat 2021 präsentiert wurde, beläuft sich laut Vorlage auf 38,6 Millionen Franken. Auch hier musste man inzwischen offenbar grössere Korrekturen vornehmen: Wie die «Volksstimme» aus zuverlässigen Quellen weiss, steigen die Kosten um einen siebenstelligen Frankenbetrag. BUD-Sprecherin Andrea Bürki kann dies nicht bestätigen, es sei noch zu früh für eine genaue Schätzung. «Dass es aber zu Mehrkosten kommt, ist nicht abzustreiten.» Gegen die Hälfte der Mehrkosten sei auf die Teuerung zurückzuführen, so Bürki weiter.

Ein weiterer Grund für die Kostensteigerung ist, dass es mehrere Anpassungen am Projekt gegeben hat, seit dieses vor zweieinhalb Jahren dem Landrat im Rahmen der Planungskreditvorlage vorgelegt wurde. «Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass der Baugrund im Erdbebenfall weniger tragfähig ist als zunächst angenommen», sagt Bürki. Der Baugrund ist also nicht allzu gut. Darum müssten zusätzliche Verstärkungen eingebaut werden, damit der geplante Anbau erdbebensicher wird. Weiter koste die Sanierung des Innenausbaus im bestehenden Gerichtsgebäude mehr als gedacht. Zudem habe man einen zusätzlichen Fluchtweg aus den Gerichtssälen sowie mehr Platz für die Haustechnik einplanen müssen, so Bürki.

«Anpassungen sind normal»
Es stellt sich die Frage: Warum wurde das alles beim ersten Vorprojekt nicht berücksichtigt? Andrea Bürki sagt, dass es sich dabei um eine Machbarkeitsstudie gehandelt habe. Im Rahmen derer habe man nicht alles bis ins Detail geplant. Bei einem solch grossen Projekt sei es normal, dass es in einem zweiten Schritt Anpassungen gebe.

Die BUD-Sprecherin betont, dass die zu erwartende Kostensteigerung nichts mit dem Einwand der Stadt Liestal zu tun hat, infolgedessen der Anbau um ein Geschoss gekürzt wurde. Der Liestaler Stadtrat, die Stadtbaukommission und die Denkmal- und Heimatschutzkommission wehrten sich bekanntlich dagegen, dass der Anbau zu dominant wird. Sie wollten damit das Erscheinungsbild des bestehenden Gerichtsgebäudes schützen (die «Volksstimme» berichtete).

Ob das Kantonsgericht Mitte 2026 auch wirklich wie geplant umgebaut wird, ist aber noch offen. Denn zuerst muss das Hochbauamt ein neues Vorprojekt ausarbeiten, ehe es im kommenden Jahr in den Landrat kommen wird.

Warum soll überhaupt saniert werden?

je. Das Gebäude, in dem heute das Kantonsgericht untergebracht ist, liegt gegenüber dem Bahnhof Liestal, oberhalb der «Allee». Es wurde 1854 erbaut und mehrmals saniert – mittlerweile ist es aber endgültig in die Jahre gekommen. Gemäss Aussagen des Regierungsrats erfüllt das Gebäude «die Bedürfnisse eines zeitgemässen Gerichtsbetriebs in keiner Weise». Schon vor fast 20 Jahren sei festgestellt worden, dass es vergrössert werden muss. Lange Zeit habe dem Kanton dafür aber das Geld gefehlt.
Jetzt soll das Kantonsgericht endlich in Schuss gebracht und erweitert werden. Zum Beispiel soll die zum Bahnhof hin ausgerichtete Vorderseite in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, um der höchsten richterlichen Instanz im Baselbiet ein würdiges Erscheinungsbild zu geben. Auch ist geplant, das Gebäude im Innern zu modernisieren. Das Provisorium an der Rückseite – es stammt aus dem Jahr 2004 – soll durch einen modernen, würfelförmigen Anbau ersetzt werden.
Federführend bei der Gestaltung und der Konzeption ist ein Architekturbüro aus der Ostschweiz. Dessen Projekt «Siro» hatte 2020 den Wettbewerb für den Umbau des Kantonsgerichts gewonnen.

Baustart verzögert sich und es wird teurer

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