Mit einer Doppelspitze aus der Krise
13.08.2020 Baselbiet, Gastronomie, Bezirk LiestalDie aktuelle Situation verstärkt die Schwierigkeiten von Gastro Baselland
Die beiden bisherigen Vorstandsmitglieder Fabienne Ballmer und Philip Bühler lösen den zurückgetretenen Enrique Marlés im Präsidium des Baselbieter Branchenverbands Gastro Baselland ab. Die Herausforderungen ...
Die aktuelle Situation verstärkt die Schwierigkeiten von Gastro Baselland
Die beiden bisherigen Vorstandsmitglieder Fabienne Ballmer und Philip Bühler lösen den zurückgetretenen Enrique Marlés im Präsidium des Baselbieter Branchenverbands Gastro Baselland ab. Die Herausforderungen sind gross.
Tobias Gfeller
Es ist eine doppelte Krise, der Gastro Baselland als Dachverband der Baselbieter Gastronomiebetriebe gegenübersteht. Da ist einerseits die Pandemie, andererseits die Situation des Verbands selber, dessen finanzielle Sorgen immer grösser werden. In dieser herausfordernden Zeit übergibt der Arlesheimer Gastronom Enrique Marlés das Steuer nach fünf Jahren im Amt an die Arboldswilerin Fabienne Ballmer und den Münchensteiner Philip Bühler, die den Gastroverband im Co-Präsidium führen werden. Sie wurden an der Generalversammlung vorgestern Dienstag bestätigt.
Die Wahl einer Doppelspitze sei bewusst, erklärt Bühler, der in Liestal das Hotel und Restaurant Bienenberg führt. Dass sie in vielen Angelegenheiten nicht gleich ticken und immer wieder andere Ansichten vertreten, sei kein Hindernis. «Wir haben viel eher das Gefühl, dass wir uns dadurch ergänzen und der Verband vom Ringen um Ideen und Lösungen zwischen uns profitieren kann.» Auch Ballmer ist überzeugt, dass sie trotz der Unterschiede als Doppelspitze funktionieren werden.
Ballmer ist in der Beratung und im Coaching tätig und hat selber keinen Gastronomiebetrieb. Das neue Co-Präsidium will die Geschäftsstelle neu organisieren – Geschäftsleiter Bruno Gruber wird demnächst pensioniert –, den Kontakt zu den über 400 Mitgliedern stärken und auch in der Politik weiter an Einfluss gewinnen. Die grösste Herausforderung stellen intern aber die Finanzen dar. Im Rahmen des Budgets für das neue Geschäftsjahr kam es zu Diskussionen über die finanzielle Zukunft des Verbands. Ein Antrag aus dem Plenum zur Erhöhung des Mitgliederbeitrags um 100 Franken wurde aber verworfen.
100er-Regel soll fallen
Die Krise der Gastronomie durch die Corona-Pandemie dominierte vor allem den Beginn der Generalversammlung und die Jahresberichte des Präsidenten, der Vizepräsidentin und des Geschäftsführers im hauseigenen Magazin. Enrique Marlés rühmte sich und seine Verbandskollegen – kantonal wie national – für ihren Einfluss auf politischer Ebene. «Wir haben teils direkt, teils indirekt über unsere Dachorganisation Gastro Suisse politischen Druck ausgeübt, sodass die Restaurants früher, als von Bundesrat Berset gewünscht, geöffnet werden konnten, und haben weitere Lockerungen unermüdlich vorangetrieben.»
Im Baselbiet sei das Thema der Geschäftsmieten noch immer nicht gelöst, betonte Marlés.Vor den Sommerferien wurde im Landrat eine dringliche Motion überwiesen, welche die Drei-Drittels-Lösung fordert, die im Kanton Basel-Stadt bereits beschlossen wurde und bei der Mieter, Vermieter und Kanton je einen Drittel zur Geschäftsmiete beisteuern sollen. Das Thema sei aber «delikat», mahnte Fabienne Ballmer als Verbands-Vizepräsidentin. «Wir haben im Verband Mieter und Vermieter, und wir wollen allen unseren Mitgliedern gerecht werden.» Aber es sei klar, dass es einen Ausgleich der Lasten brauche. Über die Motion wird der Landrat Ende August entscheiden. Der Regierungsrat ist dagegen.
Ein von Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Buser ins Leben gerufener runder Tisch mit Gesundheits- und Wirtschaftsdirektor Thomas Weber (SVP) sei gut angelaufen, berichtete Fabienne Ballmer. Ziel sei es, das von den vier Nordwestschweizer Kantonen beschlossene Verbot für Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen zu kippen. «Das Anliegen wurde sehr gut aufgenommen. Wir haben vernommen, dass der Baselbieter Regierungsrat eher die Tendenz hat, die Massnahmen wieder zu lockern, als sie zu verschärfen», so Ballmer Es sei nun wichtig, dass die Gastroverbände bei ihren Regierungen Druck ausüben. «Klar ist 300 als Grenze auch nicht optimal. Aber 100 ist eine schwierige Grenze – gerade auch für Hochzeiten und Geburtstage.»