Zum Schutz von Wild- und Kleintieren
27.08.2021 Bezirk Waldenburg, Waldenburg, NaturElmar Gächter
Es wird gebaut entlang der Neubaustrecke der Waldenburgerbahn, und wie! Prioritäres Ziel ist es ja, der Bevölkerung Ende 2022 ein modernes öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung zu stellen. Klar steht dabei der Mensch im Vordergrund. Dass aber ...
Elmar Gächter
Es wird gebaut entlang der Neubaustrecke der Waldenburgerbahn, und wie! Prioritäres Ziel ist es ja, der Bevölkerung Ende 2022 ein modernes öffentliches Verkehrsmittel zur Verfügung zu stellen. Klar steht dabei der Mensch im Vordergrund. Dass aber auch die Tierwelt auf dieser 13 Kilometer langen Strecke zwischen Liestal und Waldenburg nicht vergessen geht, dafür sorgen neben der Bauherrin Baselland Transport AG vor allem auch die Abteilung Natur und Landschaft (NL) des Ebenrains in Sissach sowie das Amt für Wald, Fachbereich Jagd- und Fischerei.
«Wir haben verschiedene Stellen, wo das Wild von Osten nach Westen wandert und dabei Strasse, Bahn und die teilweise mit Betonufern verbaute Frenke grosse Hindernisse darstellen», sagt Markus Plattner, Leiter der Abteilung NL. Er hat sich deshalb im Planauflageverfahren zusammen mit der Jagd- und Fischereifachstelle dafür eingesetzt, dass Wildtierkorridore und Kleintierdurchlässe geschaffen werden.
Zwei Holzbrücken über die Frenke
Mehr als 20 Jahre sind es her, seit die Vogelwarte Sempach einen Bericht ausgearbeitet hat, wo aufgrund von Wildunfällen regionale und überregionale Korridore geschaffen werden sollen, die für das Wild durchgängig sind. Die Lage dieser Korridore ist vom Kanton weitgehend übernommen worden und in den kantonalen Richtplan (Krip) eingeflossen. Die Standorte werden im Krip relativ genau abgebildet und sie müssen von den Gemeinden bei der Revision ihrer Zonenpläne Landschaft berücksichtigt werden. Diese Massnahme bedeutet, dass den Wildtieren bei ihrem Wechsel nicht zu grosse Hindernisse entgegenstehen dürfen. Baulich muss nur dort etwas gemacht werden, wo der Wechsel weitgehend eingeschränkt ist.
Eine dieser Stellen entlang des WB-Neubaus befindet sich auf der Höhe der Einmündung des Weges, der die Holdenweid in Hölstein erschliesst. Hier verhindern steile Bachmauern, dass das Wild auf die gegenüberliegende Seite der Frenke gelangen kann. Wäre die Frenke, wie von der BLT zunächst vorgesehen, renaturiert worden, wäre das Hindernis beseitigt worden. Das Bundesamt für Umwelt hat sich jedoch gegen dieses Vorhaben in der Grundwasserschutzzone der Stadt Liestal ausgesprochen. Als Alternative werden in diesem Bereich mit einem Abstand von 5 Metern zwei rund 25 Meter breite Holzbrücken über die Frenke erstellt und mit Substrat und einzelnen Sträuchern bedeckt. So ist es den Rehen und Wildschweinen, aber auch Hirschen – mit diesen ist in den nächsten Jahren auch in diesem Gebiet zu rechnen – möglich, den Wechsel zu vollziehen.
Eine andere bauliche Lösung wird für die Kleintiere geschaffen. Damit Eidechsen Kröten, Siebenschläfer, Fuchs, Dachs oder Igel die Hindernisse von Strasse und Bahn vermeiden können, werden entlang der WB-Strecke fünf Kleintierdurchlässe geschaffen. Dabei lenkt eine Mulde vor der Unterführung die Kleintiere in einen rund 1 Meter breiten und 55 Zentimeter hohen Tunnel aus Beton mit natürlichem Boden.
Extensive Wiese für Kleintiere
Einer dieser Durchlässe kommt am Rande des überbauten Gebiets nördlich des Bad Bubendorf zu liegen. Hier hat Landeigentümer und Landwirt Werner Weber vom Neuhof eine extensive Wiese mit Wildblumen angelegt, die den Kleintieren den Weg vom oberhalb liegenden kantonalen Schutzgebiet Richtung Osten ermöglicht. «Dank seines Entgegenkommens und jenes der Gemeinde Bubendorf können wir hier einen Kleintierdurchlass schaffen, der auf der gegenüberliegenden Seite von Strasse und Bahn in den dortigen Weg mündet», hält Markus Plattner fest und hebt hervor: «Diese Gesten sind ganz und gar nicht selbstverständlich.» Werner Weber habe sich zusätzlich bereit erklärt, mit Sträuchern einen Korridor zu schaffen, der es den Tieren ermöglicht, weitgehend geschützt das rund 250 Meter entfernte Frenken-Ufer zu erreichen.
Weitere Durchlässe sind beim Neuhof, beim «Talhaus» sowie beim Bannholden- und Holdenweidbächli vorgesehen; die letzteren beiden waren bereits Bestandteil des Auflageprojekts der BLT. Ganz verhindern lässt es sich laut Plattner nicht, dass die Tiere trotzdem auf die Strasse gelangen. «Sie werden so zwar nicht durch ein eigentliches Leitsystem geführt, dennoch finden sie die Durchlässe problemlos», ist er überzeugt. Ganz wichtig sei die weiterführende Vernetzung, wenn die Tiere den Durchlass verlassen. Ein vor ein paar Jahren erstellter Kleindurchlass unter einer Kantonsstrasse in Muttenz zeigt anhand von Bildern einer im Tunnel installierten Kamera, dass er von den Tieren sehr gut akzeptiert wird.