Vom Konkubinat zur Zweckheirat
09.06.2020 Bezirk Waldenburg, Fusion, Waldenburg, Wirtschaft, GemeindenZwei Forstreviere schliessen sich zusammen
Die Forstreviere Oberer Hauenstein und Hohwacht bilden einen Zweckverband und sind ab Anfang 2021 als Forstbetrieb Frenkentäler unterwegs.
Elmar Gächter
«Wenn die richtigen Leute zusammenkommen, gibt eins und eins ...
Zwei Forstreviere schliessen sich zusammen
Die Forstreviere Oberer Hauenstein und Hohwacht bilden einen Zweckverband und sind ab Anfang 2021 als Forstbetrieb Frenkentäler unterwegs.
Elmar Gächter
«Wenn die richtigen Leute zusammenkommen, gibt eins und eins drei und nicht zwei oder nur anderthalb.» Diese Aussage, die Simon Czendlik kurz nach Beginn der engen Zusammenarbeit mit seinem Kollegen André Minnig machte, hat für den Leiter des Forstreviers Oberer Hauenstein auch heute noch Gültigkeit.Vor etwas mehr als drei Jahren haben sich sein Betrieb in Waldenburg und jener der Hohwacht in Reigoldswil aufgemacht, um wo immer möglich zu kooperieren und Synergien zu nutzen. Und es hat funktioniert, so quasi als Konkubinat.
Dass diese mehr oder weniger vertragslose Verbindung nun in einer Heirat – sprich: Fusion münden und «legalisiert» werden soll, ist logisch und nachvollziehbar. So sehen es nicht nur die beiden Revierförster, sondern auch die Forstrevierkommission, gebildet aus den Vertretern der involvierten Bürgergemeinden. Ab 1. Januar 2021 sollen die beiden Forstreviere als Zweckverband Forstbetrieb Frenkentäler unterwegs sein.
Simon Czendlik spricht von einem grossen Einsparpotenzial, das die Bildung des Zweckverbands ermögliche. Er erwähnt vor allem den Wegfall des grossen administrativen Aufwands, den das heutige sogenannte Kopfbetriebsmodell erfordere. Dabei stellen Waldenburg und Reigoldswil als Kopfbetriebe den mitbeteiligten Bürgergemeinden Langenbruck beziehungsweise Bretzwil und Lauwil Rechnung für die erbrachten Leistungen. «Schon nur, weil damit ein grosser Teil des Rapportwesens wegfällt, sparen wir in unseren Forstbetrieben mehr als 40 000 Franken jährlich», erklärt Czendlik. Dazu entfalle die Mehrwertsteuer, die heute für jede Abgeltung der Leistungen an die beteiligten Gemeinden zu entrichten sei.
Agieren statt reagieren
Allein aus finanzieller Sicht ist die Fusion noch kein Gebot der Stunde, denn beide Reviere präsentieren seit Jahren schwarze Zahlen. «Wir sind aus dieser Sicht nicht im Zugzwang», betont Andrea Kaufmann, Präsidentin von Einwohnerund Bürgergemeinde Waldenburg. In Anbetracht der laufend fallenden Holzpreise sei es jedoch besser zu agieren, als zu reagieren.
Forstingenieur Czendlik sieht im Zweckverband vor allem den Vorteil, sowohl beim Holzabsatz als auch beim Einkauf von Leistungen ein stärkeres Gewicht ausspielen zu können. Der neue Zweckverband bewirtschaftet rund 2150 Hektaren Wald. Dazu kommen 870 Hektaren, die André Minnig und Simon Czendlik im Auftrag des benachbarten Forstreviers Dottlenberg zusätzlich betreuen. Der Personalbestand umfasst neun Mitarbeitende.
Andrea Kaufmann und Simon Czendlik betonen, dass die Fusion zu keinem Personalabbau führe. Auch solle an den jetzigen personellen Bedingungen festgehalten werden. Als Hauptsitz des neuen Forstbetriebs Frenkentäler ist Waldenburg vorgesehen. Wenn es nach den Vorstellungen der beiden Revierförster geht, wird der Zweckverband in einer Co-Leitung geführt. «Wir haben in den drei Jahren unserer Zusammenarbeit bewiesen, dass dies sehr gut funktioniert», begründet Simon Czendlik diesen Wunsch.
Grösser heisst stärker
Der Vertrag kommt nur zustande, wenn ihm alle fünf beteiligten Bürgergemeinden zustimmen. Andrea Kaufmann ist optimistisch. «Wir haben in Waldenburg an der letzten Gemeindeversammlung über unsere Absichten informiert und keine kritischen Fragen erhalten.»
Klar begrüsst wird der Zusammenschluss vom kantonalen Amt für Wald. «Die Herausforderungen für die Waldeigentümer und Forstbetriebe sind in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Mit dieser Form kann besser auf den Wandel reagiert werden. Zudem sind mit einer solchen Grösse auch Spezialisierungen im Betrieb möglich, was auch für die angestellten Forstwarte interessant ist», hält der zuständige Kreisforstingenieur Beat Feigenwinter fest. Rund die Hälfte aller Forstreviere im Baselbiet seien inzwischen als Zweckverbände organisiert.