Die «Fasnachts Geili Siechä» geben nicht auf
19.02.2021 Bezirk Sissach, Fasnacht, SissachDas Kribbeln ist auch nach 60 Jahren «Guggä FGS» noch da
1961 gegründet, hätte die älteste Gugge von Sissach heuer gerne ihr 60-jähriges Bestehen im grossen Rahmen gefeiert. Corona machte der «Guggä FGS» einen Strich durch die Rechnung. Dies ist jedoch kein Grund, um aufzugeben, ...
Das Kribbeln ist auch nach 60 Jahren «Guggä FGS» noch da
1961 gegründet, hätte die älteste Gugge von Sissach heuer gerne ihr 60-jähriges Bestehen im grossen Rahmen gefeiert. Corona machte der «Guggä FGS» einen Strich durch die Rechnung. Dies ist jedoch kein Grund, um aufzugeben, sagt Präsident Thomas Gisler.
Brigitt Buser
Herr Gisler, die «Guggä FGS» feiert dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Haben Sie dazu irgendwelche Feierlichkeiten geplant?
Thomas Gisler: Am ersten Samstag des neuen Jahres haben wir den Neujahrshock, an dem wir uns normalerweise immer zum Nachtessen treffen. Den konnten wir aber coronabedingt diesmal nicht durchführen. Wir beschlossen kurzerhand, ein Onlinemeeting zu organisieren, an dem auch ungefähr ein Drittel der Mitglieder teilnahm. Dabei fiel der Entscheid, dass wir an der diesjährigen Fasnacht sicher nicht aktiv sein werden. Weder wie vergangenes Jahr kostümiert noch in privater Kleidung. Wir halten uns also an die Vorschriften, da sich auch einige Mitglieder aus unterschiedlichen privaten Gründen an diese halten müssen oder wollen, was wir natürlich respektieren.
Was wäre denn geplant gewesen?
Ursprünglich war eine zweitägige Riesensause angedacht, die wir schon lange vor der letzten Fasnacht anfingen zu planen. Wir haben aber schon bald geahnt, dass dies sehr wahrscheinlich nicht möglich sein wird. Natürlich wäre bei einem grossen Anlass sicher Geld in die Kasse geflossen, jedoch hätte dies für die Mitglieder auch Arbeit bedeutet. Daher haben wir beschlossen, den Anlass im kleinen Rahmen zu feiern, wobei uns das Virus nochmals einen Strich durch die Rechnung machte. Aufgeschoben ist aber bekanntlich nicht aufgehoben. Irgendwann werden wir das nachholen.
Wie sah das «Guggenleben» im vergangenen Jahr aus?
Nach der Fasnacht, die keine sein durfte, war erst einmal Ruhe angesagt, was auch in normalen Jahren der Fall ist. Der aktive Teil beginnt mit einem Sommerhock mit Grillnachmittag oder -abend. Am letzten August-Freitag ist immer die Sujetsitzung, die wir mit der GV zusammengelegt haben, und die wir pandemiebedingt im Mai nicht durchführen konnten.Zwar begannen wir ab September mit den obligatorischen Freitagsproben. Als die Massnahmen verschärft wurden, mussten wir diese aber abbrechen. Mit den wöchentlichen freiwilligen Proben fingen wir erst gar nicht an. Auch der Kellerabstieg im November, ein Anlass, bei dem die Cliquen- und Guggenlokale der Öffentlichkeit zugänglich sind, fiel dem Virus zum Opfer.
Keine Fasnacht, kein Kostüm und keine Larve. Oder?
Trotz Corona wollten wir uns für unser Jubiläum vorbereiten. Aufgrund der «Nichtfasnacht» im vergangenen Jahr ist das Budget für dieses Jahr etwas grösser. Daher waren Stoff, Larvenrohlinge und einiges mehr bestellt. Sogar ein Prototyp ist schon fertig. Die Fertigstellung eines jeden Kostüms mussten wir leider verschieben.
Hatte dies auch Auswirkungen auf die Mitgliederbeiträge?
Nein, wir haben trotzdem den vollen Mitgliederpreis erhoben, der auch gerne bezahlt wurde. Es ist aber durchaus möglich, dass wir ihn dieses Jahr senken. Um wie viel ist noch nicht abgesprochen.
Wie viele Mitglieder zählt Ihre Gugge und ist jemand mittlerweile ausgetreten? Etwa weil der Kontakt unter den Mitgliedern nicht mehr stattfinden konnte?
Inklusive Vortrab und Schnitzelbänkler sind wir 31 Personen. Glücklicherweise ist aufgrund der momentanen Situation niemand ausgetreten.
Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus?
Nachwuchs zu gewinnen ist in dieser besonderen Zeit äusserst schwierig. Grund dafür ist, dass wir als Gugge nicht aktiv unterwegs sein können. Nur dann ist es hauptsächlich möglich, potenzielle Neumitglieder zu begeistern, bei uns mitzumachen.
Die Gugge ist ja kein juristischer Verein mit Statuten. Warum ist das so?
Wir sind ein paar Fasnachtsbegeisterte, die gerne zusammen schränzen. «Fasnachts Geili Siechä» halt. Kein Verein zu sein hat aber auch den Vorteil, dass wir, um Regeln zu ändern, dies nicht an der GV vorbringen und darüber abstimmen müssen. Wir haben zwar einen Präsidenten und einen Vorstand. Steht eine Änderung an, entscheidet dieser oder der ganze Verein mittels Abstimmung darüber.
Aber irgendwie ist es für die «Guggä FGS» und alle anderen Guggen und Cliquen schon sehr deprimierend, dass die Fasnecht auch in diesem Jahr abgesagt ist.
Ja, natürlich. Sehr sogar. Aber wir geben nicht auf. Daher heisst FGS ab sofort «Fasnachts Geili Siechä». Auch wenn wir am diesjährigen Fasnachtssonntag nicht unterwegs sein können, werden wir in Gedanken und mit dem Herzen beieinander sein.
Was wünschen Sie sich für Frau Fasnacht?
Ich wünsche mir, dass unsere Gugge sowie auch alle anderen Vollblut-Fasnächtler diese erneute «Nichtfasnacht» gut und ohne grössere psychische sowie finanzielle Einbussen überstehen. Zudem hoffe ich für alle sehr, dass es im kommenden Jahr wieder eine Fasnacht geben wird, in der wir dreifach schränzen und es krachen lassen dürfen.
Zur Person
bb. An einem Fasnachtsdienstag geboren, war Thomas Gisler schon von Kindsbeinen an fasnachtsverrückt und entwickelte sich im Bubenalter zum regelrechten «Stalker» der «Guggä FGS», indem er den Klängen der Gugge auf Schritt und Tritt folgte. Dies so lange, bis er sogar am «Morgestreich» der Gugge mit einer Fackel den Weg durch die dunklen Sissacher Gassen weisen durfte. Drei Jahre früher als üblich wurde er von der Gugge dann aufgenommen. 2011 in den Vorstand gewählt, übernahm er an der GV 2015 das Amt des Präsidenten, das er mit viel Herzblut und Engagement ausübt. Neben diesem ist er mit Freuden seit Jahren in der Musikkommission, arrangiert mit Korrekturen der Musikchefin die Musikstücke und spielt das Schlagzeug (Chuchi). Traditionen liegen ihm sehr am Herzen, er will aber auch mit der Zeit gehen, um dem Publikum gerecht zu werden. Dieser Spagat ist seiner Ansicht nach das Schwierigste am Job eines Präsidenten.
«Glöggeliwagä» im Verkauf
vs. Die Fasnachtszeitung «Glöggeliwagä» der Fasnachtsgesellschaft Sissach (FGS) ist gedruckt. Am kommenden Samstag und Sonntag kann das Blatt auf der Wacht in Sissach zwischen 10 und 14 Uhr gekauft werden.
Zusätzlich werden sich Mitglieder des FGS-Vorstands am Sonntag in vier Touren in die umliegenden Dörfer begeben, um vor den jeweiligen Gemeindehäusern «Glöggeliwagä und Blagette» zu verkaufen.
Der genaue Tourenplan wurde in der «Volksstimme» vom 11. Februar auf der letzten Seite publiziert und kann auf der Facebook-Seite «Dr Glöggeliwagä» eingesehen werden.