Bei Abrissgefahr Alarmknopf drücken
25.11.2021 Baselbiet, Bauprojekte, Bezirk Liestal
Janis Erne
Seit mehreren Jahren beschäftigt die geplante Überbauung auf dem ehemaligen Cheddite-Areal an der Gemeindegrenze zwischen Liestal und Lausen die kommunalen und kantonalen Behörden. Im Mai 2019 hiess das Kantonsgericht eine Einsprache des ...
Janis Erne
Seit mehreren Jahren beschäftigt die geplante Überbauung auf dem ehemaligen Cheddite-Areal an der Gemeindegrenze zwischen Liestal und Lausen die kommunalen und kantonalen Behörden. Im Mai 2019 hiess das Kantonsgericht eine Einsprache des Baselbieter Heimatschutzes gut und forderte von den Quartierplanern eine ordentliche Interessenabwägung zwischen dem industriegeschichtlichen Wert der Gebäude der ehemaligen Sprengstofffabrik und dem Bedürfnis nach neuem Wohnraum.
Obwohl der renommierte Historiker Michael Hanak nach dem Gerichtsurteil in einem Gutachten festhielt, dass das im Jahr 1916 erbaute Cheddite-Verwaltungsgebäude als erhaltenswert gelte, genehmigte der Liestaler Einwohnerrat Ende vergangenen Jahres den Quartierplan zum zweiten Mal in unveränderter Form. Nun befasst sich erneut der Regierungsrat mit dem Quartierplan und einer Beschwerde des Baselbieter Heimatschutzes (die «Volksstimme» berichtete). An der Medienrunde gab Heimatschutz-Präsident Ruedi Riesen bekannt, es gebe beim Kanton gewisse Sympathien für die Anliegen des Heimatschutzes.
Neben dem Erhalt der historischen Gebäude auf dem ehemaligen Cheddite-Areal und der informellen Zusammenarbeit mit der Ziefner Bevölkerung bei der Dorfkerngestaltung setzt sich der Baselbieter Heimatschutz im Oberbaselbiet dafür ein, dass der «Chilchacher» in Tenniken unverbaut bleibt. In einem Flyer schreibt der Verein, dass der Freiraum «Chilchacher» – er grenzt an Kirche, Friedhof, Pfarrhaus und Pfarrscheune – ein wichtiger Teil des letzten integral erhaltenen historischen Ensembles des Ortes sei.
Der rote Knopf
Die Geschäftsführerin des Baselbieter Heimatschutzes, Julia Stalder-Kümin, präsentierte in der Folge den überarbeiteten Internetauftritt des Vereins. Neu ist auf der Internetseite ein auffälliger roter Alarmknopf zu finden. Dieser kann von den Nutzerinnen und Nutzern der Website gedrückt werden, wenn sie ein bedeutsames Gebäude, das vor dem Abriss oder Verfall steht, melden wollen. Die gemeldeten Gebäude kommen dann auf die Rote Liste der Dachorganisation Schweizer Heimatschutz.
Die Rote Liste fungiert als Austausch- und Kampagnenplattform für Anliegen der Denkmalpflege und des Ortsbildschutzes. Mit dieser Plattform sollen gefährdete Objekte von baukulturellem Wert gerettet werden. Bislang hätten von rund 170 aufgeführten Objekten etwa 60 gerettet werden können, ist auf der Internetseite zu lesen. Riesen meinte an der Medienrunde, dass der Alarmknopf ein wichtiges Instrument sei, da historische Gebäude vermehrt unter Siedlungsdruck geraten würden.
Zum Internetauftritt ergänzte Stalder: «Mit der übersichtlich gestalteten Internetseite und einem Flyer werden neue Mitglieder, welche die Basis des Vereins bilden, angeworben.» Als privater und unabhängiger Verein wird der Baselbieter Heimatschutz durch Mitgliederbeiträge und private Zuwendungen finanziert. In den Genuss einer grossen Zuwendung kam der Verein kürzlich: Die von einer Familie ohne Nachkommen gegründete Stiftung «Baukultur und Denkmalschutz Baselland» stellte dem Baselbieter Heimatschutz Liegenschaften zur Verfügung, die dieser bewirtschaften und dabei die Kapitalerträge generieren kann, wie Riesen mitteilte.
Forum für Baukultur
je. Im Anschluss an die Medienrunde fand das alljährlich vom Baselbieter Heimatschutz organisierte Forum für Baukultur statt. Heuer referierten drei Experten über die Frage «Verdichtung oder Freiräume: Ist das die Alternative?». Regierungsrat Isaac Reber (Grüne) eröffnete als Vorsteher der Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion das Forum. Der studierte Raumplaner vertrat die Meinung, dass es sowohl Verdichtung als auch Freiräume, die Qualität aufweisen, brauche.
Von Münchenstein über Birsfelden bis nach Muttenz nahm Reber rund 30 Anwesende mit auf eine virtuelle Reise durchs Unterbaselbiet. Dabei präsentierte er Areale und Gebäude, die aufzeigen, wie verdichtetes Bauen in die Höhe und Grünflächen miteinander kombiniert werden. Später hielten die Basler Landschaftsarchitektin Céline Baumann sowie der renommierte Soziologieprofessor Ueli Mäder Referate, ehe das Publikum das Gehörte in kleinen Gruppen weiterdiskutierte.