«Herrgott stärneföifi nonemol … so nit!»

Replik auf den Leserbrief «Neue Reformation wäre dringend nötig» in der «Volksstimme» vom 26. Februar, Seite 8, zum Artikel «Als der Zölibat ins Wackeln geriet» in der «Volksstimme» vom 22. Februar, Seite 7

Obwohl von verschiedenen Seiten immer wieder ermahnt, die Welt nicht verbessern zu wollen, konnte ich einen kleinen Schreibanfall nun doch nicht unterdrücken. Es soll weniger Kritik als viel mehr ein Aufruf an alle toleranteren Mitmenschen sein, egal welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion, sexueller Ausrichtung, politischer Einstellung und Lieblingsspeise; für Anhänger eines Weltbilds in Kugelform und all jene, die längst begriffen haben, dass Grenzen nur Linien auf einer Karte sind, mehr nicht.

Einer sagte ja mal «Religion ist Opium für das Volk». Ich teile diese Meinung zwar, respektiere aber gerne auch andere. Deswegen jemanden zu verunglimpfen oder zu verachten und dies meist pauschal, ist für mich ethisch und moralisch unhaltbar. An die Adresse des Autors von oben genanntem Leserbrief, Herrn Schwob: Der damalige Machthaber über Judäa war immerhin der römische Kaiser und zusammen mit seinen lokalen Lakaien autoritärer Natur. Der Nazarener hingegen war ja wohl überhaupt das Urbild eines «Gutmenschen». Er half Dieben, Mördern und Huren, hat sogar seinem eigenen Verräter vergeben und politisch war er wohl eher ein Linker. Für seine Prinzipien wurde er dann ja auch verurteilt. Auf keinen Fall hätte er sich aber dafür kreuzigen lassen, dass wir seine gelebte Nächstenliebe in verblendeter und völlig verdrehter Weise auf irgendwelche ideologischen Kreuzzugsfahnen schreiben.

Überhaupt, wer ist denn schöpfungstechnisch dafür verantwortlich, dass es Christen, Moslems, Juden und Buddhisten gibt? Oder die Schwulen, Lesben und «Genderwahnsinnigen». Wer macht all die Gutmenschen, Linken, die «Eingemitteten» und Liberalen? Selbst für Faschos und Nazis müsste die Schöpfung doch einen Grund haben. Der arme Teufel ists eher nicht, denn alles Böse auf dieser Welt ist menschengemacht und das wird auch so bleiben, ausser wir ändern es.

Aber genug der vielen Worte, ich muss noch mein Faschingsgottesdienstkleid im homophoben Genderwahnsinnigen-Style fertig nähen. Mein multikulturell gemischter Freundeskreis wäre sonst enttäuscht … «Peace» und «e schööni Fasnacht»! (PS Habe soeben festgestellt, dass sich in meinem Konfettisack Räppli jedwelcher Art und Couleur tummeln … – wenn das mal nur gut geht!)

Marc Weder, «dem Zeitgeist huldigender Gutmensch», Gelterkinden

Religion

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