«Nur mit der Frisur verdienst du kein Geld»

  04.11.2014 Nachtcafé

Warum er vom Namen her besser ein Ofenbauer geworden wäre, aus banalen Ideen manchmal ein Hit entsteht und warum er bei «Art on Ice» unbemerkt die ­Hosen runterlassen könnte: Marc Sway sprach im «Volksstimme»-Nachtcafé über sein Leben als Sänger und Songwriter.

«Als Ofenbauer wäre mein Name hervorragend», sagte Stefan Bach­ofen im «Volksstimme»-Nachtcafé am vergangenen Donnerstagabend. Doch statt Ofenbauer wurde Bach­ofen eben Sänger und Songwriter, landesweit bekannt unter dem Künstlernamen Marc Sway. Wobei Marc immerhin sein zweiter bürgerlicher Vorname ist. «Einen Künst­lernamen zu finden, ist gar nicht so einfach», sagte der 35-Jährige. Entsprechend sei der Name Marc Sway auch zufällig bei seinen ersten Studioaufnahmen entstanden. «Der Produzent habe ihm immer wieder gebeten: «Stop to sway.» («Hör auf, dich hin und her zu bewegen.»)
Bewegt hat Sway die Zuschauer in der Oberen Fabrik nicht mit seinem Gesang – da er mit einer Erkältung zu kämpfen hatte, wollte er seine Stimme schonen. Vielmehr ­unterhielt er das Publikum mit ­Anekdoten aus seinem Privat- und Künstlerleben. So redete Sway mit Gesprächsleiter Michael Wieland über die Anfänge und Höhepunkte seiner Karriere.
Der statistische Höhepunkt ist Sways Mundart-Ballade «Hemmigslos Liebä» – gesungen mit Music-Star Fabienne Louves. Dieses Duett stiess in der Hitparade bis auf den siebten Platz vor. Man habe ihn damals mit der Bitte angerufen, eine Ballade zu schreiben, die ein Hit werde.


Banale Idee wird zum Hit
Ursprünglich wäre der Song als Einzelinterpretation für Louves, die damals die Castingshow des Schweizer Fernsehens gewonnen hatte, gedacht gewesen. Ein Produzent hätte aber die Idee gehabt, dass er sich auch als Duett anbieten würde: «Oft haben Musikerkollegen irgend eine spontane, banale Idee, die dann zum grössten Hit wird.» Vielleicht sei damals aber auch der Zeitdruck – er hatte zwei Tage Zeit, um den Song zu schreiben – das Erfolgsrezept gewesen: «Manchmal brauche ich etwas Druck, manchmal aber auch ausgiebig Zeit, um neue Songs zu schreiben.» Die Melodie entstehe meistens sehr instinktiv, das Texten danach sei anstrengend. «Das ist kopflastig», erklärte der Musiker und fügte an: «Ich mag es mehr, aus dem Gefühl zu arbeiten.»
Das Gefühl für die Musik entwickelte sich bei Sway bereits in der Kindheit. In einer musikalischen ­Familie aufgewachsen, stand der kleine Stefan bereits im Alter von rund vier Jahren das erste Mal auf einer Bühne.
Dennoch hatte Sway nicht von Anfang an auf die Musik gesetzt. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre, wobei er laut eigenen Aussagen in der Schule «ganz schlechte Noten» gehabt habe. Dafür überzeugte Sway mit einem originellen Bewerbungsdossier. Auf sein Motivationsschreiben, das in einer leeren Flasche steckte, schrieb er: «Ich will Ihnen beweisen, dass ich keine Flasche bin.» Etwas habe er im KV zudem gelernt: «Man sollte immer etwas mehr Geld einnehmen, als man ausgibt», so Sway, der damit für Schmunzeln im Publikum sorgte.


Heute habe er das Glück, dass er von der Musik leben können. Die Zeiten, als man als Musiker jedoch erst Mittags aufstehen konnte, seien vorbei, sagte der zweifache Familien­vater. Auch wenn er für seine extravagante Frisur und seine markante Brille bekannt sei, «nur mit Markenzeichen hast du noch kein Geld verdient». Unbemerkt Hosen runterlassen Er vergleiche eine Musiker-Karriere immer wieder mit einem Marathon: «Allerdings nur symbolisch.» Er würde niemals im Leben einen Marathon zu Fuss absolvieren. Immer wieder gelte es aber, neue Projekte in Angriff zu nehmen, um weiterzukommen. Ein solches Projekt ist «Art on Ice», bei dem Sway zu den Pirouetten von aktuellen und vergangenen Eislauf-Stars live musiziert. Er ­mache sozusagen die Hintergrund­musik, das Publikum würde sich sowieso vor allem auf die Eiskunst­läufer fokussieren: «Ich könnte die Hosen runterlassen, ohne dass es einer merkt.» Zudem wolle er einmal einen Titel im brasilianischen Markt veröffentlichen. Dafür habe er noch genügend Zeit – und sowieso: «In meinem Job ist alles ein wenig Lotterie. Du weisst nie, was alles noch passiert.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote