Eveline Kern-Schaub bringt Gutes ins Glas

Seit einem Jahr verarbeitet Eveline Kern Gemüse und Früchte zu Köstlichkeiten im Glas. Verkauft werden die sterilisierten, getrockneten und eingekochten Zutaten in einem ehemaligen «Wöschhüüsli» am Neuweg in Sissach.

Heiner Oberer

Püriert. Geschält. Getrocknet. In Gläsern und Säckchen. So kommen die Tomtaten in das ehemalige «Wöschhüüsli», erklärt Eveline Kern-Schaub. Die gelernte Betriebsassistentin und Fachperson Betreuung hat sich einen lange gehegten Traum erfüllt. Sie füllt Beeren, Gemüse und Früchte in Gläser und Flaschen ab. In liebevoller Handarbeit produziert sie im Elternhaus am Neuweg in Sissach neben vielem anderen Tomatensugo, Gewürzöl und Gewürzessig. Zucchetti werden zu Röllchen. Gurken zu Essiggurken. Früchte zu Konfitüre und Sirup. Tomaten, in hauchdünne Scheiben geschnitten, werden gedörrt.

Besuch im Probierstübli am Neuweg, wo Eveline Kern werkt. Wir sitzen am Stubentisch. Der Kaffee wird in nostalgischem Porzellan serviert. Überall stehen Gläser, Flaschen, Säckchen. Es riecht nach Rosmarin. «Noch läuft die Produktion in geordneten Bahnen», erklärt Eveline Kern. Ehemann Ruedi (67) nickt. Er weiss, seine Zeit wird noch kommen. Als Nächstes wird er auf den Spaziergängen mit Hund und Hut in den umliegenden Wäldern Bärlauch ernten, der zu Hause zu Bärlauchspätzli verarbeitet wird. Produziert wird in der Küche nebenan, wo schon Eveline Kern-Schaubs Mutter gekocht hat.

Grünen Daumen geerbt
«Schon möglich», sagt die 60-jährige Sissacherin, «dass die Gene meiner Eltern Schuld sind». In den 1960er-Jahren hat Vater Hans Ruedi Schaub, besser bekannt als «Gmüeser-Schaub», mit einem blauen VW T3 Pick-up frisches Gemüse an die Sissacher Haushalte geliefert, das er tags zuvor in der Genossenschaft in Ins geholt hat. Ehefrau Lisette, sie ist in Ins aufgewachsen, hat beim Neubau der Wohnblöcke an der Kleinen Allmend Anfang 1960 den Wunsch geäussert, im Block Nr. 1 einen kleinen Verkaufsladen zu integrieren. Dort hat sie während 27 Jahren, bis ins Jahr 1988, sechsmal in der Woche Gemüse, Früchte und Gewürze angeboten.

Nebenher hat sie am Neuweg im Privatgarten mit grosser Leidenschaft Blumen, Gemüse und Früchte gezogen. «Ich musste mit meinen beiden Schwestern nach der Schule mithelfen beim Jäten, Hacken oder Pflanzen», erinnert sich Eveline Kern. Geschadet habe ihr das nicht, habe sie doch so vermutlich den grünen Daumen der Mutter geerbt.

Seit einem Jahr betreibt sie jetzt das Lädeli, wo Kerns Produkte zum Verkauf angeboten werden und das Probierstübli, wo die Kundinnen und Kunden zur Degustation einkehren können. «Ich bin vom Erfolg überrascht», sagt Eveline Kern. Natürlich helfe ihr ihre Kontaktfreudigkeit. «Ich erhalte zahlreiche positive Rückmeldungen von Freunden und Bekannten, die mich bestärken, weiterzumachen.»

Ehemann Ruedi, langjähriger Betriebsassistent bei der SBB und später bei der BLS und der Bedächtigere der beiden, ist für Werbung und Buchhaltung zuständige. «In der Küche bin ich nicht zu gebrauchen. Das ist das Reich meiner Ehefrau», sagt er. Eveline lacht. «Ich denke, wir ergänzen uns mit unseren doch recht unterschiedlichen Charakteren auf das Beste.»

Die Grundzutaten für die verschiedenen Produkte kommen, wenn immer möglich, aus dem eigenen Garten oder der näheren Umgebung. Einziger Kompromiss: Die Pelati für den Sugo und die geschälten Tomaten liefert der ortsansässige Gemüsehändler Bruno Attanasio. «Gegen 200 Kilogramm Pelati verarbeite ich. Dann geht es hoch zu und her in der Küche», sagt Eveline Kern. In dieser Zeit, wenn täglich Früchte, Gewürze und Gemüse auf die Verarbeitung warten, würden ihr Freundinnen zur Seite stehen: «Ohne fremde Hilfe könnte ich die Arbeit nie und nimmer bewältigen.» Als Beispiel zeigt sie ein Gewürz-Bouquet Garni. In liebevoller Handarbeit bindet sie garteneigene Gewürze zu Bouquets, die aussehen wie zu klein geratene Mumien. Nebenher backt sie «Zopftübli», die inzwischen in Sissach einen gewissen Kultstatus besitzen. Gibt der Garten im Winter nichts her, vertreibt sich Eveline Kern die Zeit mit der Herstellung von Gebäck und Dekorationsmaterial. Langweilig sei es ihr nie, sagt sie und lässt ihr ansteckendes Lachen erschallen.

Jetzt ist aber genug geredet. Der Bärlauch-Spätzliteig muss zubereitet werden. Ehemann Ruedis Bärlauchernte von heute Morgen muss so frisch wie möglich verarbeitet werden. Schliesslich lautet Eveline Kerns Betriebs-Credo: saisonal – regional – natürlich.

Vier-Jahreszeiten-Lädeli und Probierstube, Neuweg 24a und 15, Sissach, 079 217 79 24. Die Öffnungszeiten sind zu finden unter: www.laedelisissach.ch

Tomaten im «Wöschhüüsli»?

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