Ziegelhof-Gelder fliessen an Bedürftige
25.03.2025 Baselbiet, Bezirk Waldenburg, Bezirk Sissach, Gemeinden, Gesundheit, Gesellschaft, Bezirk LiestalSelma Gürtler-Meyer aus Seltisberg war sehr vermögend, als sie 2023 im 102. Lebensjahr starb. Sie vermachte ihren Besitz einer Stiftung, die ältere Menschen in den Bezirken Liestal, Sissach und Waldenburg unterstützt. Jetzt können sich Betroffene melden.
...Selma Gürtler-Meyer aus Seltisberg war sehr vermögend, als sie 2023 im 102. Lebensjahr starb. Sie vermachte ihren Besitz einer Stiftung, die ältere Menschen in den Bezirken Liestal, Sissach und Waldenburg unterstützt. Jetzt können sich Betroffene melden.
Andreas Hirsbrunner
Anfang 2025 hat die Selma und Hans Gürtler-Meyer-Stiftung mit Sitz in Liestal ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen. Aussergewöhnlich sind die Vorgeschichte, das Stiftungsvermögen und der Stiftungszweck. Vor allem Letzteres dürfte viele, die nicht wie die Stifterin Selma Gürtler mit Geld gesegnet sind, aufhorchen lassen: Die Stiftungserträge – und bei Bedarf auch Teile des Kapitals – sollen betagten Personen in den Bezirken Liestal, Sissach und Waldenburg zugutekommen, die aufgrund ihres Alters beziehungsweise Gesundheitszustands der Hilfe bedürfen. Wobei die Stiftung nur einspringt, wenn staatliche Leistungen nicht ausreichen.
Um Beispiele gebeten, sagt Stiftungsratspräsidentin Saskia Schenker: «Wir stehen noch ganz am Anfang, das muss sich jetzt einspielen. Denkbar wäre etwa ein Beitrag an eine Zahnbehandlung oder die Unterstützung einer hilfebedürftigen Person, damit sie länger zu Hause bleiben kann. Hier gibt es Löcher im Sozialversicherungssystem.» Die Leistungen der Stiftung könnten einmalig oder wiederkehrend sein. Bis jetzt sind laut Schenker zehn Anträge von Institutionen eingegangen, aber noch keine von Privatpersonen. Das habe damit zu tun, dass Letztere noch kaum von der neuen Stiftung wüssten.
Saskia Schenker verweist auch Fragen zur Stiftungsgründerin und zur Stiftungsgeschichte an Alexander Filli, der als einstige Vertrauensperson von Selma Gürtler ebenfalls im Stiftungsrat sitzt; drittes Mitglied ist übrigens Stefan Winkler von der Basellandschaftlichen Kantonalbank, weil Gürtler explizit einen Vertreter ihrer Hausbank im Stiftungsrat wünschte. Filli sagt zu seiner Rolle: «Ich war langjähriger Familienanwalt der Gürtlers.»
Selma war die Tochter von Jakob Meyer, der die Brauerei 1921 in zweiter Generation von seinem Vater übernommen hatte. Ihr Mann Hans leitete den Betrieb von 1961 bis zu seinem Tode im Jahr 1999. Spätestens als 2006 das Brauerei-Geschäft an die Luzerner Brauerei Eichhof und die Immobilien in der Folge an die Ziag Ziegelhof-Immobilien gingen, war Selma Gürtler eine reiche Frau. Wie reich sie war, respektive wie hoch das Stiftungskapital ist will Filli nicht sagen. Nur so viel: «Es geht um ein stattliches, für eine Privatperson überdurchschnittliches Vermögen, sodass die Stiftung viel Gutes tun kann.»
Mit trockenem Humor gesegnet
Zurückhaltend äussert sich Filli auch zum Werdegang der Stiftung: «Das ist anwaltlich heikel. Was ich sagen kann: Frau Gürtler war eine kinderlose Dame, die mit ihrem Geld etwas Vernünftiges machen wollte und dabei klare Vorstellungen hatte.» Zur Person Selma Gürtler selbst gibt Filli preis: «Ich lernte sie kennen, als sie etwa 80 Jahre alt war. Sie war eine distinguierte, mit trockenem Humor gesegnete Frau, die stark mit dem Oberbaselbiet verbunden war.»
Wie man sich diesen Humor vorstellen kann, geht aus einem Müsterchen hervor, das eine gute Bekannte von ihr erzählt: «Als wir Selmas 101. Geburtstag im Bad Eptingen feierten, kam auch der damalige Regierungsrat Thomas Weber mit einem Weibel vorbei, um ihr zu gratulieren. Nach dem zweiten Satz seiner Ansprache unterbrach sie ihn: ‹Das war eine schöne Rede, danke vielmals.› Herr Weber verstand sofort und wir gingen zum Apéro über.»
Etwas gesprächiger als Filli bezüglich finanzieller Potenz der Stiftung gibt sich Schenker. Sie beziffert die jährlichen Kapitalerträge auf «einen sechsstelligen Betrag», womit etliche Bedürftige beglückt werden können. Wer ein Gesuch einreichen will, findet auf der Website der Stiftung (www.guertler-meyer-stiftung.ch)entsprechende Antragsformulare. Schenker sagt, dass die Gesuche plausibel und glaubwürdig sein müssten und dass sich die Stiftung Rückfragen erlaube. Schenker: «Wir müssen bei der Prüfung ein gutes Gleichgewicht zwischen Vorsicht und Vertrauen finden.»