Apotheken befürchten eine Materialschlacht
01.04.2021 Baselbiet, Gesundheit, GesellschaftSebastian Schanzer
Für den Besuch bei den Grosseltern über die Osterfeiertage hat es nicht gereicht. Dennoch wird die Ankündigung von Bundesrat Alain Berset mit Erleichterung zur Kenntnis genommen: Ab dem 7. April können in den Apotheken Corona-Selbsttests ...
Sebastian Schanzer
Für den Besuch bei den Grosseltern über die Osterfeiertage hat es nicht gereicht. Dennoch wird die Ankündigung von Bundesrat Alain Berset mit Erleichterung zur Kenntnis genommen: Ab dem 7. April können in den Apotheken Corona-Selbsttests kostenlos bezogen werden. Das Heilmittelinstitut Swissmedic hat einem Antigen-Test des Basler Pharmakonzerns Roche eine Ausnahmebewilligung erteilt. Pro Monat stehen jeder Person fünf Selbsttests zu. Abgerechnet und kontrolliert wird über die Krankenkasse.
Die Selbsttests sind für Personen ohne Symptome vorgesehen. Sie können sich künftig mittels Nasen-Abstrich auf das Coronavirus testen. Ein negatives Ergebnis bedeutet, dass die Person zum Zeitpunkt der Testung mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht ansteckend ist. Ein positives Ergebnis bedeutet, der Verdacht auf eine Ansteckung muss durch einen anschliessenden PCR-Test bestätigt werden.
Was der Bevölkerung den Alltag in der Pandemie erleichtern soll, bereitet den Apotheken leichte Kopfschmerzen. Katherine Gessler, Präsidentin des Baselbieter Apotheker-Verbands und Geschäftsleiterin der Apotheke Handschin in Gelterkinden, rechnet vor: «In unserem Einzugsgebiet kommen auf zwei Apotheken rund 20 000 Menschen. Jeder Person stehen grundsätzlich fünf Selbsttests pro Monat zu – das gibt eine Materialschlacht.»
Fleissarbeit für Studenten?
Es fängt an bei den Lieferanten: «Ich gehe davon aus, dass unsere Grossisten nicht auf solch ein Bestellvolumen vorbereitet sind. Sie werden Unterstützung von anderen Logistikpartnern benötigen», so Gessler. Es sehe derzeit gleichwohl danach aus, dass sie die Selbsttests in einer Woche an die Kunden weitergeben könne. Gessler schickte für ihren Betrieb am Dienstag die erste Bestellung ab − 3000 Tests. Nachbestellungen könnten täglich vorgenommen werden und sollten in der Regel am folgenden Tag in der Apotheke ankommen.
Allerdings: «Wir geben die Testkits einzeln heraus. Geliefert werden sie aber in 25er-Packungen.» Das heisst: Die einzelnen Kits müssen in der Apotheke erst zusammengesetzt werden: Tupfer, Röhrchen, Extraktionspuffer, Teststreifen und eine Gebrauchsanleitung. «Wer diese zeitaufwendige Fleissarbeit bei uns verrichten soll, ist noch unklar», so Gessler. Eine Kundin habe zu Gesslers Freude bereits ihre freiwillige Mithilfe angeboten. «Möglicherweise wäre das aber auch eine willkommene Verdienstmöglichkeit für Schüler und Studierende während der Ferien.» Allerdings bestehe so die Gefahr, dass die Test-Offensive des Bundes zum Verlustgeschäft für die Apotheken werde. «Der Bund bezahlt einen fixen Preis für die Selbsttests. Unser Aufwand ist damit unter Umständen nicht abgegolten.»
Zu den Aufgaben der Apotheken gehört es schliesslich auch, dafür zu sorgen, dass die Tests zu Hause richtig angewandt werden. Weil das Wattestäbchen bei diesen Tests die Probe allerdings aus dem vorderen Bereich der Nase statt aus dem Nasen-Rachen-Raum entnimmt, gilt der Test als einfach in der Handhabung.
Problematischer könnte vielmehr der drohende Andrang von Kunden sein. Der Schweizerische Apothekerverband Pharmasuisse apellierte am Dienstag an die Bevölkerung, nicht gleich am ersten Tag in die Apotheken zu strömen. «Möglicherweise tut sie es trotzdem, aus Angst, zu kurz zu kommen», befürchtet Gessler.