Wenn das Obst den Bäumen hilft
29.09.2020 Bezirk Waldenburg, Waldenburg, LandwirtschaftJung und Älter im Einsatz für die Hochstammbäume
Die 19. Obstpflück- und Mostaktion zugunsten der Erhaltung der Hochstammbäume hat sich in Waldenburg trotz tiefer Temperaturen helfer- und ertragsmässig einmal mehr als Erfolg erwiesen.
Elmar Gächter
Es ist ...
Jung und Älter im Einsatz für die Hochstammbäume
Die 19. Obstpflück- und Mostaktion zugunsten der Erhaltung der Hochstammbäume hat sich in Waldenburg trotz tiefer Temperaturen helfer- und ertragsmässig einmal mehr als Erfolg erwiesen.
Elmar Gächter
Es ist kalt an diesem Samstagvormittag, gefühlte 20 Grad tiefer als noch vor wenigen Stunden. Für die gegen 50 Teilnehmenden der Obstpflückund Mostaktion in Waldenburg allerdings kein Grund, diesem Anlass fernzubleiben. Entsprechend warm gekleidet sind sie gewappnet, sich des Segens der Obstbäume anzunehmen. Die Kinder freuen sich bereits darauf, in den einen und anderen knackigen Apfel zu beissen, und fast noch mehr, auf den Blachen den Hügel hinunter Schiffchen zu fahren mit ihren Vätern, Gotten oder Grossvätern als Zugpferden. Mit dabei ist auch Rüde Milo, der sieben Monate alte wunderschöne Schweizer Schäferhund, sofort grosser Star bei der 15-köpfigen Kinderschar.
Zum 19. Mal treffen sich Menschen, denen die Erhaltung der Hochstammbäume am Herzen liegt, um die verschiedenen Apfel- und Birnenbäume zu schütteln, das Obst zusammenzulesen und in Harassen gesammelt dem Mosten zuzuführen. Und einmal mehr stellen die Bürgergemeinde Waldenburg und Private zu diesem Zweck ihre Hochstämme gratis zur Verfügung. Beeindruckend wie immer ist die hohe Motivation der Helferinnen und Helfer, darunter solche, die seit Beginn der Aktion mit dabei sind.
Zu ihnen zählt Franz Spahr, der als gelernter Förster eine besondere Affinität zu den Bäumen hat und selber eine grosse Anzahl an eigenen Hochstammbäumen pflegt. Ob Pastoren-Birnen, Rubinola, «Suurgraucher» oder den seltenen Sternappi, er kennt die verschiedenen Obstsorten wie seinen Hosensack.
4000 Kilogramm Obst
Erstmals dabei ist Ursi Schnider, die aus Emmenbrücke zugezogene neue Waldenburger Einwohnerin. Sie wohnt erst seit Ende Juli in der ehemaligen Bezirksschreiberei, die sie mit Mann, Tochter und Schwiegersohn erworben hat. «Es ist eine sehr gute Gelegenheit, Leute kennenzulernen. Ich bin pensioniert und will nicht im Schneckenloch wohnen», beschreibt sie ihren Beweggrund, hier mitzumachen. Und das Waldenburgertal, das sie bereits mehrere Male auf ihrem Töff befahren hat, gefällt ihr. Noch Aufklärungsbedarf besteht in Sachen Apfelsorten. «Nein, den Lederapfel kenne ich noch nicht», meint sie mit Blick in die volle Harasse der im Baselbiet traditionellen Sorte, die in der kommenden Metzgete-Zeit als gekochte Schnitzbeilage zu Blut- und Leberwurst da und dort nicht fehlen darf.
Die Apfelaktion ist nicht nur eine Sache für die Erwachsenen. Bereits ein paar Tage zuvor haben sich die Kindergärtler und die ersten Primarklassen in Waldenburg und Oberdorf mit einer separaten Aktion aufgemacht, ihren Teil zur guten Idee beizutragen. Unter dem Motto «Vom Apfel zum Apfelsaft» zählt der Schüttelund Auflesetag auch als Teil des Lehrplans zur Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. «Die meisten Kinder waren begeistert, wohl auch, weil wir eine kleine Mostpresse dabei hatten und sie eins zu eins sehen konnten, wie sich der Apfel zu Most verarbeiten lässt», so Kindergärtnerin Dorine Schoch. Sie ist Mitglied der Natur-, Umwelt- und Landschaftsschutzkommission Waldenburg (Nuls). Diese setzt sich seit vielen Jahren für die Erhaltung und Pflege der Hochstammbäume ein.
Initiator und nach wie vor treibende Kraft des Projekts Hochstamm-Waldenburg ist Beat Feigenwinter, Präsident der Nuls. Er spricht von einer mittleren Ernte in der Grössenordnung von rund 3000 bis 4000 Kilo Obst, das heuer gesammelt wurde und in die Mosterei gebracht wird. Dies ist zwar mehr als vergangenes Jahr, aber etwas weniger als der jährliche Durchschnitt von 5000 Kilo. «Wir sind heuer etwas spät dran. Der trockene Sommer hat dazu beigetragen, dass Bäume ihre Früchte früher als andere Jahre abgeworfen haben.»
Der Ertrag aus dem Verkauf des Mostes geht wie jedes Jahr in das Projekt Hochstamm-Waldenburg. «Und im Gegensatz zum vergangenen Jahr reicht die Ernte auch, um unseren beliebten Apfelsekt ‹Mousseux de Pommes Waldenburgertal› herzustellen», freut sich Beat Feigenwinter – und nicht nur er.