Maskenpflicht der anderen Art
19.03.2021 Augenschein, Waldenburg, Gesellschaft, Bezirk WaldenburgMuseumsverein gründet das Gasmaskenmuseum
Es ist in der Schweiz einzigartig, was Sammler Pascal Wyss in den Gemäuern der ehemaligen Schutzunterkunft in Waldenburg präsentiert. Gegen 250 Gasmasken aus den verschiedensten Ländern sind hier zu besichtigen.
Elmar ...
Museumsverein gründet das Gasmaskenmuseum
Es ist in der Schweiz einzigartig, was Sammler Pascal Wyss in den Gemäuern der ehemaligen Schutzunterkunft in Waldenburg präsentiert. Gegen 250 Gasmasken aus den verschiedensten Ländern sind hier zu besichtigen.
Elmar Gächter
Wer über die Betonschwelle der in den Fels gehauenen ehemaligen Schutzunterkunft und des noch früheren «Brauikellers» tritt, taucht in eine andere Welt ein – in eine etwas skurrile. Der Blick in den nüchtern wirkenden Raum bleibt zunächst an drei mannsgrossen Figuren haften, die eine in einen Schutzanzug gehüllt, die beiden anderen in militärischen Tarnkleidern. Allen drei gemeinsam ist die Maske, hinter denen ihre supponierten Augen den Besucher kritisch in Empfang zu nehmen scheinen.
An den weiss getünchten Wänden präsentieren sich dem Beobachter in Vitrinen Gegenstände, die alle eine eigene Geschichte erzählen könnten. Sauber geordnet reiht sich Schutzmaske an Schutzmaske, gemeinhin als Gasmasken bekannt.
Einerseits fasziniert von der Vielfalt der Ausstellungsstücke, andererseits mit einem Schaudern an jene Zeiten gemahnt, als sie den Träger vor dem sicheren Tod schützen sollten, erinnert man sich bei diesem Anblick an die Dokumentarfilme aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs.
Pascal Wyss interessiert sich seit seiner Jugend für die Militärgeschichte im Allgemeinen und für die jüngere Schweizer Geschichte im Speziellen. Seit seinem 16. Lebensjahr sammelt er militärische Gegenstände und hat sich nach und nach auf Gasmasken spezialisiert: «Mich fasziniert deren Entwicklung im Lauf der Jahrzehnte und vor allem deren Technik», nennt er die Beweggründe für sein etwas ausgefallenes Hobby. Für die ersten Masken klapperte er mit seinem Motorrad unzählige Flohmärkte im Elsass ab. In der Zwischenzeit hat sich seine Suche längst auf das Internet verlagert. Gegen 300 Masken sind es mittlerweile, die sich in den rund 30 Jahren angesammelt haben und von denen ein grosser Teil nun in den beiden Räumen des ehemaligen Schutzunterstandes des Städtchens Waldenburg ausgestellt ist.
Gemeinsam mit Frank Blatter, dem Präsidenten des Bunkervereins Waldenburg, hat Pascal Wyss das Gasmaskenmuseum gegründet und es zusammen mit Helferinnen und Helfern des ebenfalls neu gegründeten Museumsvereins so ausgestattet, dass öffentliche Führungen angeboten werden sollen, sobald es die Pandemie erlaubt.
Ein Unikum geschaffen
Mit dem Museum hat Pascal Wyss ein eigentliches Unikum geschaffen, das in der Schweiz einmalig ist. Seine Sammlung zeigt einen breiten Querschnitt durch die Welt der Schutzmasken, von den ältesten aus dem Jahr 1915 bis hin zum heutigen Modell der Schweizer Armee. Es finden sich darunter Masken aus aller Herren Länder, aus ganz Europa über die USA bis China und Vietnam.
Neben Modellen für militärische Zwecke sind Schutzobjekte für die zivile Bevölkerung, so auch für Kleinkinder, sowie Masken aus der Chemischen Industrie, von Feuerwehren und Polizei ausgestellt. Zu sehen sind auch zwei Masken für Pferde, unter anderem jene der Schweizer Armee. Ganz besonders stolz ist der Reigoldswiler auf seine Sammlerstücke aus der ehemaligen DDR: «Diese konnte ich mir in Schwerin nach der politischen Wende beschaffen. Sie sind für mich speziell wertvoll, weil sie aus einem Staatsgebilde stammen, das es heute nicht mehr gibt», so Wyss.
Die Anlage im Gebiet «Münsterli», nördlich der ehemaligen Revue Thommen gelegen und mit einem Steg über die Vordere Frenke erschlossen, gehört der Gemeinde Waldenburg. Der Verein geniesst hier als Mieter der beiden Räume Gastrecht. Was im Museum noch fehlt, ist die Beschriftung aller ausgestellten Gegenstände.
Dies wollen Wyss und die Vereinsmitglieder nächstens angehen, um künftigen Besuchern ein möglichst umfassendes Bild der Sammlung vermitteln zu können. «Uns schwebt vor, unser Museum alle zwei bis drei Monate zu öffnen. Ein Besuch wird sich bestens verbinden lassen mit einem Apéro in unseren Räumlichkeiten oder mit einem Nachtessen im benachbarten Restaurant», blickt Pascal Wyss optimistisch in die Zukunft.
Zur Person
emg. Pascal Wyss (48) wohnt zusammen mit seiner Frau und den vier Kindern in Reigoldswil. Er hat eine Postlehre absolviert und ist auch heute täglich im Postdienst unterwegs, dies vor allem im Waldenburgertal.
Zum Verein
emg. Der Verein Gasmaskenmuseum wurde vergangenes Jahr gegründet. Er besteht zurzeit aus sechs Mitgliedern mit Pascal Wyss als Präsident und Frank Blatter als seinem Stellvertreter.
Letzterer ist Präsident des Bunkervereins Waldenburg, der eng mit dem neuen Museumsverein zusammenarbeitet und bei dem Pascal Wyss die präsidiale Stellvertretung ausübt.