«Meine Karriere soll jüngere Menschen inspirieren»

Die Sissacher Tennisspielerin Joanne Züger hat sich als Markenbotschafterin für die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) verpflichtet. Beide versprechen sich vom Engagement das Vorstossen der 21-Jährigen in die Top 100 der Tennis-Welt.

Christian Horisberger

Gratulation: Die Basellandschaftliche Kantonalbank hat Sie zur Markenbotschafterin gemacht. Werden Sie von nun an das Logo der Bank auf dem Ärmel Ihres Shirts tragen?
Joanne Züger: Nein. Ich werde nun keine Logos von der Kantonalbank tragen. Das würde ihr auch nichts bringen, da ich meistens im Ausland im Einsatz stehe.

Was sind Ihre Aufgaben als Markenbotschafterin?
Meine Gegenleistung ist, dass ich der BLKB für einige Tage im Jahr zur Verfügung stehe. Vorstellbar ist, dass ich den Instagram-Account der Bank für einige Stunden betreue und die Follower dabei hinter die Kulissen eines Grand-Slam-Turniers blicken lasse. Oder ich nehme bei einem Firmenevent an einem Talk teil, oder die Bank kann bei einem Gewinnspiel unter Mitarbeitenden eine Stunde Tennis mit mir ausschreiben. Das Spektrum ist recht offen, die Gespräche laufen noch.

Können Sie mitreden bei den Leistungen, die Sie zu erbringen bereit sind?
Es ist nichts im Vornherein fixiert worden, was ich nun zu tun habe. Das wird alles im Gespräch entwickelt. Ich kann eigene Wünsche und Ideen einbringen, mitreden und auch Nein sagen, wenn ich etwas nicht machen möchte.

Wird Ihr Gesicht von nun an auf Plakaten oder Broschüren der Kantonalbank zu sehen sein?
Vorgesehen ist eine auf ein jüngeres Publikum ausgerichtete Kampagne. Mein sportliches Engagement soll jüngere Menschen bei ihrem persönlichen Handeln inspirieren: selbstständiges Planen, auf ein Ziel hinarbeiten. Es ist die Idee, dass ich das Gesicht einer solchen Kampagne werden könnte.

Wie haben Sie die BLKB als Sponsor an Land gezogen?
Ich gar nicht! Die Anfrage kam von der BLKB. Es ist mein erstes Sponsoring, das nicht auf meine eigene Initiative hin zustande gekommen ist. Ich finde es mega cool: Die Bank hat ihren Sitz in Liestal, wo ich aufgewachsen bin, und sie will mit mir ein jüngeres Publikum ansprechen. Ich fühle mich dabei wohl und kann mich mit der Aufgabe identifizieren.

Was zahlt Ihnen die Bank für das Mandat?
Das darf ich nicht sagen. Das wurde vertraglich so festgelegt. Was ich sagen kann, ist, dass der Vertrag zunächst für drei Jahre abgeschlossen worden ist und mir das Geld hilft, meine Karriere voranzutreiben: So werde ich häufiger mit einem eigenen Trainer an Turniere gehen können. Je mehr Geld zur Verfügung steht, desto professioneller kann ich mein Umfeld gestalten. Das ist ganz im Sinne meines neuen Sponsors, der mich auf dem Weg in die Top 100 der Welt begleiten möchte.

Vom Geld einmal abgesehen – was bedeutet Ihnen die Partnerschaft mit der Kantonalbank noch?
Wenn sich ein Unternehmen von der Grösse der BLKB für mich interessiert, dann ist das die Bestätigung, dass ich meinen Job richtig mache und sich meine Arbeit lohnt.

Ist der Botschafterinnen-Job das für Sie bisher lukrativste Sponsoring?
Ja. Die BLKB ist mit Abstand mein grösster privater Sponsor. Sehr bedeutende Förderer sind auch die Schweizer Sporthilfe und der Tennisverband.

Können Sie sich nun zurücklehnen und die Sponsorensuche erst einmal zurückstellen?
Nein. Das ist eine Daueraufgabe für einen Tennisprofi. Ich habe kein Management, doch kann ich auf die Unterstützung meiner Mutter und des Chefs Leistungssport von Swiss Olympic zählen. Ich sollte eigentlich etwas mehr Zeit in die Akquisition von Sponsoren investieren. Man kann allerdings auch zu früh zu viel tun. Denn je besser die Platzierung ist, desto bessere Deals kann man mit Sponsoren abschliessen. Ich gehe davon aus, dass der Aufwand rund ums Sponsoring zunimmt, je weiter man sportlich kommt.

Sie liegen in der Weltrangliste gegenwärtig an 173. Stelle. Ihre Kosten für Betreuung, Reisen, Hotels und Ausrüstung sind höher als Ihre Einkünfte. An welcher Stelle muss man stehen, um wenigstens nicht mehr draufzuzahlen?
Dafür muss man in die Top 100 vorstossen.

Und ab welcher Position kann eine professionelle Tennisspielerin von einem guten Einkommen sprechen?
Ab den Top 50 hat man einen guten Lohn und dank langjähriger Sponsoring-Verträge auch dann ein regelmässiges Einkommen, wenn es sportlich einmal nicht rund läuft. Die Verträge sind individuell und unterschiedlich dotiert.

Lohnt es sich, wenn man in eine Rolle schlüpft, die einem potenziellen Sponsoren gefällt, um unter Vertrag zu kommen?
Eine Spielerin oder ein Spieler sollte sich nicht verändern oder verstellen, sondern authentisch bleiben. Zwischen einem Unternehmen und einer Persönlichkeit muss es ganz einfach passen.

Was würde zu Ihnen passen? Von welchen Sponsoren träumen Sie?
Von Nike, der bekanntesten Sportmarke der Welt. Aber es ist fast unmöglich, das zu schaffen. Die guten Spieler haben einen Uhren-Sponsor. Besonders prestigeträchtig wäre hier Rolex, Sponsor aller vier Grand-Slam-Turniere. Auch so etwas ist für mich weit weg.

Gibt es Marken oder Produkte, für die Sie sich nicht hergeben würden?
Ich würde nie Werbung für Tabak machen. Das passt nicht zu meinem Lifestyle.

Wir könnten uns vorstellen, dass die BLKB nicht zuletzt wegen Ihrer Leistung an den French Open auf Sie aufmerksam geworden ist: Sie verpassten den Einzug ins Haupttableau haarscharf.
Das Ausscheiden in der letzten Quali-Runde war enttäuschend, aber die Freude überwog: In der Qualifikation schlug ich deutlich höher klassierte Spielerinnen, damit hätte ich niemals gerechnet. Paris ist der bisherige Höhepunkt meiner Karriere.

Und wie lief es Ihnen nach Paris?
Gut. Ich bin in der Weltrangliste immer weiter nach vorne gekommen. Erst in den vergangenen drei Wochen lief es mir nicht mehr so gut. Ich hatte an hoch dotierten Turnieren schwierige Auslosungen. Aufgrund der Ergebnisse werde ich einige Plätze verlieren.

Ihr Saisonziel sind die Top 150. Wie sieht es hier aus?
Im Moment bin ich weiter, als ich es geplant und erwartet hatte. Körperlich geht es mir gut, aber die Saison ist lang und ich muss mehr spielfreie Tage einstreuen.

Wo hoffen Sie, als Nächstes als Siegerin vom Platz zu gehen?
Bei den Hamburg Open, einem Turnier der dritthöchsten Kategorie. Am Samstag beginnt die Qualifikation fürs Haupttableau.

AUSGEFRAGT | JOANNE ZÜGER, MARKENBOTSCHAFTERIN BLKB

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