Taktverdichtung für immer?
23.04.2021 Bezirk Waldenburg, Niederdorf, VerkehrWaldenburgerbahn soll auf Dauer häufiger verkehren
Der Niederdörfer SP-Landrat Urs Roth fordert per Motion, dass die Waldenburgerbahn nach Fertigstellung des neuen Trassees wie der Bahnersatz auch im Viertelstundentakt verkehrt. Das soll dem leidenden Waldenburgertal ...
Waldenburgerbahn soll auf Dauer häufiger verkehren
Der Niederdörfer SP-Landrat Urs Roth fordert per Motion, dass die Waldenburgerbahn nach Fertigstellung des neuen Trassees wie der Bahnersatz auch im Viertelstundentakt verkehrt. Das soll dem leidenden Waldenburgertal helfen.
Tobias Gfeller
So ärgerlich die Baustellen und Rotlichter sind, die bei den Bussen zwischen Liestal und Waldenburg als Ersatz für die Waldenburgerbahn immer wieder für Verspätungen sorgen, so erfreulich ist die Tatsache, dass die Verspätungen dank der Taktverdichtung weniger ins Gewicht fallen. Denn wer einen Termin oder einen Anschluss schaffen will, kann kurzerhand den Bus vorher nehmen, ohne dass sie oder er gleich eine halbe Stunde früher aus dem Haus muss.
Der Bahnersatz, der noch bis Dezember kommenden Jahres als S19 verkehrt, fährt häufiger als sein Pendent auf den Gleisen: In normalen Zeiten fahren die Busse im Viertelstundentakt, in den Stosszeiten sogar alle siebeneinhalb Minuten. Das ist eine Verdoppelung im Vergleich zu vorher. Das freut die Fahrgäste, wie mehrere Umfragen in den ersten Tagen zeigten.
Auch der Niederdörfer SP-Landrat Urs Roth, der seit über 40 Jahren täglich die Waldenburgerbahn benutzt, geniesst die Vorzüge der Taktverdichtung. «Die Dienstleistung ist so natürlich eine ganz andere. Die häufigen Fahrzeiten haben viele Vorteile.» Geht es nach Urs Roth, soll dies auch nach Fertigstellung des Bahntrassees so bleiben, wenn die neue Waldenburgerbahn verkehrt. Dafür hat er eine Motion im Landrat eingereicht, über die wohl erst nach den Sommerferien abgestimmt wird.
Ein Schub fürs Waldenburgertal?
Der Kanton plant mit der Rückkehr auf die Gleise ab Ende 2022 auch eine Rückkehr zu den alten Takten. Urs Roth ist aber überzeugt, dass es dem Waldenburgertal guttun würde, wenn die Bahn häufiger verkehrt. «Die Anbindung ins Tal hinein würde auf einen Schlag besser, das Tal als Arbeits- und Wohnort sogleich attraktiver. Das könnte dem Tal einen Schub verleihen.» Mit dem häufiger verkehrenden Bahnersatz sei das Potenzial einer Taktverdichtung deutlich geworden. «Der Viertelstundentakt wäre ein wesentlicher Mosaikstein in der Weiterentwicklung des Waldenburgertals.»
Urs Roth ist nun daran, bis zur Abstimmung andere Landrätinnen und Landräte mit ins Boot zu holen. Dafür habe er schon viele Gespräche geführt und sich auch mit den Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten der Talgemeinden abgesprochen. Es gehe bei seiner Forderung nicht darum, ob man eher für den öffentlichen Verkehr oder den motorisierten Individualverkehr ist. Der Niederdörfer SP-Landrat ist überzeugt, dass auch der Strassenverkehr von einer häufiger verkehrenden Waldenburgerbahn profitieren würde. «Wird das ‹Waldenburgerli› attraktiver, wird es auch mehr genutzt. Damit gibt es mehr Platz auf den Strassen, gerade um den Flaschenhals Bad Bubendorf.» Für Roth ist klar: Die Taktverdichtung ist ein Anliegen, für das auch bürgerliche Politikerinnen und Politiker einstehen sollten.
Infrastruktur stünde bereit
Um genügend Stimmen für die Motion zu erhalten, braucht der Niederdörfer aber auch Unterstützung von ausserhalb des Tals. Schliesslich ist die Frage der Taktverdichtung vor allem eine finanzielle Frage. Eine häufiger verkehrende Bahn braucht vor allem mehr Personal und Strom und sorgt für mehr materiellen Verschleiss. Die Infrastruktur dafür bestehe, versicherte BLT-Direktor Andreas Büttiker gegenüber der bz; auch was die Kreuzungsmöglichkeiten auf der fast durchgehend einspurig verlaufenden Strecke betreffen. Büttiker warnt aber vor zu viel Enthusiasmus und rät, die neue Bahn zwei, drei Jahre fahren zu lassen, um ein genaues Bild der Nachfrage zu erhalten.
Als vor 30 Jahren letztmals der Takt der Waldenburgerbahn verdichtet wurde, warnten einzelne Politikerinnen und Politiker auch davor, dass dafür keine Nachfrage bestehe. Doch die Entwicklung war eine andere. Und Urs Roth will nicht noch einmal mehrere Jahre warten. Für ihn ist mit den Umbauarbeiten der richtige Moment gekommen, um über eine attraktivere Verbindung ins Waldenburgertal nachzudenken. Erhält Urs Roths Motion eine Mehrheit der landrätlichen Stimmen, muss für die Waldenburgerbahn via BLT im Generellen Leistungsauftrag für den öffentlichen Verkehr mehr Geld zur Verfügung gestellt werden.