Ein Sorgenkind namens Ribigasse
09.01.2020 Baselbiet, Verkehr, HölsteinElmar Gächter
Sorgenkind. So nennt die Gemeinde Hölstein in ihren Gemeindenachrichten die Sanierung der Ribigasse entlang von Vorderer Frenke und Industriebetrieben wie Oris und Bächler. 3,1 Millionen Franken hat der Souverän für dieses Projekt, eines der grössten in ...
Elmar Gächter
Sorgenkind. So nennt die Gemeinde Hölstein in ihren Gemeindenachrichten die Sanierung der Ribigasse entlang von Vorderer Frenke und Industriebetrieben wie Oris und Bächler. 3,1 Millionen Franken hat der Souverän für dieses Projekt, eines der grössten in der jüngsten Geschichte der Talgemeinde, bewilligt. Und nun ist von «stattlichen» Mehrkosten und von einer Bauverzögerung von mehreren Monaten die Rede. Was ist passiert? Christine Bürgin, Leiterin des kommunalen Bauwesens, macht verschiedene Gründe dafür verantwortlich. Sie nennt die kantonalenVorgaben zum Grundwasserstrom, die erst kurz vor Baubeginn bekannt gewesen seien und zu zusätzlichem planerischem und baulichem Aufwand geführt hätten. Und sie verweist vor allem auf die Bachmauer entlang eines privaten Grundstücks, deren Zustand sich als viel labiler als angenommen präsentiert und dazu geführt habe, dass die Mauer von Grund auf neu erstellt werden musste.
Dass dem Hochwasserschutz mit einer komplett neuen Mauer entlang der Ribigasse Rechnung getragen werden musste, war von Anfang an klar. «Nicht gerechnet haben wir hingegen mit der Bedingung des Kantons, die tief verankerte Mauer so zu konzipieren, dass sie den Durchfluss des Grundwasserstroms nicht behindert», sagt Christine Bürgin. Die Planer lösten dieses Problem mit Schlitzen sowie Drainageröhren im Mauerfundament, allerdings nur mit entsprechender zeitlicher Verzögerung gegenüber dem ursprünglichen Bauprogramm und mit Mehrkosten.
Finanziell und zeitlich weit stärker schenkt allerdings der unvorhergesehene Neubau einer rund 40 Meter langen Stützmauer auf einer privaten Parzelle ein. Der Zustand der alten Mauer sei komplett unterschätzt worden, räumt Bürgin ein. Es seien zwar auch auf dieser linksufrigen Bachseite Sondierbohrungen gemacht worden, jedoch nicht im Bereich dieser Mauer. Weshalb, sei im Nachhinein schwierig zu beurteilen. Sie räumt jedoch ein, dass die Projektleitung dieses Problem unterschätzt habe, und ergänzt: «Allenfalls hätte man mit vorgängigen zusätzlichen Abklärungen die Mehrkosten besser einschätzen können, am finanziellen Zusatzaufwand hätte dies aber nichts geändert.» Der Gemeinderat habe deshalb beschlossen, das Projekt ohne weitere Voruntersuchungen umzusetzen.
Mehrkosten noch unbekannt
Der unvorhergesehene Eingriff brachte zeitliche Verzögerungen und Mehrkosten mit sich. Zwar müsse der betroffene private Landeigentümer sich an diesen Kosten beteiligen, der weitaus grösste Teil bleibe jedoch an der Gemeinde Hölstein hängen. Und vor allem führten die unerwarteten Ereignisse zu Unterbrüchen beim Bauablauf, was für die beteiligten Unternehmer Grund genug war, grössere finanzielle Forderungen zu stellen.
Über die Höhe der Mehrkosten will sich Christine Bürgin nicht äussern. «Wir sind mit unseren Abklärungen noch nicht so weit, um eine seriöse Zahl zu nennen.» Die Verhandlungen mit den Bauunternehmen dürften auch noch ihre Zeit beanspruchen. So ist die Ankündigung der Gemeindeverwaltung vom Dezember, der Nachtragskredit werde an der nächsten Gemeindeversammlung traktandiert, etwas gar sportlich. «Eventuell werden wir die Kreditvorlage auch erst mit der Schlussabrechnung vorlegen», hält Bürgin fest.
Wenig Grund für Mehrkosten gab das Wetter, denn die Baustelle wurde vor grösseren Hochwassern verschont. Christine Bürgin betont zudem die sehr gute Arbeit, die vor Ort geleistet werde. Zudem windet sie den Anwohnerbetrieben ein Kränzchen für ihr Verständnis während der Bauphase. Sie hofft, dass die Ribigasse Ende Mai dieses Jahres saniert dem Verkehr übergeben werden kann.
Vorher ist allerdings noch eine rund dreimonatige Sperrung der Ribigasse im südlichen Teil vorgesehen: Im August wird mit der örtlich direkt anschliessenden Sanierung des Stutzwegs begonnen. Sie soll die grösseren baulichen Aktivitäten auf den Gemeindestrassen abschliessen, bevor im Jahr2021 der Ausbau der Waldenburgerbahn (WB) im Dorf losgeht. «Sollte es aus irgendwelchen Gründen Verzögerungen in der Projektierung geben oder die Bauausschreibung im Frühling nicht die gewünschten Ergebnisse bringen, werden wir den Stutzweg erst nach den WB-Arbeiten in Angriff nehmen», sagt Christine Bürgin.