«Parkinson, mein Untermieter»
30.09.2021 Bezirk Sissach, Zunzgen, Gesundheit, PorträtEin medizinisches Tagebuch von Walter Schaub-Chan
Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein Parkinson-Patient seine Krankheitsgeschichte auf mehr als 1000 Seiten festhält. Walter Schaub sieht sich nicht als Opfer seiner schweren Krankheit, sondern versucht sie zu verstehen und anderen ...
Ein medizinisches Tagebuch von Walter Schaub-Chan
Es kommt nicht jeden Tag vor, dass ein Parkinson-Patient seine Krankheitsgeschichte auf mehr als 1000 Seiten festhält. Walter Schaub sieht sich nicht als Opfer seiner schweren Krankheit, sondern versucht sie zu verstehen und anderen Patienten sowie deren Angehörigen zu helfen.
Paul Aenishänslin
Walter Schaub hat ein beeindruckendes Werk geschaffen: Auf mehr als 1000 Seiten hat der Zunzger seine eigene Krankengeschichte dokumentiert. Schaubs zweibändiges Werk heisst «Parkinson, mein Untermieter». Der Novum-Verlag schreibt, Schaub protokolliere in seinem Tagebuch den Verlauf seiner Krankheit Parkinson und alle Versuche, sie zu meistern. Dabei scheine es, als wüssten auch die Ärzte oft nicht mehr weiter. Schaub recherchiere selbst und finde einiges heraus. Es gehe ihm nicht darum, die Ärzte gegeneinander auszuspielen, schreibt Schaub im Dezember 2019, sondern darum, zukünftige Patienten davor zu bewahren, dasselbe Schicksal wie er erleiden zu müssen.
Im April 2013 notiert Schaub zum ersten Mal ein «Zittern». Kurz darauf folgen Schmerzen, Schwindel und Übelkeit. Der Verdacht bestätigt sich: Parkinson. Da Medikamente allein nicht helfen, entscheidet sich der Autor für eine Tiefe Hirnstimulation, und nach der zweiten Operation tritt eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität ein. Doch bald kommt es zu Komplikationen. Wurden Fehler gemacht? Schaub holt eine Zweitmeinung ein und stellt sich die Frage: «Was jetzt?»
Im ersten Band beschreibt der Autor Therapien, Medikationen und die beiden Operationen. Im zweiten Band geht die Suche nach der optimalen Behandlung weiter. Im Zentrum stehen dabei die Folgen der Tiefen Hirnstimulation und die Frage, ob ein solcher Eingriff letztendlich zu empfehlen ist.
Der «Techniker» hält genau fest
Beim Besuch in Zunzgen findet die «Volksstimme» keineswegs einen resignierten Senioren vor, sondern einen sehr wachen 73-Jährigen, dem es offensichtlich gelingt, trotz seiner Parkinson-Krankheit einen guten Lebensmut zu behalten, was sicher auch seiner Gattin zu verdanken ist.
«Ich wollte mit meiner Krankengeschichte anderen Parkinson-Patienten und ihren Angehörigen, ja auch Ärzten und Patienten helfen, diese komplexe, facettenreiche Krankheit besser zu verstehen und nach Möglichkeit zu meistern», sagt Schaub auf die Motivation angesprochen, seine Geschichte ausführlich zu dokumentieren. «Zugleich hat dieses genaue Protokollieren sicher auch einen therapeutischen Effekt auf mich selbst und entspricht letztlich meinem Charakter als Techniker, der alles genau festhalten will.»
Mit Covid-19 hatten Schaub und seine Frau bisher keine Probleme; sie sind auch geimpft. Doch die Geschichte seiner Parkinson-Erkrankung ist nicht zu Ende. Seit dem Abschluss des zweiten Tagebuch-Bands im Jahr 2020 ist sie weitergegangen, mit einer weiteren Operation 2021 in Bern und einer grundlegenden Verbesserung seines Gesundheitszustands, mit viel weniger Zittern in den Armen und Beinen.
Auf die Frage, ob es eines Tages einen dritten Tagebuch-Band geben wird, antwortet Walter Schaub ausweichend: «Das weiss ich noch nicht, schliesse es aber nicht aus.» Im Augenblick hofft er einfach, dass er noch einige Jahre bei relativ guter Lebensqualität leben kann und seine Krankheit weiterhin einen eher milden Verlauf nimmt.
Die beiden Tagebuch-Bände von Walter Schaub können beim Novum-Verlag bezogen werden. www.novumverlag.com
Diagnose nach 50
pae. Walter Schaub, 1948 in Basel geboren, verbrachte seine Jugend und Schulzeit in Sissach. Er besuchte zunächst eine Holz-, anschliessend eine Metallvorlehre und schloss die darauffolgende Mechanikerlehre als Zweitbester im Kanton ab. Nach einer Zusatzlehre als Maschinenzeichner besuchte er eine Konstrukteurschule, arbeitete unter anderem in Südafrika und absolvierte noch eine Werkmeisterschule und die Handelsschule.
1987 heiratete Schaub eine Lehrerin aus Hongkong, drei Jahre später wurde die gemeinsame Tochter Merlina geboren. Berufliche und gesundheitliche Rückschläge machten dann Walter Schaub-Chan zunehmend zu schaffen, hielten ihn aber nicht davon ab, seine liebsten Hobbys weiterzuführen: das Reisen und das Schreiben. 2011 wurde bei ihm Polyneuropathie diagnostiziert, 2013 Parkinson. 2018 wurden zwei Hirnstimulationsoperationen durchgeführt. Trotz einiger Verbesserungen gab es später erneut Rückschläge, vor allem das Sehen war beeinträchtigt. Doch statt zu resignieren, recherchierte und dokumentierte Walter Schaub alles zu seinem ungebetenen «Untermieter» Parkinson in zwei Bänden von total mehr als 1000 Seiten, die nun im Novum-Verlag erschienen sind.
Die Biografie ist einer Medienmitteilung des Novum-Verlags zu entnehmen.