Luana Güntert

«Sport ist für jede Phase des Lebens wichtig, vor allem ein Teamsport wie Fussball. Man verliert zusammen und man gewinnt zusammen. Das hilft einem, auch neben dem Sportplatz mit Verlusten umgehen zu können», sagt Bernhard Raemy. Am 1. Februar hat Raemy das Hotel und Restaurant Sonne in Sissach als Geschäftsführer übernommen. Doch neben dieser neuen Aufgabe steht der Fussball im Zentrum.

Denn Raemy hat vier fussballspielende Töchter, wobei zwei in der FC-Basel-Jugend sind: Nora und Rachel Raemy. Die beiden 16-jährigen Zwillingsschwestern sind die mittleren zwei der vier Schwesten. Nora hat vor zwei Jahren sogar den Sprung ins Nationalteam geschafft und bestreitet heute mit der U17-Nati internationale Spiele.

Anfänge bei den Jungs
Die Raemy-Zwillinge begannen schon früh mit dem Fussballspielen. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Carla haben sie sich vor knapp zehn Jahren in ihrem Wohnort beim FC Biel-Benken angemeldet. Damals spielten die drei Mädchen noch mit den Jungs zusammen. Schnell wechselten Nora und Rachel den Verein und meldeten sich in ihrem Nachbardorf Oberwil im Fussballklub an. Auch dort spielten sie mit Jungs. Ihre ältere Schwester Carla wechselte zum Frauenfussballclub Therwil, wo sie und die jüngste Schwester Sarah heute noch spielen.

Doch Nora und Rachel zog es auch in Oberwil weiter. 2014 wechselte Nora zum FC Basel, ein Jahr darauf folgte ihre Zwillingsschwester. Um die vielen Trainingseinheiten mit einer Ausbildung verbinden zu können, meldeten sich Nora und Rachel an der Wirtschaftsmittelschule in Reinach an, die eine Sportklasse anbietet.

Die beiden Schwestern spielen beide auf der Position der Aussenverteidigerin. «Nicht auf der gleichen Seite, aber klar, wir sind Konkurrentinnen», sagt Rachel und lacht. Spielerisch seien die beiden komplett verschieden. Rachel sieht ihre Stärken im mentalen und athletischen Bereich. «Meine Spielübersicht ist super und das Verständnis für einen guten Spielaufbau gehört auch zu meinen Stärken.» Nora hebt ihre gute Technik hervor: «Mir liegen die ersten Ballkontakte und ich bin sehr passstark sowie spielintelligent.»

Rachels grösster Schwachpunkt sind ihre Verletzungen. In den vergangenen Jahren fiel sie oft aus. Die mangelnde Spielpraxis merke sie. «Mir fehlt etwas die Routine, da ich verletzungsbedingt oft fehlte», sagt sie. Der Mangel wirke sich vor allem dann aus, wenn sie unter Druck auf dem Feld reagieren müsse. «Meine Flanken mit links müssen besser werden», findet Nora. Da sie auf der linken Seite verteidigt, braucht sie für Flanken ins Zentrum meist den linken Fuss, ist aber Rechtsfüsserin.

Strenger Alltag
Da die beiden jungen Frauen bis vor zwei Jahren noch mit Buben zusammen gespielt haben, bekamen sie oft blöde Sprüche zu hören. «Die Jungs sagten uns, dass Mädchen nicht Fussball spielen können und machten Witze über uns», sagt Rachel Raemy. Sie und ihre Schwester hätten den Burschen aber jeweils das Gegenteil bewiesen. Heute ist der Alltag der beiden Schwestern streng getaktet. «Wir müssen bei unserer Freizeit und bei Kontakten mit unserem Freundeskreis Abstriche machen», sagt Nora. Dies sei aber nicht allzu schlimm, da sie den Sport liebten und viele ihrer Freundinnen mit ihnen im Team seien. «Wir kommen auch oft spät nach Hause», sagt Rachel und fügt an: «Wenn wir Zeit haben, gehen wir noch kurz auf die Black Roll und sonst direkt ins Bett.»

Darüber, welche Art der Entspannung für sie am besten ist, sind sich die Schwestern einig: «Wir lieben unsere Badewanne», sagen sie gleichzeitig. Neben dem Fussballspielen haben auch die erste Mannschaft des FCB und der ganze Verein einen hohen Stellenwert im Leben der Raemys. «Unser Lieblinsverein ist defintiv der FCB», sagt Rachel. «Wir schauen jedes Heimspiel im Stadion», fügt Nora hinzu. Nora Raemy sieht Profifussballerin Ramona Bachmann als ihr Vorbild an, da diese, wie sie selbst, im Nationalteam spiele und beim Top-Klub Paris Saint-Germain unter Vertrag stehe. Für Rachel Raemy ist Nati-Kapitänin Lia Wälti sehr inspirierend, da sie deren mentale Abgeklärtheit auf dem Platz bewundernswert findet.

Grosse Träume
Für dieses Jahr haben beide grosse Ziele. «Wir wollen mit dem FCB den U17-Schweizer-Meister-Titel holen», sagt Rachel. Auch persönlich und als Team weiterkommen sei ein Ziel, so Nora.

Langfristig hat vor allem Nora viel vor: «Gerne würde ich in ein paar Jahren in England oder Deutschland spielen. Das Land ist mir eigentlich egal, ich würde einfach gerne Profifussballerin werden», sagt sie. Rachel möchte es ins Aktiv-Team der FCB-Frauen schaffen. «Falls das klappt, kann ich mir auch eine Profikarriere vorstellen.»

Ein Lebensmotto haben die beiden nicht. «Ich denke einfach immer, dass ich kämpfen muss und nicht aufgeben darf. Das motiviert mich», sagt Rachel. Und Nora denkt bei fehlender Motivation an schöne Momente und an ihre Liebe zum Fussball.

Vater Bernhard Raemy hat als Kind und Jugendlicher bei diversen Vereinen im Fribourgischen gespielt und sogar in ein paar Jugend-Nationalmannschaften. «Ich will meinen Töchtern mitgeben, dass sie Spass am Leben haben und für ihre Ziele kämpfen sollen», sagt Bernhard Raemy. Deshalb sei es für ihn auch kein Problem, wenn er seine freien Tage regelmässig auf Fussballplätzen in der ganzen Schweiz verbringt, da er seine vier Töchter unterstützen möchte.

Rot-Blau im Doppelpack

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