Beispiel einer guten Nachfolgeregelung
13.02.2020 Bezirk Waldenburg, OberdorfSeit 38 Jahren finden sowohl Heimwerker als auch professionelle Handwerker im renommierten Ladengeschäft Heinimann AG in Oberdorf das Gewünschte. Dies soll dank familieninterner Nachfolge auch weiterhin so bleiben.
Elmar Gächter
Die Nachfolgeregelung ist für ...
Seit 38 Jahren finden sowohl Heimwerker als auch professionelle Handwerker im renommierten Ladengeschäft Heinimann AG in Oberdorf das Gewünschte. Dies soll dank familieninterner Nachfolge auch weiterhin so bleiben.
Elmar Gächter
Die Nachfolgeregelung ist für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) in der Schweiz häufig ein Problem. Laut dem «KMU Portal» des Staatsekretariats für Wirtschaft (Seco) verschwindet nahezu jedes dritte KMU, weil es nicht gelingt, eine Person für die Übernahme zu finden. Umso grösser ist die Freude bei Markus Heinimann, dass sein Sohn Matthias in das elterliche Geschäft eingestiegen ist und den Betrieb am 1. Januar 2021 als Geschäftsführer übernehmen wird.
Für den Patron der Heinimann AG in Oberdorf stand auch ein Management-Buy-out zur Diskussion, das heisst ein Firmenübertrag an Mitarbeitende. So aber bleibt das KMU in Familienbesitz, wie es laut einem Bericht der Credit Suisse für rund 45 Prozent aller Unternehmen in der Schweiz gilt. Am 1. April 1982 hat Markus Heinimann zusammen mit seiner Frau Rita sein Ladengeschäft an der Hauptstrasse 35 mit bescheidenen 80 Quadratmetern Verkaufs- und Lagerfläche eröffnet. Der Neubau auf der gegenüberliegenden Strassenseite ermöglichte es ab 1991, das Sortiment an Eisenwaren, Haushaltartikeln und Werkzeugen laufend auszuweiten, und er bot mit seinen 800 Quadratmetern Fläche auch Platz für neue Bereiche wie Gartenmöbel, Schliessanlagen oder Produkte für die Grillfans. Universell war der Betrieb seit Beginn und er ist es bis heute geblieben. Keine Umschreibung drückt dies besser aus als das Firmenmotto «dr Heinimann hets».
Onlinehandel ist anspruchsvoll
Nichts ist konstanter als die Veränderungen. Diese Erfahrung begleitet Markus Heinimann seit der Geschäftseröffnung und er nennt dazu zwei konkrete Beispiele: «In den ersten Jahren verkauften wir alle zwei Wochen eine Palette Nägel. Heute braucht kaum noch jemand Nägel. Später waren Gartenmöbel der grosse Renner, wir importierten sie containerweise. Aber auch dieser Bereich ist komplett eingebrochen.» Die Lebensgewohnheiten hätten sich in den vergangenen Jahren stark verändert, Mobilität und Preissensibilität stark zugenommen. Grossmärkte und Bauzentren machten den Fachgeschäften mit massiven Mitteln und Angeboten Kunden abspenstig. Und nicht zuletzt könne der Fachhandel mit der Preispolitik der Onlinehändler nur schwer mithalten.
Die Heinimann AG hat rechtzeitig reagiert und vor allem ihr Geschäftsfeld Schliesstechnik stark ausgebaut. «Wir konnten praktisch alle Gemeinden im Bezirk mit unseren Systemen ausrüsten», sagt Markus Heinimann. In diesem Bereich sieht er auch für die Zukunft gute Entwicklungsmöglichkeiten. Eingestiegen ist die Firma bereits vor längerer Zeit in den Onlinehandel. Dies sei allerdings ein sehr anspruchsvolles Umfeld. Man müsse schnell agieren können und es sei sehr schwierig, richtig an die Verkaufsfront zu kommen. «Aber was wir an Kundenbesuchen im Laden verlieren, wollen wir mit dem Onlinegeschäft kompensieren», so Heinimann.
Treuer Mitarbeiterstab
Geändert habe sich auch das Kaufverhalten der Kunden. Diese seien im Zeitalter des Internet viel besser informiert und kämen mit klaren Vorstellungen in den Laden. Es gehe dann schlussendlich nur noch um den Preis. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen leide er jedoch weniger darunter, dass Leute sich nur beraten lassen und woanders einkaufen. «Problematisch ist eher, tiefpreisige, mit hohem Beratungsaufwand verbundene Produkte und Einzelteile kostendeckend zu verkaufen», gibt Markus Heinimann zu bedenken.
Stolz ist der Seniorchef auf seinen langjährigen und treuen Mitarbeiterstab. So geht es auch Sohn Matthias, der wie sein Vater eine Grundausbildung als Eisenwarenhändler absolviert und anschliessend als Betriebswirtschafter HF viele Jahre in der Revisionsbranche gearbeitet hat. «Es ist eine Herzensangelegenheit, mit solch tollen Leuten und in diesem schönen Laden einen Betrieb führen zu dürfen, der in der Region ein Begriff ist», blickt er auf seine künftige Funktion als Geschäftsführer voraus. Gewisse Bereiche will er überarbeiten, aber dies brauche seine Zeit. Das oberste Ziel müsse es auch künftig sein, das Fachgeschäft auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten.