Trotzdem Fasnacht – aber anders
01.12.2020 Baselbiet, Fasnacht, SissachChristian Horisberger
«Die Fasnacht findet statt – nur nicht so, wie man sie kennt.» Geht nicht, existiert für Fabio Fedriga nicht. Trotz vollständig abgesagten Sissacher Fasnachtsprogramms – vom Umzug bis zur «Chluuriverbrennig» – werden der Präsident der ...
Christian Horisberger
«Die Fasnacht findet statt – nur nicht so, wie man sie kennt.» Geht nicht, existiert für Fabio Fedriga nicht. Trotz vollständig abgesagten Sissacher Fasnachtsprogramms – vom Umzug bis zur «Chluuriverbrennig» – werden der Präsident der Fasnachtsgesellschaft Sissach (FGS) und seine Vorstandskollegen alles daransetzen, um den fasnächtlichen Geist zu wecken und ihn erlebbar zu machen.
Einerseits hält die FGS an den trotz Corona-Auflagen noch machbaren Elementen wie Plakette, «Glöggeliwagä» und Dorfdekoration fest. Andererseits hat sich der Vorstand einige Aktionen ausgedacht, mit denen er vor und insbesondere während der Fasnacht vom 21. bis 25. Februar 2021 sowohl die Aktiven in den rund 70 angeschlossenen Gruppen als auch die Bevölkerung überraschen kann.
Die erste Aktion hat von beidem, Überraschung und Tradition, etwas: Schon morgen Mittwoch, einen Monat früher als üblich, gibt die FGS ihre Fasnachtsplakette heraus. Das Sujet «luege – loose – lauffe» vom Zunzger Stein- und Bildhauer Flavian Naber zeigt den «Vehdockter» – den Leibarzt des Hutzgüris –, ausgerüstet mit einem Stethoskop, wie er den Puls der Zeit abnimmt. Die Plakette soll darstellen, was für das kommende Fasnachtsjahr bezeichnend ist: Ein Intrigieren im Rahmen des Machbaren.
Plakette unter den Weihnachtsbaum
Mit insgesamt 2500 Exemplaren in Gold, Silber und Kupfer ist die Auflage nicht ganz halb so gross wie üblich. Für die frühe Ausgabe habe sich die FGS entschieden, weil sich das Schmuckstück als Weihnachtsgeschenk eigne, sagt Plakettenchefin Nadia Gysin. Zudem könne sie so länger «mit Stolz» getragen werden. Die Plakette hat für die Aktiven nicht nur eine ideelle Bedeutung, sondern auch eine existenzielle: Ein Teil des Verkaufserlöses fliesst an die Cliquen, «Wägeler» und Guggen, welche die Plaketten unters Volk bringen.
Ebenfalls im Rahmen des Gewohnten wird die Fasnachtszeitung der FGS, «Dr Glöggeliwagä», produziert. Anders als üblich wird er nicht nur am Fasnachtssonntag in Sissach verteilt, sondern bereits am Samstag. Zudem schwärmen die Verkäufer in zahlreiche Gemeinden aus. Und auch an der fasnächtlichen Dorfdekoration hält die FGS fest. Allerdings lädt sie dafür die Bevölkerung ein, dabei mitzuhelfen und auch selber kreativ zu werden. Dafür öffnet die Fasnachtsgesellschaft allen Interessierten ihr grosses Lager an Larven und Kostümen. Das Datum für den Dekorationstag hat die FGS bereits fixiert: Es ist der 6. Februar.
Zu den geplanten Überraschungen will Fedriga nicht zu viel verraten – logisch. Nur so viel: Auf die Kosten kommen sollen unter anderem Altersheime, die Spitex und auch die der FGS angeschlossenen Gruppen. Die Anlässe seien «guerillamässig» aufgezogen, damit es zu keinen grösseren Menschenansammlungen komme, bei denen die Corona-Schutzbestimmungen nicht eingehalten werden können, betont der FGS-Chef. «Wir wollen mit positiven Gedanken auffallen und nicht mit Negativ-Schlagzeilen.»
Freude bereiten
Und wie stehen die Chancen, dass im Februar doch etwas mehr vom Gewohnten stattfinden wird? Fedriga glaubt nicht daran und will auch keine Hoffnungen wecken. Jedoch sei nicht ausgeschlossen, bei einer deutlichen Entspannung der Corona-Situation durchaus Teile des üblichen Fasnachtsprogramms zu reaktivieren. Ausnahme: Fasnachtsumzug. Dieser habe eine lange Vorlaufzeit, kurzfristig sei da nichts zu machen.
Fedriga und die FGS lassen sich nicht in die Knie zwingen. Stattdessen schauen sie, was unter den gegebenen Umständen machbar ist, sie hören sich um, was den Menschen eine Freude bereiten könnte und setzen es in die Tat um, damit die Fasnacht allen Widrigkeiten zum Trotz stattfinden kann. Getreu dem neuen Sujet: «luege – loose – lauffe».