Aussicht auf goldene Zeiten
12.11.2021 Baselbiet, Hölstein, Bezirk Waldenburg
Elmar Gächter
Die Hölsteiner Bürgergemeindeversammlung vom Mittwochabend stand ganz im Zeichen der Deponie Baholde. In diesem Seitental nördlich von Hölstein soll künftig ein Ablagerungsplatz für unverschmutztes Aushubmaterial Typ A entstehen. Der ...
Elmar Gächter
Die Hölsteiner Bürgergemeindeversammlung vom Mittwochabend stand ganz im Zeichen der Deponie Baholde. In diesem Seitental nördlich von Hölstein soll künftig ein Ablagerungsplatz für unverschmutztes Aushubmaterial Typ A entstehen. Der Standort ist im kantonalen Richtplan behördenverbindlich festgesetzt. Rund 5,5 Millionen Kubikmeter Material sollen dort gelagert werden können.
Der Bürgergemeinde als Grundeigentümerin fehlen sowohl die finanziellen als auch die personellen Mittel, um dieses Projekt mit all den verschiedenen Auflagen, Abklärungen und Verfahren durchführen oder gar eine Deponie selber betreiben zu können. Der Bürgerrat hat deshalb mit zwei Bauunternehmungen aus dem Waldenburgertal einen Dienstbarkeitsvertrag ausgearbeitet, der es den beiden Firmen einerseits ermöglicht, eine künftige Deponie zu betreiben, andererseits ihnen auch die Risiken überbindet, die bei einem Scheitern des Projekts entstehen könnten. Die rund 30 Versammlungsteilnehmenden haben dem Vertragswerk einstimmig ihren Segen gegeben.
Bürgerratspräsident Walter Schori sprach vom «grössten Meilenstein», der mit der Deponie Baholde auf die Bürgergemeinde Hölstein zukomme, die kommendes Jahr ihr 50-Jahre-Jubiläum als selbstständige Institution feiert. Und in der Tat. Das genehmigte Vertragsdokument sichert der Bürgergemeinde einen Anteil von 3 Franken pro Kubikmeter abgelagertes Material zu.
Beim geschätzten Fassungsvermögen der Deponie von 5,5 Millionen Kubikmetern entspricht dies einer Summe von 16,5 Millionen Franken oder, bei der vorgesehenen Betriebsdauer von 30 Jahren, jährlich einer halben Million.
Vertragspartner der Bürgergemeinde sind die Firmen Tozzo AG in Bubendorf und Gysin Tiefbau AG in Hölstein. Beide sind namhafte Arbeitgeber und beschäftigen zusammen rund 450 Mitarbeitende. Für den Bürgerrat war es von Anfang an wichtig, Betreiber aus der näheren Umgebung für den Betrieb zu suchen. «Mit der Betriebsgemeinschaft der zwei Unternehmen wollten wir auch bewusst vermeiden, einer einzigen Firma eine Monopolstellung zu geben», hält Walter Schori gegenüber der «Volksstimme» fest.
Betrieb frühstens in drei Jahren
Der Vertrag räumt den beiden Firmen das alleinige Recht ein, die künftige Deponie Baholde zu betreiben. Demgegenüber gehen sie das Risiko ein, dass das Vorhaben in den kommenden umfangreichen Verfahren scheitern könnte. Verweigert zum Beispiel der Souverän in Hölstein die notwendige Anpassung des Zonenplans, wäre dies das Aus für die Deponie. Nicht zuletzt im Hinblick auf dieses Verfahren will der Bürgerrat laut Präsident Schori bei der Bevölkerung Goodwill schaffen und die Einwohnergemeinde an den Entschädigungen beteiligen. «Über die Höhe haben wir mit dem Gemeinderat noch keine Gespräche geführt», so Schori. Die Versammlung erteilte dem Bürgerrat mit einer Gegenstimme das Okay, ein entsprechendes Abkommen mit dem Gemeinderat auszuarbeiten.
Erwähnt wird im Dienstbarkeitsvertrag auch die ehemalige Kehrichtdeponie im Bereich des Eingangsbereichs zur «Baholde». Hier wurde in früheren Jahren Hauskehricht deponiert. Ob sie saniert werden muss, wird sich zeigen. Die beiden künftigen Betreiber werden ausdrücklich von einer Kostenpflicht entbunden. Offen ist auch, ob die Einwohnergemeinde als seinerzeitige «Betreiberin» oder die Bürgergemeinde als heutige Eigentümerin des Areals entsprechende Kosten tragen müsste.
Gemäss Bürgerrat und den künftigen Betreibern kann eine Deponie frühstens in drei Jahren in Betrieb genommen werden. Vorher gibt es noch grosse Verfahrensund planerische Hürden zu meistern. Zu klären gilt es auch, über welche Waldwege der Deponiebetrieb erschlossen wird. Die von der Firma Gysin Tiefbau AG am Mittwochabend als mögliche Variante erwähnte Erschliessung über die Schorengasse dürfte in Hölstein noch zu reden geben, da diese vielen Einwohnerinnen und Einwohnern heute als Wanderweg in das Gebiet Zunzgerhard dient.