Im Expresstempo über die Velohochbahn
10.09.2020 Baselbiet, VerkehrKanton plant Pilotprojekt zwischen Pratteln und Augusta Raurica
Bau- und Umweltschutzdirektor Isaac Reber möchte die Verkehrsinfrastruktur für Velofahrer verbessern. Mit einer Velohochbahn zwischen Pratteln und der Römerstadt Augusta Raurica soll eine ganz neue Art des Veloverkehrs ...
Kanton plant Pilotprojekt zwischen Pratteln und Augusta Raurica
Bau- und Umweltschutzdirektor Isaac Reber möchte die Verkehrsinfrastruktur für Velofahrer verbessern. Mit einer Velohochbahn zwischen Pratteln und der Römerstadt Augusta Raurica soll eine ganz neue Art des Veloverkehrs getestet werden.
Tobias Gfeller
Mit dem Velo möglichst schnell und hindernisfrei von A nach B zu kommen, ist das Ziel vieler Velofahrerinnen und Velofahrer. Gerade mit dem Aufkommen des Elektrovelos und zuletzt auch durch die Corona-Pandemie haben sich die Nutzerzahlen auf den Velorouten erhöht. Um der Nachfrage gerecht zu werden, plant die Baselbieter Regierung nun in ganz neuen Sphären – und dies im wortwörtlichen Sinne. Der Veloverkehr soll künftig mehrere Meter über Boden verlaufen.
Die Idee einer Velohochbahn stammt von der Firma UrbX des Aescher Grünen-Landrats Klaus Kirchmayr. Die Firma hat das Leichtbau-System aus Holz erfunden und arbeitet dafür mit dem weltweit tätigen Muttenzer Holzbau-Unternehmen Häring zusammen. Die Fahrbahnen setzen sich aus einzelnen Modulen zusammen. «Wie bei einer Carrera-Rennbahn», veranschaulichte Kirchmayr das simple Prinzip mit dem beliebten Kinderspielzeug gestern in Muttenz. Die einzelnen Bestandteile werden in einer Fabrik vorproduziert. Die Arbeiten vor Ort an der Velohochbahn seien dann verhältnismässig einfach. Die Fahrbahnoberfläche ist extra rutschfest für Veloreifen konzipiert. Eine eingebaute Heizung stellt sich bei Schneefall und Eis automatisch an.
Umfangreiche Abklärungen nötig
Die Velorouten seien aber nicht nur für schnelle Elektrovelos, sondern auch für gemütlichere Velofahrerinnen und Velofahrer gedacht. Dank der grosszügigen Breite von bis zu fünf Metern und eines Überholstreifens in beide Richtungen werde das Velofahren auf den Hochbahnen sicher, komfortabel und für jene, die wollen, auch schnell vorangehen. In den Gemeinden sollen die Velohochbahnen in Velostrassen münden, auf denen dem Veloverkehr zum Beispiel auch in Tempo-30-Zonen ohne Rechtsvortritt an Kreuzungen viele Vorteile eingeräumt werden.
Damit wird Baselland zum Pionierkanton, in dem bis 2022, zum Start des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes (Esaf), zwischen Pratteln und der Römerstadt Augusta Raurica eine solche Velohochbahn als Pilotprojekt entstehen soll. Das Projekt sei «ambitioniert und gewagt», gab Bauund Umweltschutzdirektor Isaac Reber vor allem im Hinblick auf den Zeithorizont zu. Bis die Vorlage dafür in den Landrat kommt, brauche es noch umfangreiche Abklärungen. Gerade rechtliche Aspekte wie die Verkehrsregeln auf den neuartigen Fahrbahnen sind noch völlig unklar.
Entlastung für öV und Strassen
Kommt es zu Einsprachen, drohen Verzögerungen. Dessen ist sich Reber bewusst. Entsprechend werde man auch die Route wählen, gibt der Bauund Verkehrsdirektor zu bedenken. Ebenso noch in Abklärung sind die Kosten. Klaus Kirchmayr rechnet im Standardbau mit 2 Millionen Franken pro Kilometer Fahrbahn.
Die Verantwortlichen sehen vor allem in der städtischen Agglomeration Potenzial für solche Velohochbahnen. Sie sollen die schon heute vollen Strassen, Züge, Trams und Busse entlasten. Für Isaac Reber gibt es aber nur ein Miteinander der verschiedenen Verkehrsträger. «Es braucht alle. Wir müssen sie miteinander versöhnen und dürfen sie nicht gegeneinander ausspielen.»
Mit im Boot des Baselbieter Pionierprojekts ist das Bundesamt für Strassen (Astra). Martin Urwyler, der Leiter Langsamverkehr, ist überzeugt, dass Nationalstrassen bis 2040 durch solche Velohochbahnen um bis zu 4 Prozent entlastet werden könnten – und dies vor allem in den Spitzenzeiten morgens und abends. Dies könne dafür entscheidend sein, ob der Verkehr noch fliesst, bereits stockt oder sogar schon steht.