Der Künstler mit der Kettensäge
30.04.2020 Bezirk Sissach, BuusUinnsinn Bateman schnitzt Kunstwerke in Holzstämme
Mit viel Herzblut, Leidenschaft und seinen Kettensägen kreiert Uinnsinn Bateman, der Kettensägeschnitzer aus Buus, Kunstwerke aus riesigen Holzstämmen. Inspirieren lässt sich der Ire dabei von seiner Heimat.
Susan Fey
Der in Irland geborene und aufgewachsene Uinnsinn Bateman lebt mit seinen zwei Töchtern auf einem abgelegen Hof in Buus. Der etwas struppige, sehr freundliche Künstler ist nicht einfach zu finden. Fragt man auf einem benachbarten Hof nach dem Weg zu seinem Zuhause nach dem Namen «Bateman», wird zuerst die Stirn gerunzelt und zurückgefragt. Beim Stichwort Kettensägenschnitzer wissen aber alle Bescheid und weisen einem den Weg.
Als Kettensägenschnitzer, Künstler, Holzfäller und Vater zweier Prinzessinnen, so beschreibt sich Uinnsinn Bateman selber auf einer Social-Media-Plattform. Aufgewachsen in der Mitte Irlands, ist er in seiner Kindheit früh mit der Mythologie in Kontakt gekommen, die ihn heute zum Teil bei seinen Werken inspiriert. Er erzählt zum Beispiel von Feenkreisen, von denen es heisst, man dürfe sie zu bestimmten Zeiten nicht betreten, sonst geschehe ein Unglück. Die häufigen Regentage in Irland, so Bateman, haben ihn schon in frühster Kindheit zum Zeichnen und Malen gebracht. Bereits zu jeder Zeit interessierten ihn die Natur und der Wald.
Zum Gespräch treffen wir uns an einem wunderbaren sonnigen Frühlingsabend auf seinem Schnitzplatz ganz in der Nähe seines Zuhauses beim Breitfeld am Waldrand. In und um den Schnitzplatz herum stehen viele fertige Werke: Eisbären, Adler, Eulen, Trolle und Feen machen den Ort zu einem stimmungsvollen Erlebnis.
Der Künstler trägt jetzt im Frühling den Bart kurz wegen der Hitze. Er wischt die Holzspäne von einer von ihm kreierten Bank und macht Platz zum Sitzen. Rechts von der Bank thront eine Eule, links ein Adler. Auf der Bank stehen weitere Kunstwerke, ein Hirsch und eine Skulptur mit zwei Eulen.
Der Schnitzplatz ist Batemans Freiluftatelier. Hier werden aus Eichenbaumstämmen mit bis zu drei Metern Länge, gut einem Meter Durchmesser und einem Gewicht von bis zu einer Tonne Kunstwerke gesägt. Während der Arbeit geht es laut zu. Das Schnitzen braucht Kraft und Batemans volle Konzentration.
Die Vorbereitungen zu einem neuen Werk beginnen meist mit der Skizze oder dem Foto eines Kunden. Bateman erklärt, dass er beim Schneiden keine Radikalschnitte mache. Er schneide mit der Kettensäge kleine Teile weg, «Ausblocke» genannt, und so entstehe langsam die gewünschte Form. Die ersten Schnitte schneidet Bateman mit einer Kettensäge mit einem 80 Zentimeter langen Schwert ins Holz. Bei der Arbeit wechselt er immer wieder die Säge – bis zu sieben verschiedene Kettensägen kommen zum Einsatz. Das Schwert der kleinsten misst 30 cm und läuft spitz zu. «Das haut wie die Sau und es geht die Post ab», sagt der Künstler schmunzelnd. Den letzten Schliff bekommt das Kunstwerk mit der Fräse, Schleifmitteln und Ölen.
«Jahresringe erzählen Geschichten»
Wichtig sei die richtige Ausrüstung, so Bateman. Fehlen dürften auf keinen Fall die Schnittschutzhose und eine Arbeitsbrille. Die kreative Arbeit mit der Kettensäge ist körperlich anstrengend, die ganzen Vibrationen lassen einem schon mal die Hände einschlafen. Wegen der Abgase mache er sich keine Sorgen, da er Sommer wie Winter in seinem Freiluftatelier arbeiten könne.
Die für die Kunstwerke benötigten Baumstämme kommen aus der Region. «Am liebsten arbeite ich mit Eichenstämmen, die sind schon mal 180 Jahre alt», sagt der Künstler. «Die Jahresringe erzählen Geschichten über das Klima.» Man merkt Bateman an, dass er ein fundiertes Wissen über den Wald und seine tierischen wie pflanzlichen Bewohner hat.
Bateman studierte in Irland Umweltwissenschaften und schloss mit einem Bachelor ab. Danach arbeitete er in der Pharmaindustrie bis zu seinem grossen «Brake». Er tritt eine Reise mit seinem Fahrrad an. Bateman fährt von Irland bis nach Tibet. Sein Ziel: der Berg Kailash, das buddhistische Zentrum des Universums. Auf seiner siebenmonatigen Reise lernt er die Gastfreundschaft in verschiedenen Ländern kennen. «Vor allem die armen Leute haben ein gutes und grosses Herz», sagt Bateman. So durfte er auf seiner Reise an vielen Festen teilnehmen, von denen er mit einem Leuchten in den Augen erzählt. Gereist sei er wie ein Zigeuner.
Ein weiteres Abenteuer führte ihn auf den Pilgerweg ins Baskenland. Ganz langsam und immer wieder mit verschiedenen längeren Aufenthalten wollte er nach Gibraltar pilgern. Auf dem Pilgerweg lernte er jemanden kennen. Aus diesem Grund lebt und arbeitet er seit 2008 in der Schweiz.
Showschnitzen und Workshops
2009 begann der heute 39-Jährige eine verkürzte Lehre zum Forstwart, ganz ohne schweizerdeutsche Kenntnisse. «Das lernt man schnell, wenn alle Kollegen Anweisungen nur auf Schweizerdeutsch mitteilen», sagt er mit einem charmanten irisch-schweizerdeutschen Akzent. In dieser Zeit unternahm er die ersten Versuche, mit der Kettensäge in Baumstämme zu schneiden. Zu seinen ersten Abnehmern zählten dementsprechend Jäger und Forstleute. Heute ist seine Kundschaft sehr vielfältig. Geblieben sind die Vorlieben für Eulen, Steinböcke und Adler. Batemans Lieblingssujets bleiben die Wesen aus der Mythologie und Sagenwelt. Er hat jedoch auch schon Maschinen und Porträts mit der Kettensäge geschnitzt.
2011 nahm Bateman das erste Mal an den Speedcarving-Schweizermeisterschaften teil und gewann mit seinem Werk «Waldgeist» den zweiten Platz. Bateman hat viele Ideen. So möchte er gerne Workshops im Schnitzen mit der Kettensäge anbieten und vermehrt an privaten und öffentlichen Anlässen mit seinen Kettensägen das Showschnitzen demonstrieren.
Manchmal vermisst Uinnsinn Bateman seine Heimat, den Geruch der rauen See und die mystische Natur. Sein aktuelles Projekt wird in den kommenden Tagen öffentlich zu sehen sein. Gemeinsam mit einem Kettensägenschnitzer-Kollegen hat sich Uinnsinn Bateman kreativ mit dem Thema Corona auseinandergesetzt. Wir sind gespannt.