«Wir wollen keinen Disney-Park aufziehen»
28.02.2020 Bezirk Waldenburg, Reigoldswil«Wir wollen keinen Disney-Park aufziehen»
Nach dem überraschenden Tod von Peter Meier stand die Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen vor einer neuen Situation. Sie hat rasch gehandelt und das langjährige Mitglied Rudolf Mohler zu ihrem neuen Präsidenten ...
«Wir wollen keinen Disney-Park aufziehen»
Nach dem überraschenden Tod von Peter Meier stand die Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen vor einer neuen Situation. Sie hat rasch gehandelt und das langjährige Mitglied Rudolf Mohler zu ihrem neuen Präsidenten gewählt.
Beat Ermel
Herr Mohler, Sie sind am 12. Februar zum neuen Präsidenten der Stiftung Luftseilbahn Reigoldswil Wasserfallen (LRW) gewählt worden. Wer sind Sie?
Rudolf Mohler: Ich war in meinem Leben stets vielseitig unterwegs und hatte einen aus heutiger Sicht originellen Berufsstart, nämlich als ursprünglicher Bänkler, Informatiker und in führender Position im Personalwesen einer Grossbank. Bis zu meiner Pensionierung war ich Spitaldirektor im Kantonsspital Laufen. Gleichzeitig war ich während 24 Jahren Mitglied des Gemeinderats von Oberwil, davon bis 2008 während 16 Jahren als Gemeindepräsident. Ich bin Bürger von Thürnen und mit der Region und der Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen seit meiner Bubenzeit dank meines Grossvaters – ein gebürtiger Lauwiler – verbunden. Er hat mich oft mitgenommen, um auf Wanderungen das Gebiet zu erkunden. Ich war wohl sieben oder acht Jahre alt, als die Luftseilbahn unter der Ägide der Autobus AG Liestal entstand.
Wie wurden Sie Mitglied der Stiftung?
Als sich die Autobus AG 1995 von der Luftseilbahn trennen wollte, kam als rettende Idee, eine Stiftung zu gründen. Mit an Bord sollten die Gemeinde Reigoldswil, die Autobus AG, der Gemeindepräsidentenverband, der Kanton und der Bähnliclub sein. Sie alle erhielten ein Delegationsrecht in den Stiftungsrat. 1999 wurde ich als damaliges Vorstandsmitglied des Gemeindepräsidentenverbands als Mitglied angefragt. Nicht zuletzt deshalb, weil man jemanden von ausserhalb der engeren Region wollte. Nach dem überraschenden Todesfall von Peter Meier stand der Stiftungsrat vor einer neuen Situation und ich wurde angefragt, das Präsidium zu übernehmen.
Was sind die Aufgaben der Stiftung?
Zweck der Stiftung ist die Erhaltung und der Betrieb der Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfallen als nicht gewinnorientiertes Unternehmen zugunsten der Bevölkerung der Region Nordwestschweiz. Neben dem operativen Betrieb der Luftseilbahn bestehen verschiedene touristische Angebote, wie die Vermietung von Schlitten, geführte Schneeschuhwanderungen, die Vermietung von Trottis und die «Farmer challenge». Die LRW ist zudem Eigentümerin des Seilparks und des Restaurant Heidi-Stübli. Dazu kommt die administrative Koordination verschiedener Zusatzangebote anderer Träger.
Wie sieht es bei der LRW finanziell aus?
Die Seilbahn war nie ein grosses Renditegeschäft und wird es auch nicht werden. Eine Bahn ist kein kostengünstiger Betrieb. Sie muss strengen Sicherheitsauflagen entsprechen. Die vergangenen zwei Jahre brachten ein solides Ergebnis und auch das diesjährige Budget geht von einer schwarzen Null aus.
Der Eindruck ist, dass die LRW bei schönem Wetter überlaufen wird und bei schlechtem Wetter die Anzahl Fahrten gegen null tendieren.
Ja richtig. Wir sind ein sehr wettersensitiver Betrieb. Wir haben allerdings auch die Erfahrung gemacht, dass allzu schönes und heisses Wetter für uns nicht so gut ist. Wettersituationen, in denen die Leute zweifeln, was sie unternehmen sollen, sind besser. Anstelle eines grossen Ausflugs wählt man die nähere Region. Pro Jahr kommt die Seilbahn auf rund 115 000 Fahrten, die sich wegen des jährlichen Revisionsunterbruchs auf elf Monate verteilen. Das ist ein schönes Resultat.
Wohin steuern Sie die LRW?
Die LRW hat eine klare Aufgabenstellung und ein ebenso definiertes Einzugs- und Aktivitätsgebiet. Das kann man nicht einfach ausweiten. Ziel ist es, im nahen Raum ein Freizeit- und Erholungsangebot anzubieten, ergänzt mit kulinarischen Möglichkeiten. Aber wir wollen es nicht übertreiben. Wir wollen hier oben keinen Disney-Park aufziehen. Auf der Fahne des Stiftungsrats steht ein massvolles Weitergehen.
Welche Projekte stehen als Nächstes an?
Der nächste Punkt, der auf dem Programm steht, ist eingeleitet. Direkt neben dem «Heidi-Stübli» wird ein Spielplatz realisiert. Wir wollen einen Mix aus Seilpark, Kinder-Seilpark, Spielplatz und «Heidi-Stübli» anbieten, der für Familien attraktiv ist. Der Hauptblock der Bahnbenützerinnen und -benützer sind nach wie vor die Wanderinnen und Wanderer. Die Wasserfallen sind Ausgangspunkt für grössere und mittlere Wanderungen, und auch für jene geeignet, die nur einen Spaziergang machen wollen oder in einem der Bergrestaurants einkehren wollen. Unser primäres Ziel ist es, mehr Fahrten mit der Luftseilbahn zu generieren.
Die LRW ist eine der wenigen Bahnen, die nicht auf den Gipfel, sondern in eine Mulde führt. Was sagen Sie dazu?
Die allerersten Ideen für eine Bahn, die auf den Gipfel führt, sind nicht ganz vergessen. Es war anfangs vorgesehen, eine zweite Sektion zu realisieren, die auf den Vogelberg geführt hätte. Das wäre durchaus attraktiv gewesen. Es gab aber damals im Jahr 2006, als die Seilbahn erneuert wurde, heftigen Widerstand aus verschiedenen Ecken. Eine Gipfelbahn war politisch nicht zu haben und man hätte es wohl auch finanziell nicht geschafft. Es gibt heute noch ein kleines Zeichen dafür, dass dies nie ganz abgeschrieben worden ist. Die Bergstation ist nämlich so gebaut, dass eine zweite Sektion möglich wäre.
Wollen Sie als neuer Präsident das Thema wieder aufgreifen?
Im Moment ist dies aus verschiedenen Gründen kein Thema und es wäre auch nicht mehrheitsfähig. Für einen solchen Entscheid fehlt es an Konsens der verschiedenen Beteiligten, denn man müsste zuerst die geltende Landschaftsplanung ändern. Natürlich ist das ein bisschen schade. Denn um eine bessere Aussicht zu haben, muss man zuerst die Mulde überwinden. Was wir aber in nächster Zeit angehen wollen, ist die Verbesserung der Parkplatzsituation. Interessant wäre auch, im Tarifverbund Nordwestschweiz auf die eine oder andere Art unterzukommen. Doch die Finanzseite darf dabei auf keinen Fall vernachlässigt werden.