Der Zauberkünstler Mauro Lessa hat seinen Weg gefunden

Hautnahe Magie will der 25-jährige Sissacher Mauro Lessa seinem Publikum bieten. Noch ist die Zauberei ein Hobby für den Entertainer, der auch leidenschaftlicher Gitarrist und Bassist ist, aber seine Brötchen als gewöhnlicher kaufmännischer Angestellter verdient.

Daniel Schaub

«Hast Du Fantasie?» Die Frage von Mauro Lessa kommt etwas unverhofft, und wer antwortet hier schon gerne mit «Nein»? Also stellt man sich den imaginären Kartenstapel vor, mischt etwas unbedarft ins Leere, zieht in Gedanken eine Karte aus der Luft, legt sie virtuell umgekehrt in den Stapel, der nun durch einen kleinen Feuerball tatsächlich erscheint und der eigenen Fantasie für einen Sekundenbruchteil die ausgewählte Karte vor die Augen flimmern lässt.

Das ist zwar nicht Teil des Tricks, doch das unvermeidbare Ende liegt auf der Hand: Natürlich ist die bloss in Gedanken gewählte Kreuz-Zehn auch in der Realität die einzige umgekehrte Karte im Stapel. Magie hautnah, genau das ist das Zauberwort des 25-jährigen Sissachers Mauro Lessa.

Der umgelegte Schalter
An diese heute selbstverständliche Nähe musste er sich in einem längeren Prozess erst herantasten. Lange hatte sich Lessa stark auf die Technik, auf die Handgriffe fokussiert, sie in stundenlangem Training perfektioniert. Eines Tages, es war nach einem seiner Auftritte, stellte er fest, dass er unzufrieden geworden war. Es klappte alles, doch es fehlte etwas. Die Selbstanalyse brachte ein simples Ergebnis: Es war der Spass, der ihm ein Stück weit abhandengekommen war.

Und so machte er sich Gedanken über Psychologie, über Kommunikation, über Entertainment in der Magie. «Es war wie ein Schalter, der umgelegt wurde», sagt er heute. Er begann, mit dem Publikum zu spielen, mehr Komik einzubauen. Die Interaktion mit dem Publikum rückte in den Vordergrund, der eigentliche Trick ist nur noch ein kleiner, wenn auch entscheidender Teil des Gesamterlebnisses.

Lessa hat die Nähe zu den Menschen gesucht und gefunden – und ein Stück weit auch zu sich selbst. In der neuen Auslegung fühlt er sich spürbar glücklicher, er ist angekommen bei sich und seinen Stärken. «Diese Art der Magie hat auch mehr Potenzial für Improvisationen, denn jedes Publikum ist anders», sagt Lessa.

Begonnen hatte alles in Itingen, im Dorf, wo er aufwuchs. Im Schwimmbad liess er sich von einem Kollegen im zarten Alter von sieben Jahren das Pokerspiel erklären – und war sofort fasziniert. Gespielt wurde nun bei jeder Gelegenheit, mit Hilfe von Büchern vertiefte er sein Wissen und Können. «Poker wurde zu einer riesigen Leidenschaft.» Die so weit führte, dass sich Lessa mit etwa 14 Jahren auch Gedanken darüber zu machen begann, wie man wohl schummeln könnte, damit man die besten Blätter in die Hand bekommt.

Bei seinen Recherchen spürte er, wie all das, was er zu diesem Thema fand, an die Zauberei heranführt. Sie sollte zur neuen Faszination in seinem Leben führen, denn mit dem betrügerischen Ansatz war kein gutes Gefühl verbunden. Es ging um die Beherrschung der Karten. Im Selbststudium brachte er sich etliche Zaubertricks bei, im Gymnasium Muttenz übte er so oft unter der Schulbank, dass er heute ahnt, dass «in der Schublade der Lehrer bestimmt etwa 30 eingezogene Kartenspiele verschwanden».

Show vor 800 Zuschauern
Das Repertoire wuchs bei vier bis fünf täglichen Übungsstunden rasch an, es folgten erste kleine Auftritte, zunächst innerhalb des Familienkreises, dann auch extern an kleinen Anlässen. Lessa spürte, dass er ankam mit seiner Tischoder Close-Up-Zauberei, die Kadenz der Engagements wuchs, genauso wie die Motivation. Er begann nun, auch kleinere Bühnenshows, sogenannte Routinen, zu konzipieren, für grössere Anlässe. Im letzten Mai trat er bei der Genossenschafterversammlung der Raiffeisenbank Oberbaselbiet in der Mehrzweckhalle Lausen auf, um die 800 Leute liessen sich von ihm faszinieren, es war sein bisher grösster Auftritt.

Noch immer ist die Magie ein Hobby von Mauro Lessa. Er arbeitet 90 Prozent als kaufmännischer Angestellter bei der Tenniker Uhrenfirma Grovana, die Abende gehören der Magie – und der Musik. Als Gitarrist und Bassist spielt er in wechselnden Bands und lässt sich als Studiomusiker verpflichten. Dazu spielt er im HDC Gelterkinden Darts, den Fussball hat er nach einem Zwischenspiel beim FC Diegten-Eptingen wieder aufgegeben. «Es ist manchmal viel», stellt er fest.

Die Gagen aus der Zauberei reichen längst nicht für den Lebensunterhalt. «Natürlich ist es ein Traum, einmal zur Hälfte von der Zauberei und der Musik leben zu können, aber ich bin nicht der Typ, der das mit aller Verbissenheit anstrebt. Ich lasse es laufen.» Wenn es in den nächsten zehn Jahren so laufen würde wie jetzt, sei das auch in Ordnung. Auf rund 40 Auftritte jährlich bringt es «Magic Mauro» derzeit.

Momentan arbeitet Lessa an einem abendfüllenden Programm. Es gehe in der Magie darum, schnell die Sympathie des Publikums abzuholen, es aus dem Alltag zu entführen, ein Erlebnis zu schaffen, um den Menschen ein Gefühl zu vermitteln, das sie zuvor noch nicht kannten. Michael Vincent, ein englisches Vorbild Lessas, spricht in diesem Zusammenhang von «real astonishment», vom echten Staunen. Es sei ein Gefühl, das sogar stärker sein könne als Liebe. Genau da möchte auch Lessa hin, nicht mystisch ernst, sondern mit einer gehörigen Portion Humor und einem feinen Gefühl für die Unterhaltung. «Hast du Fantasie?» Aber sicher doch.

www.magic-mauro.ch

In einer magischen Welt

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