Leitungs- und Generationenwechsel in der Bibliothek

Der Gemeindebibliothek steht mit der Demissionierung der jetzigen Leiterin Jacqueline Eggenschwiler und der Pensionierung der langjährigen ehemaligen Leiterin Rita Horand ein Generationenwechsel bevor. Mit einer gut durchdachten Nachfolgeregelung ist die Zukunft auf der Leitungsebene gesichert.

Sander van Riemsdijk

Die Bibliotheken als stark genutzte Bildungsorte befinden sich mit der Digitalisierung in einem grundlegenden Entwicklungsprozess und werden sich dadurch in Zukunft stark verändern. Dies sieht auch Silvia Sacker so, seit 13 Jahren Mitarbeiterin der Gemeindebibliothek in Sissach. «Die Bibliothek ist seit einiger Zeit im Umbruch und entwickelt sich von einem Ausleih- zu einem Aufenthaltsort.» Und sie fügt bestimmt an: «Vor diesem Hintergrund muss sich die Bibliothek neu erfinden.»

Im Umbruch ist die Gemeindebibliothek in Sissach nicht nur im technologischen und soziologischen Sinne, sondern auch auf der Personalebene. Nach 14 Jahren, wovon fünf als Leiterin, verlassen Jacqueline Eggenschwiler auf Ende Januar kommmenden Jahres und die frühere Leiterin und jetzige Mitarbeiterin Rita Horand infolge Pensionierung nach nicht weniger als 26 Jahren auf den 30. September dieses Jahres die Bibliothek.

Team wird halbiert
Wer wie Silvia Sacker viele Jahre in einer Bibliothek arbeitet, hat sich mit der Zeit ein grosses Wissen zu den vielfältigen Aufgabenbereichen und Abläufen angeeignet. Mit ihr konnte eine gut durchdachte interne Nachfolgelösung für die Funktion von Jacqueline Eggenschwiler gefunden werden. Sie übernimmt am 1. Januar 2024 die Leitung. «Der jetzige Zeitpunkt, um mit den vielen anstehenden Veränderungen das Leitungszepter an die jüngere Silvia Sacker weiterzugeben, ist für mich und für die Bibliothek optimal», ist sich Jacqueline Eggenschwiler sicher. Sie selber hat nach diesem Entscheid eine neue Herausforderung gesucht und kehrt in ihrem KV-Hintergrund wieder auf ihren angestammten Beruf zurück. Das jetzige Viererteam wird damit nach langjähriger Zusammenarbeit mit zusammengerechnet 69 Dienstjahren aufgelöst und auf einen Schlag halbiert.

Für das Team, das sich in den vielen Jahren durch Kontinuität auszeichnete, eine doch eher ungewohnte Konstellation. Trotzdem kann Rita Horand dem Doppelwechsel, der gestaffelt vollzogen wird, viel Positives abgewinnen. «Mit der neuen Leitung und künftig zwei neuen Mitarbeitenden hält mit frischen Ideen und mit anderen Schwerpunkten eine neue Dynamik Einzug. Das kann für die Bibliothek eine grosse Chance sein.»

Somit ist neben einem gesicherten Wissenstransfer eine wichtige personelle Kontinuität in der für die Bibliothek bewegten Zeit des digitalen und sozialen Wandels gewährleistet. Mit den Wechseln im Team strebt die Bibliothek auch einen Generationenwechsel an, sagt Jacqueline Eggenschwiler. Das Berufsbild hat sich mit der Digitalisierung im Verlauf der Jahre stark verändert und heute werden, bedingt durch die fortschreitende Professionalisierung, andere Anforderungen an den Beruf gestellt als früher, so die Leiterin. «Nicht unwichtig bei der Rekrutierung ist der regionale Bezug, vor allem zur Schule», erläutert Silvia Sacker eine nicht unbedeutende Facette des Anforderungsprofils und unterstreicht damit, dass im Volksmund zwar von der Gemeindebibliothek die Rede ist, diese jedoch immer noch auch eine Schulbibliothek ist.

Bibliothek ist eine Frauendomäne
Seit dem letzten Jahrhundert ist die Bibliothek eine Frauendomäne. Es ist denn auch nicht verwunderlich, dass es mehrheitlich Frauen sind, die sich für die beiden vakanten Stellen bewerben. Dazu hat Silva Sacker eine klare Meinung. «Bibliotheksarbeit ist eine Frauendomäne. Bibliothekare suchen sich eher eine Anstellung in einer wissenschaftlichen Bibliothek.»

An Visionen für die Weiterentwicklung der Gemeindebibliothek ins digitale Zeitalter fehlt es Silvia Sacker nicht. Ihr schwebt im Rahmen dieser Weiterentwicklung vom Ausleihzum Aufenthaltsort eine Open-Library nach skandinavischem Modell vor, die auch nach den Öffnungszeiten den Mitgliedern mittels eines Badges zugänglich ist. Zudem soll sich die Bibliothek zusätzlich zum Ausleihort von Medien auch als Begegnungsort mit kulturellen Veranstaltungen in einer neuen räumlichen Ordnung präsentieren. In diesem Sinne ist mit dem letztjährigen Umbau ein erster Schritt gemacht, so Jacqueline Eggenschwiler. «Der Umbau hat für einen bedeutenden Mehrwert gesorgt. Mit der jetzt besseren räumlichen Aufteilung ist die Aufenthaltsqualität für die Besuchenden und für das Bibliotheksteam merkbar gestiegen.»

Wichtiger Teil der Kinderkultur
Die Gemeindebibliothek ist zwar aus dem Dorfleben nicht mehr wegzudenken und über Sissach hinaus ein beliebter kultureller Begegnungsort. Nichtdestotrotz wird Kundenbindung vor allem bei den Kindern und Jugendlichen, unter anderem im Rahmen des gesamtschweizerischen Projekts «Buchstart» gefördert, wie Jacqueline Eggenschwiler sagt. Denn Kinder sind eine wichtige Zielgruppe der Arbeit in der öffentlichen Bibliothek. Diese ist mit ihren Angeboten und den vielen Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche ein nicht zu unterschätzender Bestandteil der offenen Jugendarbeit und folglich ein wichtiges und belebendes Element der Kinderkultur innerhalb der Gemeinde.

Insbesondere auf der politischen Ebene wird dies in der Regel (noch) zu wenig wahrgenommen, entsprechend fehlt es oft an verbindlichen Vereinbarungen und zeitgemässen Anstellungsbedingungen für Bibliotheksmitarbeitende. Im Zuge der Digitalisierung der Medienwelt und im Sinne einer Umwandlung der Bibliothek in ein professionell geführtes Informations- und Dienstleistungszentrum mit Qualitätsliteratur nach neuestem wissenschaftlichem Stand wird es die herausfordernde Aufgabe des neuen Teams unter der Leitung von Silvia Sacker sein, die Bibliothek mit zukunftsweisenden Konzepten im Gemeindewesen neu zu positionieren.

Vor demografischem Wandel

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