Ruhig, komfortabel und energieeffizient
08.06.2021 Baselbiet, VerkehrTobias Gfeller
Es sind ungewohnt leise Töne im Innern des Busses, als dieser aus dem Depot in Oberwil losfährt. Fast nur der Rollabrieb und die Radachsen, die in den Dieselbussen vom Motorengeräusch deutlich übertönt werden, sind zu vernehmen. «Das ist nicht ...
Tobias Gfeller
Es sind ungewohnt leise Töne im Innern des Busses, als dieser aus dem Depot in Oberwil losfährt. Fast nur der Rollabrieb und die Radachsen, die in den Dieselbussen vom Motorengeräusch deutlich übertönt werden, sind zu vernehmen. «Das ist nicht nur toll für die Fahrgäste und den Chauffeur, sondern auch für die Anwohnerschaft an Buslinien und vor allem an Haltestellen», freut sich der Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektor Isaac Reber (Grüne), der im Bus gleich ein Selfie schiesst.
Es war eine Prise Euphorie zu spüren, als BLT-Direktor Andreas Büttiker und Isaac Reber gestern die fünf neuen Elektrobusse vorstellten. Mit dabei war auch Conrad Ammann, CEO von Primeo Energie, welche die BLT bei der Elektrifizierung ihrer Busflotte mit grünem Strom und mit Sponsoringgeldern versorgt.
Chauffeure schwärmen
Die fünf Busse des Typs eCitaro von Mercedes-Benz sind seit drei Wochen auf der Linie 37 im Einsatz. Die ersten Erfahrungen seien sehr gut, die Rückmeldungen von Fahrgästen und Chauffeuren ebenso, verrät Andreas Büttiker. Dies bestätigt auch Chauffeur Claude Behra, der die geladenen Gäste an der gestrigen Vorstellung der Busse auf eine Probefahrt mitnahm. «Die Elektrobusse sind sehr angenehm zu fahren. Bremsen und Beschleunigen funktionieren besser und feiner.» Weil das Schalten wegfällt, können die Busse schneller an eine Haltestelle heranfahren und auch wieder losfahren.
Die Buslinie 37 eignet sich als Erstbetrieb, weil sie sämtliche Herausforderungen des Busbetriebs umfasse, erklärt Philipp Glogg, Leiter Fahrzeuge bei der BLT. «Es geht bergauf und bergab, es hat Überlandstrassen, Quartierstrassen und städtisches Gebiet.» Der Betrieb werde in all seinen möglichen Facetten getestet.
Die BLT ist vom Erfolg der Elektrobusse dermassen überzeugt, dass sie die nächsten acht Busse vom gleichen Typ bereits bestellt hat. Diese kommen 2022 auf der Linie 47 zwischen Bottmingen und Muttenz zum Einsatz. Gemäss Philipp Glogg sollten auch im Oberbaselbiet, wo die BLT ebenfalls mehrere Linien betreibt, bis in fünf Jahren Elektrobusse im Einsatz stehen.
Doppelter Anschaffungspreis
Die Anschaffung der Elektrobusse koordinierte die BLT zusammen mit der Autobus AG Liestal, bei der gemäss Andreas Büttiker im September die ersten zwei Elektrobusse zum Einsatz kommen. Büttiker sieht Transportunternehmen, die auch im Auftrag des Staats Angebote im Bereich des Service public abdecken, in besonderer Verantwortung, die Klimaziele des Bundes, hinter denen gemäss Isaac Reber auch der Kanton steht, zu erreichen. Die fortschreitende Entwicklung hin zu einem CO2-freien öffentlichen Verkehr wolle die BLT aber pragmatisch angehen und stets auch die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten.
Die Erneuerung der Flotte soll nicht zulasten der Fahrgäste ausfallen, indem die Fahrpreise steigen. Aktuell ist ein Elektrobus des Typs eCitaro mit 750 000 Franken ungefähr doppelt so teuer wie ein Dieselbus. Dank der grösseren Effizienz habe der Elektrobus nach 14 Jahren Betrieb die höheren Investitionskosten wettgemacht, rechnet Philipp Glogg vor.
Die BLT legte bei der Beschaffung der neuen Busse viel Wert auf Sicherheit. Die Batterie, die auf sieben Module im ganzen Bus verteilt ist – unter anderem in der erhöhten Dachlinie – ist von der neusten Generation und funktioniert ohne Flüssigkeit.
Mit der Feuerwehr wurden Kurse durchgeführt, um aufzuzeigen, wie die Mitarbeitenden bei Unfällen oder im schlimmsten Fall auch Bränden reagieren müssen. Bis die Batterie vollständig geladen ist, dauert es knapp fünf Stunden. Die Reichweite mit 300 Kilometern genügt für einen ganzen Einsatztag auf der Buslinie 37.