Gemeinden weihen ihre Fusionsbänkli ein

Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner der Gemeinden Hersberg und Arisdorf, die eine Fusion vorbereiten, trafen sich in entspannter Atmosphäre zur Einweihung zweier «Fusionsbänkli».

Elmar Gächter

Als ob Petrus ein Fusionsbefürworter wäre, liess er kurz seine Schleusen öffnen und mit dem Regenguss die aufgestellte Besucherschar unter dem Dach eines kleinen Zeltaufbaus nahe zusammenrücken – getreu dem Slogan der beiden Gemeinderäte «Mir rütsche zäme». Die Behörden von Arisdorf und Hersberg hatten dazu eingeladen, auf dem Domberg, just entlang ihrer gemeinsamen Gemeindegrenze, zwei Sitzbänke als Symbol für die gemeinsame Zukunft der beiden Gemeinden einzuweihen.

Angesichts der Emotionen, welche die geplante Fusion insbesondere in Hersberg entfacht hat, sollte der Anlass es nicht zuletzt ermöglichen, sich als Nachbarn in angenehmer Umgebung und fern jeder angespannten Diskussion in gemütlicher Runde zu treffen. Gegen 60 Besuchende liessen es sich nicht nehmen, bei Grillgut und Getränken die Stabilität der beiden attraktiven Holzbänke zu testen, Smalltalk zu betreiben und die Fusionsidee für einmal links liegen zu lassen.

Für Gesprächsstoff sorgt sie aber schon, wie der halbstündige Aufstieg vom Dorf auf den Domberg zeigte. So meinte der 21-jährige Ruedi Gysin, der in Hersberg aufgewachsen ist und, wie er festhält, nach einem fünfmonatigen «Ausland»-Aufenthalt in Frick wieder nach Hause zurückgekehrt ist, zur «Volksstimme»: «Unser Dörfli, auf das ich stolz bin, würde mit der Fusion seine Identität verlieren. Dann hätten nur noch jene dort unten (die Arisdörfer) das Sagen. Mir ist wichtig, dass wir Hersberger unseren Namen und unser Wappen behalten.»

«Emotionen völlig normal»
Etwas anders sieht dies Florian Kron, der während rund zehn Jahren den Gemeinderat Hersberg präsidierte und seinerzeit die Fusionsidee mitangestossen hat. Für ihn ist das Zusammengehen eine logische Konsequenz der heute bereits intensiven Zusammenarbeit bei Verwaltung und Politik. «Ich ging in meiner Zeit als Gemeindepräsident manche Klinken putzen, um jemanden für ein Gemeinderatsmandat oder in andere öffentliche Gremien zu gewinnen.» Die Fusion sei der nächste Schritt. Ob dieser jetzt stattfinde oder in 20 Jahren, spielt aus seiner Sicht keine grosse Rolle. Dass die Fusion Emotionen entfache, sei ganz normal, denn jede Identifikation mit einer Sache löse solche aus.

Getreu dem bisherigen öffentlichen Interesse an der Fusion waren die Hersbergerinnen und Hersberger auf dem Domberg in Überzahl. Dass das Projekt aber auch in der Nachbargemeinde interessiert, lässt sich am Besuch von Rosmarie Schuler feststellen. Die aus Speicher im Kanton Appenzell Ausserrhoden stammende Frau lebt seit 35 Jahren in Arisdorf und meinte zum Anlass: «Ich wollte unbedingt wissen, wo die zwei schönen Bänkli stehen. Zudem finde ich es sehr wichtig und interessant, mit verschiedenen Leuten in Kontakt zu kommen.» Sie befürwortet den Zusammenschluss, weil die Gemeinden ja ohnehin schon seit längerer Zeit in verschiedensten Bereichen wie Verwaltung, Kirche und Schule zusammenarbeiten.

Mit Weitblick
Iris Allenspach als Gemeindepräsidentin von Hersberg und ihr Amtskollege Markus Miescher aus Arisdorf zeigten sich sehr erfreut über den guten Besuch. «Der Platz ist sehr gut gewählt und erlaubt einen gewissen Weitblick, der in diesem Zusammenhang auch nicht ganz unwichtig ist», hielt Miescher in seiner kurzen Ansprache fest. Schaue man ein wenig über die Nasenspitze hinaus, würden zwar nicht alle kommenden Probleme gelöst, aber viele entschärft, meinte er weiter.

Die beiden Holzbänkli mit der Aufschrift «Mir rütsche zäme» und den beiden Gemeindewappen wurden von der Forstequipe der Bürgergemeinde Arisdorf erstellt und vom Werkhof der Gemeinde Arisdorf platziert. Der Fussmarsch zum symbolträchtigen Objekt dauert von Hersberg aus rund eine halbe Stunde, von Arisdorf her etwas länger. Die beiden Bänkli stehen zwar an der gemeinsamen Gemeindegrenze, «aber im Moment noch ein bisschen mehr auf Hersberger Boden», wie Markus Miescher mit Schmunzeln präzisierte. Eigentlich ein gutes Zeichen, dass die wesentlich kleinere Gemeinde nicht von der grösseren überfahren wird.

«Mir rütsche zäme»

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