Fitnessklub Time Out geht k.o.
04.09.2020 Baselbiet, ZunzgenChristian Horisberger
Der renommierte Zunzger Fitnessklub Time Out hat seinen Betrieb eingestellt. Die Türen sind seit gestern geschlossen – für immer. Dies gaben die Gründer und Inhaber Micha Ruesch und Christian Stebler am Mittwochabend auf der Website und dem ...
Christian Horisberger
Der renommierte Zunzger Fitnessklub Time Out hat seinen Betrieb eingestellt. Die Türen sind seit gestern geschlossen – für immer. Dies gaben die Gründer und Inhaber Micha Ruesch und Christian Stebler am Mittwochabend auf der Website und dem Facebook-Profil ihrer GmbH bekannt. Wörtlich: «Nachdem wir uns in den letzten vier Monaten intensiv bemüht hatten, das Geschäft am Leben zu erhalten, müssen wir Euch leider schweren Herzens mitteilen, dass unser geliebter ‹Time Out Fitnessclub› sich vom Corona-Lockdown nicht erholen konnte.»
Die Gründe seien mannigfaltig, vor allem aber der starke, coronabedingte Mitgliederrückgang habe dazu geführt, dass «wir nicht mehr in der Lage sind, unsere Rechnungen zu begleichen», heisst es weiter. Der Druck auf eigenständige Fitnesscenter wie das «Time Out» habe sich in den vergangenen Jahren stetig erhöht, führt Micha Ruesch gegenüber der «Volksstimme» näher aus. Die «Generalisten» hätten immer mehr Kunden an Kleinanbieter – vom Yoga bis zum Lauftreff – verloren. Zudem seien Ketten wie Migros oder Update immer grösser und qualitativ besser geworden – und könnten deutlich tiefere Tarife anbieten als «Einzelmasken» wie das «Time Out».
Nackenschlag nach Auftrieb
Voriges Jahr haben die Inhaber der GmbH versucht, das Steuer herumzureissen. Sie entwickelten eine neue Strategie und neue Angebote mit einem stärkeren Fokus auf «Schmerzen und Physio», wie Ruesch ausführt. Mit Erfolg: Die Abozahlen zogen wieder leicht an. Und dann kam Corona. Lockdown, Abstandsvorschriften und die Angst vor einer Ansteckung – das Durchschnittsalter der «Time Out»-Kunden liegt bei 48 Jahren. «Innert kürzester Zeit verloren wir 240 von 680 Kunden», sagt Ruesch.
Dank Kurzarbeit konnten die Kosten bis zum 11. Mai deutlich, seither noch minimal reduziert werden, dennoch schrieb der Betrieb Monat für Monat rote Zahlen. Einen Überbrückungskredit in Anspruch zu nehmen, sei für ihn nicht infrage gekommen, sagt Betriebswirtschafter Ruesch. «Unsere Rendite ist nicht hoch genug, um einen Kredit abbezahlen zu können.»
Man habe sich an die Hoffnung geklammert, die Corona-Infektionen würden bald wieder sinken und die Kunden wieder Vertrauen fassen und das Training wiederaufnehmen. Als auch nach den Sommerferien selbst mit einer Rabattaktion keine spürbare Veränderung eintrat, stellten sich die Firmengründer der Realität: «Wenn man nur noch Minus schreibt, muss man den Stecker ziehen», sagt Ruesch. Diese Woche führten er und Stebler mit dem Konkursamt Gespräche, am Mittwoch fiel der definitive Entscheid: Nach 17 Jahren ist das «Time Out» am Ende. Von der Schliessung betroffen sind 15 Angestellte mit saisonabhängig 800 bis 1000 Stellenprozenten. Sie wurden gemäss Ruesch am Mittwoch informiert.
Kunden sind fassungslos
Keinen Einfluss hat die Aufgabe des «Time Out» auf die Kollektivgesellschaften «Crossfit Langnau» von Ruesch und «Crossfit Time Out Lausen» von Stebler. Diese würden unabhängig vom Zunzger «Time Out» geführt und sich als krisenresistent erweisen, so Ruesch. Das Publikum sei jünger und «will unbedingt trainieren, egal unter welchen Umständen».
Das «Time Out» war vom Sportlehrer Stebler und vom früheren NLA-Volleyballer Ruesch 2003 in der Unteren Fabrik gegründet worden. Als die Platzverhältnisse dort zu eng wurden, zog der Betrieb 2008 ins Obergeschoss der damaligen «Fortura» in Zunzgen um, dem heutigen «Wop-Shop».
Mit Bedauern und Fassungslosigkeit reagieren die Kundinnen und Kunden auf die Betriebsschliessung. Die Hiobsbotschaft auf Facebook ist in den ersten zwölf Stunden nach der Publikation rund 30 Mal kommentiert worden. Betti Roth dürfte für die meisten von ihnen sprechen: «Das tuet mir sehr leid, es isch en guete Club gsi!»