Florian Kron hat die Gemeinde zurück in die Eigenständigkeit geführt

Vor neun Jahren hat Florian Kron das Gemeindepräsidium von Hersberg übernommen und die zuvor vom Kanton angeordnete Zwangsverwaltung beendet. Nun droht sich die Geschichte nach seinem Rücktritt zu wiederholen.

Otto Graf

Florian Kron, der seit 2009 als Präsident die Geschicke der rund 330 Seelen zählenden Gemeinde Hersberg leitete, legte sein Mandat per 30. September 2018 nieder. Grund für den Rücktritt ist die berufliche Veränderung. Denn Kron amtet seit dem 1. Juni dieses Jahres als Leiter des Schulinternats Sommerau im Homburgertal. Neben diesem Vollzeitjob habe er keine ausreichenden zeitlichen Ressourcen mehr, um das Präsidialamt zufriedenstellend auszuführen, begründet er seinen Rücktritt aus dem dreiköpfigen Gremium.

Er sei vor bald zehn Jahren wie die Jungfrau zum Kind zur Kommunalpolitik gekommen, umschreibt Kron seinen politischen Einstieg. «Ich war einfach der Letzte, der auf dem Dorfplatz davonrannte. So hat es mich erwischt», meint er mit einem Grinsen. Öffentliche Funktionen habe er vorher, abgesehen von der Feuerwehr, nie ausgeübt.

Streit im Dorf
Er erinnert sich noch genau, wie es zur Zwangsverwaltung kam. Das geplante Feuerwehrmagazin spaltete das Dorf in zwei Lager. Dabei wurde auf den Mann gespielt. Die Sache trat in den Hintergrund. Dies führte zu den Rücktritten und Vakanzen im Gemeinderat, so dass die Regierung schliesslich ein Machtwort sprechen musste und Erich Straumann als Sachwalter einsetzte. Der ehemalige Regierungsrat führte im Dorf viele Gespräche mit den Leuten, was die Situation schliesslich beruhigte. Straumann habe an den wöchentlichen Sitzungen zwei Stimmen gehabt, er, Kron, eine. Praktisch alle Geschäfte habe man einvernehmlich erledigen können.

Das Auslagern der Verwaltung nach Arisdorf erwies sich kostengünstiger als eine eigene Verwaltung. Dies nahm den Kritikern den Wind vollends aus den Segeln. «Es ist weitgehend Erich Straumann zu verdanken, dass wir die Geschicke der Gemeinde relativ schnell wieder in die eigene Hand nehmen konnten», umschreibt Florian Kron die damalige Lage. Noch heute pflege er auf privater Basis Kontakte mit dem früheren Regierungsrat und «Breesi» von Wintersingen.

Wiederholt sich die Geschichte?
Die Frage, ob sich die Geschichte wiederholen könnte, bejaht Kron und verweist auf die beiden ergebnislos verlaufenen Wahlgänge, den freigewordenen Sitz im dreiköpfigen Gemeinderat wieder zu besetzen. Die Stimmung im Dorf sei grundsätzlich gut. Kron hofft, dass bald jemand bereit ist, politische Verantwortung zu übernehmen. «Andernfalls», gibt er zu bedenken, «sind wir auf bestem Weg, uns erneut entmündigen zu lassen.» Die Hersbergerinnen und Hersberger, stellt er fest, seien politisch reifer geworden. Man gehe die Probleme sachlicher an und akzeptiere die Beschlüsse der Gemeindeversammlung besser. Man überlasse den «Lead» in einer bestimmten Angelegenheit gerne dem Gemeinderat, was doch ein gewisser Vertrauensbeweis in die Behörde sei. So habe Hersberg in der vergangenen Dekade auch grössere Projekte realisieren können, etwa den Werkhof mit Feuerwehrmagazin. Persönliche Angriffe oder gar Beleidigungen, wie sie früher vorkamen, gebe es an der «Gmäini» nicht mehr.

Beim «Neustart» am 1. Oktober 2009 standen Präsident Florian Kron zwei Frauen zur Seite: Iris Allenspach Bachmann und Franziska Were Imhof. Zwischenzeitlich, nach dem Rücktritt von Were, hatten vorübergehend zwei Männer das Sagen, während derzeit im Gemeinderat mit Iris Allenspach und Andrea Born wiederum zwei Frauen sitzen. Die Frauenmehrheit habe sich bewährt, stellt der Zurückgetretene fest. Ein Aufstocken des Rats auf fünf Sitze habe man hin und wieder geprüft, sagt Kron, aber nie ernsthaft in Erwägung gezogen.

Die Frage, ob sich Hersberg der Nachbargemeinde Arisdorf, mit der ohnehin eine enge Kooperation besteht, anschliessen soll, könnte angesichts der Schwierigkeiten beim Besetzen der Sitze im Gemeinderat durchaus Auftrieb bekommen, meint Kron. Die ruhige Lage, stellt er abschliessend fest, mache Hersberg zu einem Dorf mit hoher Wohnqualität, wo man gerne zu Hause ist.

«Politische Prozesse müssen heranreifen können»

Herr Kron, was war das persönliche «Highlight» in Ihrer Amtszeit?
Das war die Tatsache, dass sich nach der von der Regierung vor zehn Jahren angeordneten Zwangsverwaltung Leute von Hersberg bereit erklärt haben, zusammen mit mir politische Verantwortung zu übernehmen. So konnte die Bevormundung aufgehoben werden. Daraus entstand dann eine frischere Diskussionskultur an den Gemeindeversammlungen.

Welche Ziele haben Sie nicht erreicht?
Es ist zwar nicht meine Aufgabe, Kandidierende zu suchen. Aber insgeheim hoffe ich, dass sich nach meinem Rücktritt doch noch jemand meldet, der Einsitz in den Gemeinderat nehmen möchte. Bis jetzt verliefen zwei Urnengänge ergebnislos. Leider ist auch das Projekt «Florian» nicht in der vollen Grösse zum Laufen gekommen. Der gemeinsame (Vor-)Name führte zu manchem Lächeln. «Florian» nennt sich das Projekt einer Regionalfeuerwehr eines 14 Gemeinden von Lauwil bis Giebenach umfassenden Feuerwehrzweckverbands, das nun auf kleiner Flamme weiterkocht.

Welchen Rat geben Sie Ihrem Nachfolger mit?
Ich möchte ihr oder ihm das Bewusstsein vermitteln, dass politische Prozesse und Entscheidungen Zeit brauchen.

Wie wird die nächste Generation Ihre Gemeinde bis 2042 verändert haben?
Da kann man nur spekulieren. Nach der erfolgreich nach Arisdorf ausgelagerten Verwaltung werden wir Ortsteil einer Grossgemeinde sein, die etwa dem Perimeter der jetzt zur Diskussion stehenden Region entspricht.

FLORIAN KRON

og. Florian Kron lebte bis zu seinem siebenten Altersjahr am Arbeitsort seines Vaters in Belgien und war auf einer einjährigen Reise durch den amerikanischen Kontinent. Danach wohnte er mit seiner Familie während sieben Jahren in Hersberg, dann in Liestal. Vor zwölf Jahren kehrte der Mechaniker, der nach der Lehre ein Sozialpädagogikstudium absolvierte, gefolgt von verschiedenen Weiterbildungen, nach Hersberg zurück. Seine Frau Edeltraud ist berufstätig und hat ebenfalls mit Kindern zu tun. Eigene Kinder haben Krons nicht.

«Ich war der Letzte, der davonrannte»

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title