Pfarrerin
Denise Perret, reformierte Pfarrerin, Sissach
Während unser Spielgrüppeler-Bub der Grossmutter am Telefon erklärt, wie ein Virus funktioniert und weshalb es wichtig ist, dass sie zu Hause bleibt, versuche ich im Homeoffice meine ...
Pfarrerin
Denise Perret, reformierte Pfarrerin, Sissach
Während unser Spielgrüppeler-Bub der Grossmutter am Telefon erklärt, wie ein Virus funktioniert und weshalb es wichtig ist, dass sie zu Hause bleibt, versuche ich im Homeoffice meine Hirnzellen zu sammeln.
Ich verstehe mein Amt als Pfarrerin so, dass wir als christliche Gemeinschaft zusammen und mit Gott unterwegs sind; mit allem, was uns im Leben an Schönem und Schwerem begegnet. In den letzten Tagen hiess das vor allem Absagen über Absagen. Als Kirchgemeinde versuchen und wollen wir das Bundesamt für Gesundheit und den Krisenstab des Kantons unterstützen – in der Hoffnung, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.
Gottesdienst am Sonntag: ist nicht. Sonntagsschule: ist nicht. Elternbildungsabend: ist nicht. Das Sonntagsschullager im Sommer: Wir wissen es noch nicht.
Nun braucht unser Erstklässler Hilfe bei seinem Homeschooling. Während ich mit ihm Worte suche, in denen der Buchstabe X vorkommt, dröhnt auf dem Handy schon die nächste offene Frage. Findet der Familienanlass im Mai im Weihermätteli statt oder nicht? Und meine Suche nach Worten mit X wird durchkreuzt von der Frage: Wie begehen wir in diesem Jahr eigentlich Ostern? Als Familie? Und als Kirchgemeinde? Mir schwirrt der Kopf.
Das Virus reduziert meinen Beruf aufs Organisieren und darauf, den Menschen zu ihrem und meinem Schutz fernzubleiben. Aber nicht nur. Die verschärften Massnahmen des Bundesrats vernichten angedachte Ideen so schnell, wie sie entstehen. Aber nicht nur. Als Team sind wir per Mail und Telefon im Austausch darüber, was möglich ist. Vielleicht sogar erst jetzt möglich wird. Unsere Kirche ist offen, Kerzen anzünden, telefonieren: Es gibt Dinge, die sind möglich!
So gehe ich mit Corona um: Ich tue, was gerade notwendig ist. In diesen ersten Tagen vor allem – leider – direkte Kontakte vermeiden, Anlässe absagen, Sitzungen verschieben und sie dann doch absagen und dazwischen immer wieder weiterdenken.
Die Coronakrise wirft existenzielle Fragen auf. Und so tue ich genau das, was ich als Pfarrerin immer tue: Ich versuche zu verstehen, wo Sie und ich, wo wir als Gesellschaft stehen. Was sind die Fragen, Sorgen und Sehnsüchte, die uns umtreiben? Was können wir aus unserem biblischen Fundus (die «Plagen in Ägypten» oder «Jesus und die Kranken») und aus unserer Erfahrung als soziale Wesen dazu sagen? Was können wir dazu beitragen, dass wir diese Krise zusammen meistern? Es wird sich zeigen.
Corona ist für jene Berufsleute eine besondere Herausforderung, die bei ihrer Tätigkeit zwingend in direkten Kontakt mit anderen Menschen kommen. In dieser Rubrik erklären sie, wie sie diese Situation meistern.