Blick in 500 Spyrenkästen
19.07.2019 Baselbiet, Zunzgen, NaturLorenz Hostettler beringt Jungvögel in der ganzen Region
Lorenz Hostettler aus Zunzgen hat viel zu tun, kontrolliert er im Juli doch mehr als 500 Mauerseglerkästen in unserer Region und beringt dabei die «Spyren» für die Vogelwarte Sempach. Zusätzlichen Einsatz verlangte die ...
Lorenz Hostettler beringt Jungvögel in der ganzen Region
Lorenz Hostettler aus Zunzgen hat viel zu tun, kontrolliert er im Juli doch mehr als 500 Mauerseglerkästen in unserer Region und beringt dabei die «Spyren» für die Vogelwarte Sempach. Zusätzlichen Einsatz verlangte die Hitzeperiode im Juni.
Brigitt Buser
Auf die Frage, ob der «Spyr», wie der Mauersegler im Volksmund heisst, unter der zurückliegenden Hitzeperiode gelitten habe, beantwortet Lorenz Hostettler dies mit Ja. «Wie sehr sie jedoch leiden, kommt immer auf den Fortschritt und den Zustand der Brut an. Haben die Jungvögel eine gewisse Grösse erreicht, ertragen sie die Hitze besser, als wenn sie nur ein paar Tage alt sind», fügt er hinzu. Da der Vielflieger wegen des kühlen Aprils rund eine Woche später bei uns eintraf, begann auch das Brutgeschäft später. Demzufolge waren viele Jungvögel einfach noch zu klein, als bereits im Juni eine Hitzeperiode eintrat.
So ist an zwei sehr heissen Standorten praktisch die ganze Brut eingegangen. Zudem sind viele Jungvögel aus ihren Nestern geflohen. Hostettler probierte, gefundene Jungvögel als Findelkinder in anderen Bruten unterzubringen, was allerdings nur manchmal erfolgreich war.
Was für Lorenz Hostettler vor 40 Jahren mit der Übernahme der Betreuung von fünf Nistkästen von seinem ehemaligen Arbeitskollegen in Olten begann, erweiterte sich bis heute zu 26 Ortschaften in den Kantonen Baselland und Solothurn an 79 Häusern mit mehr als 500 Nistkästen in unterschiedlich grossen Kolonien. Jede Beringung wird akribisch dokumentiert. Dies ist natürlich auch eine gute Basis, um zu eruieren, wo ein elternloser Jungvogel untergelegt werden kann. Da Spyreneltern jährlich ein bis drei Junge aufziehen, kommt nur eine Einer- oder Zweierbrut infrage.
«Es sind beim ersten Durchgang aber immer auch Jungvögel dabei, die für eine Beringung noch zu klein sind. Daher folgt noch ein weiterer. So wird auch kontrolliert, ob der Findling angenommen wurde», erklärt Hostettler weiter.
Ohne treue Helfer geht es nicht
Um den mittlerweile grossen Aufwand der Beringung zu bewältigen, hat der Spyrenfreund einige treue Helfer. Heute ist Hans Propst aus Reigoldswil mit dabei, der an seinem eigenen Haus mittlerweile 19 Mauerseglernistkästen hat. So konnten sie an diesem Morgen 42 Jungvögel im Kirchturm Rümlingen beringen. Ebenfalls wurden drei früher beringte Altvögel zum Ringablesen entdeckt.
Auch wenn für Lorenz Hostettler das Kontrollieren der Kästen momentan viel Aufwand bedeutet, so mache er dies doch gerne, erzählt er weiter, während er vorsichtig einen jungen Mauersegler beringt. Dabei wird das Tier auch nach Parasiten wie die Lausfliegen abgesucht und davon befreit.
Noch knappe zwei Wochen Zeit bleiben dem 65-jährigen Pensionär dazu. Dann treten die Mauersegler bereits wieder ihre Reise nach Afrika an, wo sie den Winter südlich der Sahara verbringen. Dann sind die durchdringenden «Srieh-srieh»-Rufe in unseren Siedlungsgebieten wieder verstummt. Für Hostettler heisst dies aber noch lange nicht, dass Ruhe eingekehrt ist. Dann werden die erfassten Daten der Vogelwarte gemeldet und ausgewertet. Zudem werden die Nistkästen bei Bedarf geputzt und geschlossen oder defekte erneuert.