Einsprachen gegen WB-Teilprojekt
11.12.2020 Bezirk Waldenburg, Verkehr, HölsteinUmweltschutzkreise monieren Verzicht auf Renaturierung
Das revidierte Projekt für den Doppelspurausbau der Waldenburgerbahn zwischen den Stationen Hölstein und Lampenberg-Ramlinsburg kommt bei WWF und Pro Natura nicht gut an.
Elmar Gächter
Der WWF Region ...
Umweltschutzkreise monieren Verzicht auf Renaturierung
Das revidierte Projekt für den Doppelspurausbau der Waldenburgerbahn zwischen den Stationen Hölstein und Lampenberg-Ramlinsburg kommt bei WWF und Pro Natura nicht gut an.
Elmar Gächter
Der WWF Region Basel, die Pro Natura Baselland und die Natur- und Landschaftsschutzkommission Baselland wehren sich gegen das geänderte Bahnprojekt zwischen Lampenberg-Ramlinsburg und Hölstein. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat als oberste Umweltbehörde der Schweiz im Laufe dieses Jahres entschieden, dass die Vordere Frenke weder renaturiert noch verlegt werden darf (die «Volksstimme» berichtete).
Die Baselland Transport AG (BLT) wollte hier auf rund 400 Metern ihren Doppelspurausbau auf dem Areal der heutigen Bachparzelle realisieren. Das Projekt tangiert die Grundwasserfassung Helgenweid, aus der die Stadt Liestal einen grossen Teil ihres Trinkwassers bezieht. Das Bafu wertete den Schutz dieses wichtigen Gutes höher als die Renaturierung des Baches und stützte damit die Einsprache von Liestal. Die BLT war gezwungen, in diesem Abschnitt neu zu projektieren mit dem Ergebnis, dass Kantonsstrasse und Radweg nach Osten verschoben werden müssen mit Eingriffen in die Waldpartien und Felseinschnitte.
Sowohl für den WWF als auch für Pro Natura Baselland ist es von ihrem Kenntnisstand her aufgrund der publizierten Baugesuchsunterlagen nicht nachvollziehbar, weshalb auf die Renaturierung der Frenke verzichtet wird. «Wir haben grundsätzlich nichts dagegen, wenn der Grundwasserschutz hoch gewichtet wird. Aus den Unterlagen des Auflageprojekts sind die Gründe, die zum ablehnenden Entscheid geführt haben, nicht ersichtlich», sagt Thomas Fabbro, Geschäftsführer von Pro Natura Baselland.
Für den WWF Region Basel besteht nach wie vor eine Alternative mit der Verlegung der Vorderen Frenke. So sei es beispielsweise technisch möglich, naturnahe Fliessgewässer in einer Grundwasserzone zu führen. Ohne Nachweis, dass eine solche Variante unmöglich sei, seien die vorgesehenen Eingriffe des aufgelegten Alternativprojekts nicht statthaft. Die Naturund Landschaftsschutzkommission Baselland will sich während des laufenden Verfahrens nicht näher zu ihrer Einsprache äussern, wie deren Präsidentin Regula Waldner Hilfiker der «Volksstimme» auf Anfrage mitteilte.
Parteien sind gesprächsbereit
Für beide Umweltverbände steht fest, dass beim Festhalten am revidierten Auflageprojekt andere Ersatzmassnahmen zwingend notwendig sind. «Es folgen nun neue Eingriffe in Gewässer, Natur und Landschaft und auf die ursprüngliche Kompensation wird verzichtet – das geht nicht auf», hält Jost Müller Vernier als Geschäftsführer des WWF Region Basel fest. Mit dem Verzicht auf die Renaturierung der Frenke habe sich die Ausgangslage geändert. Erster Grundsatz sei, so Thomas Fabbro, übermässige Eingriffe möglichst zu vermeiden, beispielsweise das Abgraben von Felspartien, die im Reptilieninventar des Kantons verzeichnet seien. Wenn dies nicht möglich sei, müsse Ersatz geschaffen werden, der für die Pro Natura unter anderem im Ausdohlen eines Baches oder in der Erweiterung des kommunalen Schutzgebietes Spitzberg südlich der WB-Station Lampenberg-Ramlinsburg liegen könnten.
Für die Bauherrin BLT kommen die Einsprachen überraschend, wie Reto Rotzler, Leiter der Infrastruktur, auf Anfrage mitteilt. Schliesslich habe das Bundesamt für Umwelt die notwendige Interessenabwägung vorgenommen. Es gehe nun darum, möglichst schnell mit den Einsprechern Fühlung aufzunehmen. «Ziel ist es, die Plangenehmigung bis Ende März zu erhalten, sodass in diesem Abschnitt die Bauarbeiten mit Stilllegung der Bahn am 6. April 2021 starten können», so Rotzler. Der Worst Case wäre aus seiner Sicht, wenn die Einsprachen zu einer längeren Verzögerung führen würden und dadurch die Inbetriebnahme der neuen Waldenburgerbahn zwischen Liestal und Waldenburg verzögert würde.
Dies liegt nicht im Interesse der beiden Umweltverbände, wie sowohl Thomas Fabbro als auch Jost Müller Vernier gegenüber der «Volksstimme» festhalten. Auch sie sind interessiert daran, zusammen mit der BLT möglichst schnell eine gemeinsame Lösung zu finden, bei der die Ansprüche der Natur angemessen berücksichtigt würden.