Testen, Arztgespräch und Tracing an einem Ort
13.11.2020 Baselbiet, Gesundheit, PolitikMuttenz | Morgen eröffnet die neue Corona-Abklärungs- und -Teststation
Künftig können in der kantonalen Abklärungs- und Teststation Feldreben in Muttenz täglich über 1000 Corona-Tests – darunter auch Schnelltests – durchgeführt werden. Testreihen «ausser ...
Muttenz | Morgen eröffnet die neue Corona-Abklärungs- und -Teststation
Künftig können in der kantonalen Abklärungs- und Teststation Feldreben in Muttenz täglich über 1000 Corona-Tests – darunter auch Schnelltests – durchgeführt werden. Testreihen «ausser Haus», zum Beispiel in Altersheimen, werden aber immer wichtiger.
Tobias Gfeller
Mit farbigem Klebeband auf dem Boden werden die Personenströme gesteuert. Eine Farbe für Patienten mit Symptomen, eine andere für die Asymptomatischen. In der ersten Konsultation wird entschieden, wer zum neuen Schnelltest und wer zum herkömmlichen PCR-Test muss.
Fällt ein Schnelltest negativ aus, wird zusätzlich ein PCR-Test durchgeführt. Schnelltests seien vor allem bei hochinfektiösen Patienten genau. Weniger infektiöse, aber trotzdem infizierte Patienten könnten bei Schnelltests eher mal übersehen werden. Das Risiko von falschen negativen Tests will der Kanton minimieren, indem er mit PCR-Tests auf Nummer sicher gehe, erklärte gestern Thomas Götz, ärztlicher und operativer Leiter der Baselbieter Abklärungs- und Teststation, auf einem Medienrundgang durch das noch leere Zentrum.
Maximale Wartezeit: 45 Minuten
Wenn ab morgen potenziell infizierte Baselbieterinnen und Baselbieter im «Feldreben» in Muttenz, wo bis vor Kurzem Asylsuchende untergebracht waren, auf das Coronavirus getestet werden, wird das Baselbiet zum Test-Schweizer-Meister. Denn in den 40 Abklärungsboxen – in Münchenstein waren es zuletzt 12 – seien konservativ gerechnet täglich über 1000 Tests möglich, ohne dass es dabei zu Engpässen kommen soll. Weil das «Feldreben» in Kantonsbesitz ist, könnten die Kapazitäten jederzeit erweitert werden. Jürg Sommer, Leiter des Baselbieter Amts für Gesundheit, geht aber nicht davon aus, dass mehr nötig sein wird. Die zuletzt erreichten Wartezeiten von maximal 30 bis 45 Minuten zu Spitzenzeiten in Münchenstein sollen auch in Muttenz bei höheren Testumfängen eingehalten werden können.
Nachdem längere Wartezeiten im Sommer für Unruhe gesorgt hatten, baute der Kanton die Kapazitäten in Münchenstein räumlich und personell so stark aus, dass es auch am bisherigen Rekordtag mit 641 durchgeführten Tests zu keinen stundenlangen Wartezeiten gekommen sei, wie es etwa aus anderen Kantonen zu hören ist. Betreffend Testkapazitäten stehe Baselland sehr gut da, versichert Sommer. Der Einsatz von Militär oder Zivilschutz sei Stand heute nicht nötig. Personal nur für eine kurze Zeitspanne einzusetzen und dafür einzuarbeiten sei aufgrund der komplexen Abläufe in der Station auch zu umständlich.
Informationsfluss entscheidend
Das «Feldreben» bietet räumlich all das, was eine Abklärungs- und Teststation bieten sollte. Alles ist grosszügiger als in Münchenstein. Es gibt genügend Platz, damit es draussen in der Kälte keine Warteschlangen geben sollte. Drinnen können die Personenströme gezielt gesteuert werden. Jene mit Symptomen werden von den Asymptomatischen getrennt.
Dass auch gleich noch mehrere Ärztinnen und Ärzte sowie das Contact Tracing vor Ort stationiert sind, garantiere optimale Abläufe zwischen den einzelnen Schnittstellen. Denn genau davon hänge es ab, ob die Pandemie im Griff gehalten und gestoppt werden kann. Das Testen alleine genüge nicht, betont Thomas Götz: «Es geht darum, dass all die Informationen aus dem Testen an die verschiedenen Stellen weitergeleitet werden.» Der ärztliche Leiter der Abklärungs- und Teststation meint damit den jeweiligen Hausarzt, den Kantonsarzt, den Regierungsrat, den Krisenstab und das BAG.
Testreihen in Altersheimen
Die Baselbieter Gesundheitsdirektion hat sich dazu entschieden, die sehnlichst erwarteten Schnelltests nicht zu verteilen – zum Beispiel an Apotheken –, sondern diese Tests auch gleich selber durchzuführen. Denn die Auswertung der Tests benötige spezielles Know-how, das im «Feldreben» von einem professionellen Labor vor Ort garantiert wird. Thomas Götz stellt aber klar, dass die Schnelltests nicht wie oft kolportiert in 15 Minuten ein Resultat liefern. «Das kann sicher bis zu einer halben Stunde dauern.»
Immer wichtiger werden Testreihen ausser Haus, sogenannte Umgebungsabklärungen. Diese werden vor allem in Alters- und Pflegeheimen durchgeführt, wenn eine Person positiv getestet wurde. Eine mobile Abklärungseinheit führt dann vor Ort mehrere Tests durch. Auch Hausärzte, mit denen der Kanton eng zusammenarbeitet, sorgen dafür, dass weniger mobile Personen nicht extra nach Muttenz kommen müssen.
Eine zweite Abklärungs- und Teststation im Oberbaselbiet analog zu Lausen im Frühling sei deshalb nicht nötig. «Bis jetzt kam es aufgrund des Anfahrtswegs nach Münchenstein zu keinerlei Reklamationen», beteuert Götz. Weil gerade die Arbeit hinter den Tests so wichtig ist, wolle man die ganze Kraft ins «Feldreben» stecken und dort sämtliches Know-how zusammenführen. Dank der vielen Parkplätze sei das «Feldreben» in Muttenz zudem einfach zu erreichen.