Thomas Hügli ist gebürtiger Laufentaler und Stiftungsratspräsident der Klimastiftung Schweiz. Er sagt, dass es sich für das Gewerbe lohnt, auf Nachhaltigkeit zu setzen – auch finanziell.

Remo Schraner

Will eine Firma aus ökologischer Sicht nachhaltiger werden, kostet das Geld. Denn oft müssen dazu neue Geräte gekauft werden. Die Klimastiftung Schweiz schafft hier Abhilfe: Durch ihre finanzielle Unterstützung können sich KMU zum Beispiel energiesparende Maschinen oder elektrische Geschäftsautos kaufen. Die Stiftung unterstützt aber auch umweltfreundliche Projekte.

Herr Hügli, wie viele Projekte wurden im Baselbiet durch die Klimastiftung Schweiz mitfinanziert?
Thomas Hügli Wir haben bisher über 20 Projekte in der Region gefördert, unter anderem aus den Gemeinden Läufelfingen, Dittingen und Münchenstein. Bereits mehrfach unterstützt haben wir das Ökozentrum in Langenbruck, das seit 1980 im Bereich nachhaltige Entwicklung und erneuerbare Energien forscht. Aktuell arbeitet das Ökozentrum an einem elektrischen Ersatz für den lauten und umweltbelastenden Benzinmotor von Landwirtschaftsgeräten.

Welche klimafreundlichen Produkte gibt es schweizweit, die dank der Stiftung nun auf dem Markt sind?
Das Bieler KMU Joulia zum Beispiel hat eine Dusche entwickelt, welche die Wärme des Duschwassers dank intelligenten Wärmetauschers zurückgewinnt und so Duschen mit deutlich weniger Energie ermöglicht. Die vom Genfer Unternehmen Terrabloc hergestellten Wandbaublöcke aus Roherde wiederum haben eine viermal tiefere CO2- Bilanz als herkömmliche Gipsplatten. Und das Berner KMU Recircle geht mit seinen Mehrweg-Take-Away-Boxen gegen Ressourcenverschwendung und Littering vor.

Die Stiftung unterstützt die KMU finanziell. Ist nachhaltiges Arbeiten denn immer teuer?
Nachhaltiges Wirtschaften muss nicht zwingend kosten, schon gar nicht mittel- und langfristig. Oft geht es einzig darum, gewisse Sachen nicht mehr oder anders zu machen. Bei Investitionen, etwa in Klimaschutz- oder Energieeffizienzprojekte, unterstützen Organisationen wie die Klimastiftung Schweiz, die Energie-Agentur der Wirtschaft oder die Cleantech-Agentur Schweiz schnell und unbürokratisch.

Was ist überhaupt der Vorteil für ein Unternehmen, wenn es nachhaltig ist?
Begeisterte und damit loyale Kunden, die das Unternehmen weiterempfehlen. Oder motivierte Mitarbeitende, die mit ihrer Arbeit einen Beitrag an eine lebenswerte Umwelt und Gesellschaft leisten können. Auch Kosten lassen sich vermeiden, indem man für Kundenbesuche den öffentlichen Verkehr nutzt. Schliesslich hat man dann auch einen Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern und kann sein nachhaltiges Engagement auch kommunizieren – im Laden oder auf dem Firmenfahrzeug, im Internet oder im Kundennewsletter.

Dann soll man Nachhaltigkeit als Werbung nutzen, um die Kundschaft nicht zu verlieren?
Es ist eine Strategie, um Kunden zu halten und neue zu gewinnen. Die Sorge der Schweizer Bevölkerung um Umwelt und Natur ist schon länger spürbar und wird weiter zunehmen. Nicht nur die Klimakrise bewegt. Abstimmungen in den vergangenen Jahren zu Zweitwohnungen, Raumplanung, Abschaffung der Jagd, sauberem Trinkwasser, fair produzierte Nahrung oder dem Schutz der Biodiversität waren oder sind aktuell. Auf entsprechende Fragen der Kunden zur Nachhaltigkeit des eignen KMU sollte man überzeugende Argumente liefern können.

Was bedeutet es überhaupt, wenn ein KMU «nachhaltig» ist?
Nachhaltig bedeutet, dass ein KMU die Balance zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten seiner Geschäftstätigkeit anstrebt. Oder anders ausgedrückt: Das Unternehmen steht finanziell auf gesunden Füssen, es minimiert einerseits Umwelteinflüsse, die durch sein Wirken entstehen, und sucht andererseits auch aktiv nach besseren Lösungen. Die Menschen im Betrieb behandelt die Unternehmerin oder der Unternehmer fair und respektvoll, fördert sie und anerkennt ihre Leistung.

Gerade für Import- und Exportfirmen birgt die Nachhaltigkeit auch Gefahren. Was sollen sie tun, wenn die Kundschaft vermehrt regionale Produkte will und so der Umsatz zurückgeht?
Einerseits die Chance packen, ein gefährdetes Geschäftsmodell aktiv zu überdenken und andererseits mehr regional produzierte Produkte verkaufen. Wie zum Beispiel zertifizierte Qualitätsprodukte aus den Schweizer Naturpärken Jurapark Aargau in Bözberg oder dem Naturpark Thal in Balsthal. Dortige KMU und Bauernhöfe produzieren lokale Spezialitäten, mit deren Verkauf wertvolle Naturlandschaften dauerhaft erhalten werden können.

So funktioniert die Klimastiftung Schweiz

rs. Die Klimastiftung Schweiz ist ein Zusammenschluss von verschiedenen Grossunternehmen, die KMU motivieren wollen, nachhaltig zu arbeiten und Klimaschutz-Innovationen zu entwickeln. Das Vermögen stammt von 27 Schweizer und Liechtensteiner Dienstleistungsfirmen, welche die Netto-Rückvergütung aus der CO2-Lenkungsabgabe der Stiftung spenden.
Stellt ein KMU einen Förderantrag, vergibt die Stiftung bis zu 20 000 Franken. Neben den sogenannten Standardmassnahmen, die ganzjährig beantragt werden können, vergibt die Stiftung zweimal im Jahr Gelder für Innovationsprojekte. Das bedeutet konkret: Entwickelt ein KMU ein Produkt, das dem Klimaschutz direkt dient, wird dessen Herstellung mit bis zu 200 000 Franken unterstützt. Die nächste Eingabefrist für solche Innovationsprojekte ist der 1. März.

Weitere Informationen finden Sie unter www.klimastiftung.ch

«Nachhaltiges Wirtschaften muss nicht kosten»

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title