Otto Graf

Die Geschwister Broglin-Stiftung mit Sitz in Anwil nimmt in der Gemeinde einen hohen Stellenwert ein. Wie Stiftungsratspräsident Martin Niklaus und dessen Vorgänger Peter Ruepp im Gespräch mit der «Volksstimme» aufzeigten, unterstützt die Stiftung «wohltätige und gemeinnützige Institutionen sowie Einzelpersonen, namentlich solche, die im Bereich der Hilfe zugunsten Menschen in Not, im Bereich des Tierschutzes sowie des Natur- und Heimatschutzes und der Erhaltung der kulturellen Eigenart von Anwil tätig sind». So steht es wörtlich im Handelsregister.

Folglich erhalten die Ortsvereine einen Zustupf von je 300 Franken pro Jahr. Ausserdem dürfen die Glückskette, das Kinderdorf Pestalozzi sowie zahlreiche weitere Institutionen mit Unterstützungsbeiträgen rechnen. Wer wie viel erhält, liegt im Ermessen des Stiftungsrats, der jährlich zweimal tagt. Die Beiträge sind so bemessen, dass das Stiftungskapital langfristig erhalten bleibt. Seit 2007 konnten, wie der ehemalige Gemeindepräsident vorrechnete, gesamthaft rund 210 000 Franken ausbezahlt werden.

Dass es die Geschwister Broglin Stiftung überhaupt gibt, ist in erster Linie der ehrenwerten Gesinnung und dem Weitblick der fünf Geschwister Broglin, die alle ledig blieben und im Bauernhaus Nr. 18 am Dorfplatz wohnten, zu verdanken. Drei von ihnen, Wilhelmine (1912–2007), Paul (1914–2007) und Alice (1917– 2014) unterschrieben am 25. Oktober 2006 die öffentliche Urkunde der Stiftung sowie einen Sacheinlagevertrag. So wurden in einer ersten Phase das rund 3,8 Hektaren haltende Grundstück «Eggacher» und 30 000 Franken in bar in die Stiftung überführt.

Dem Naturschutz verpflichtet
Broglins waren dem Naturschutz und dem Tierwohl sehr zugetan. Dem Wunsch der Stifterinnen und des Stifters entsprechend, verankerte die Gemeinde den «Eggacher» an der Grenze zu Kienberg samt dem dortigen «Heuschüürli» im Zonenplan Landschaft als Naturschutzgebiet. Interessant in diesem Zusammenhang ist der vierseitige Lehenbrief des Gotteshauses Kienberg für Hans Frey, Anwil, betreffend Güter in Anwil vom 7. November 1542. In diesem Dokument, das der ehemalige Staatsarchivar Matthias Manz transkribiert hat, ist unter anderem der «Eggacher» ausführlich beschrieben.

Peter Ruepp, der erste Stiftungsratspräsident, hatte einen guten Draht zur Familie Broglin, die sich im Dorf nie in den Vordergrund drängte und ein recht zurückhaltendes Leben führte. Der ehemalige Unternehmer hat die Geschichte der Broglins chronologisch erfasst. Sie zeigt auf, wer diese Leute waren, wie sie lebten und wie sie im Dorf wahrgenommen wurden. Den Aufzeichnungen zufolge heiratete der Schreiner Josef Brogle (1799–1871) aus Wittnau im Jahr 1834 Ursula Schaffner (1806–1851) aus Anwil. Aus dieser Ehe ging unter anderem Eduard (1838–1913) hervor, der mit Rosine Freiburger (1840–1923) aus Ormalingen verheiratet war.

Dieses Paar hatte sieben Kinder. Sohn Erwin (1881–1950) ging 1908 die Ehe ein mit Frieda Ruepp (1879– 1969) und war der Vater der oben erwähnten fünf Geschwister. Der Hufund Wagenschmied Erwin Broglin sass von 1923 bis 1938 im Landrat und gehörte ausserdem dem kantonalen Kriminalgericht an. Weil er als viel beschäftigter Mann oft unterwegs war, führten eigentlich seine Töchter und der Sohn sowie Bruder Eduard den Bauernbetrieb in «Ammel».

Broglins waren fleissige Leute, intelligent und waren stolz auf ihre Felder und ihren Wald. Die Geschwister halfen einander, wo sie nur konnten, und entwickelten ein gegenseitiges Verantwortungsbewusstsein, das ausgeprägter war als der Wunsch, eine Partnerschaft einzugehen. Dies vermuten wohl nicht nur Peter Ruepp und Martin Niklaus. Die Tatsache, dass Erwin Broglin Landrat war und erfolgreich einen Bauernbetrieb führte, habe auch Neider auf den Plan gerufen, sagt Ruepp. Dies habe dazu beigetragen, dass Familie Broglin zurückgezogen lebte.

Der Name Broglin lebt weiter
Der unlängst verstorbene Max Wirz aus Wenslingen erledigte für Broglins jahrzehntelang die administrativen Arbeiten und füllte auch die Steuererklärungen aus. Als Vertrauensperson empfahl Wirz, das Vermögen der Broglins in eine Stiftung einzubringen. Andernfalls wäre die Erbmasse mangels direkter Nachkommen aufgeteilt worden und an entfernte Verwandte gegangen. Und der Name Broglin wäre von der Bildfläche verschwunden.

Die Gemeinde Anwil ist Broglins zu grossem Dank verpflichtet. Denn die Geschwister veräusserten direkt neben der Schulanlage eine 90 Aren haltende Kulturlandparzelle zu sehr günstigen Bedingungen an die Gemeinde. Letztere wies das Areal der öW-Zone zu und erstellte darauf den Sportplatz. Nach dem Tod von Alice Broglin im Jahr 2014 wurde das kulturell genutzte Bauernhaus am Dorfplatz verkauft. Der Name Broglin lebt aber weiter: Einerseits in der Bezeichnung der gleichnamigen Stiftung und andererseits im Brogliweg, einer Quartierstrasse entlang der Schulanlage.

Für das Wohl der «Ammeler»

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