«Tschendertschugger»

Gerade eben habe ich im zivilen Leben während einer Sitzung einen mündlichen Beitrag über mich ergehen lassen müssen, den man mit Fug und Recht als innenarchitektonisches Meisterwerk bezeichnen könnte. Dass zu dieser Jahreszeit die meisten Anlässe innen stattfinden, ist verständlich, ist es doch aussen häufig unfreundlich kalt und windig. Aber so viel innen wie im erwähnten Votum hatte ich noch kaum je vernommen. Dabei hätte sich das Ganze doch eigentlich in Mundart abgespielt, und zwar in unserer Mundart. Da heissen die innen doch eigentlich «Parlamentariere», «Lehrere», «Schüelere» und könnten so locker auf innen verzichten …

Sie merken schon: Es geht mir ums «Tschendern», wie ich dieser nervtötenden Attitüde in der Zwischenzeit sage. Da geht nicht nur die Mundart zur Sau: Alles, was sogenannt «geschlechtsneutral» formuliert werden will, verursacht beim Sprachenliebhaber im Minimum, dass sich die Nackenhaare sträuben. Die Aufzählung sämtlicher innen-und-aussen-Doppelpunkt-Binnen-I-Gendersternchen gipfelt mittlerweile darin, dass irgendein «Absetzer», manchmal eine Art «Gluggsi», an die entsprechende Stelle tritt. Ist das noch Sprache? Was haben wir damit denn gewonnen? Gerade jetzt, wo wir akzeptiert haben, dass es eben nicht «nur» zwei Geschlechter gebe, müssten wir doch dankbar sein, dass wir das gute alte generische Maskulin haben. Verwenden wir wieder die schlanke Lösung von früher, auch wenn die Männer dabei nur «mitgemeint» sein sollten: Sie werden es aushalten, schon nur der Sprache zuliebe. Es braucht den «Tschendertschugger» nicht.

Warum das nun hier? Wie gesagt: Sprache ist mir wichtig. Beim Schnitzelbank geht es um Verse, um eine knappe, möglichst kunstvolle Form des Einsatzes von Sprache. Da sollen Silben passen, Betonungen am richtigen Ort sein, Reime stimmen, da soll die Pointe nicht zu früh kommen und erst noch sitzen. Und nach einer bestimmten Anzahl Zeilen ist das Ganze schon wieder vorbei. Vor über 30 Jahren haben wir schon einen Vers zum Thema gebaut, in der Zwischenzeit ist die Sache beinahe unerträglich geworden.

Aber genug damit: «Dr Pfyffechopf» (oder ächt d Pfyffechöpfene?) freut sich auf die bevorstehende Fasnacht, an der wieder Bänke gesungen werden dürfen. Einiges ist heuer unberechenbar. Führt das reduzierte Platzangebot wegen des Marabu-Umbaus dazu, dass nicht alle, die möchten, die Schnitzelbänke überhaupt hören können? Oder muss man das Gegenteil befürchten? Traut sich das Publikum überhaupt wieder in die Beiz nach zwei Jahren Pause?

Für uns gehts jedenfalls jetzt so richtig los: Themen sammeln, Special austüfteln, Pointen finden, Verse drechseln, Wirkung abwägen, Helgen malen, auswendig lernen. In gut einer Woche muss alles bereit sein: Helgen montiert, Verse auswendig gelernt, Stimme geölt … Puuh. Auf eine «geeche» Fasnacht 2022!

Dr Pfyffechopf ist der dienstälteste Gelterkinder Schnitzelbank und seit 38 Jahren unterwegs.

MEINE WELT

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