Wenn ein Rinnsal zum Bächli wird
05.12.2019 Bezirk Waldenburg, HölsteinDie «Gmäini» zeigt sich vorweihnächtlich gestimmt
Ohne grosse Diskussionen und praktisch einstimmig sind alle Sachgeschäfte an der Hölsteiner Gemeindeversammlung durchgewunken worden. Das Budget sieht einen Ertragsüberschuss von 700 000 Franken vor.
Elmar ...
Die «Gmäini» zeigt sich vorweihnächtlich gestimmt
Ohne grosse Diskussionen und praktisch einstimmig sind alle Sachgeschäfte an der Hölsteiner Gemeindeversammlung durchgewunken worden. Das Budget sieht einen Ertragsüberschuss von 700 000 Franken vor.
Elmar Gächter
Wohl die wenigsten der 90 Teilnehmenden an der Einwohnergemeindeversammlung in Hölstein haben je vom «Galgenbächli» gehört. Kein Wunder, ist es doch in eine Dole verlegt oder sucht sich seinen Weg röhrenlos, sicher aber unterirdisch. Und dieses «Galgenbächli» könnte nun zum Galgenstrick werden, wenn es nach den Vorstellungen des Kantons geht. Denn es quert just jenes Grundstück, das vor noch nicht allzu langer Zeit Campingfreunden Platz bot und inzwischen in die Gewerbezone überführt worden ist.
Beobachtungen zeigten, so der Gemeinderat, dass das sogenannte Bächli nichts anderes sei als eine Entwässerung, die das Hangwasser oberhalb der Kantonsstrasse sammle und es schliesslich im Erdreich versickern lasse. Doch für den Kanton ist diese Wasserabfuhr alles andere als ein Rinnsal, sondern ein öffentliches Kleinstgewässer, das den entsprechenden Bauund Nutzungsbeschränkungen unterliegt.
Tatsache ist, dass damit die Überbaubarkeit der ehemaligen Campingplatzparzelle wesentlich eingeschränkt würde. «Es konnte keine Einigung erzielt werden», dies das Fazit des Gemeinderats nach den bisherigen Verhandlungen mit dem Kanton. Dem Antrag der Gemeindeexekutive, hier auf eine Ausscheidung von Gewässerraum bewusst zu verzichten, folgten die Anwesenden einstimmig. Der Gemeinderat darf also mit grossem Rückhalt seitens seiner Bevölkerung den Canossagang vor die Baselbieter Regierung antreten.
Finanziell grössere Brötchen gebacken wurden an diesem Abend mit der einhelligen Zustimmung des Souveräns zum Budget 2020. Glücklich eine Gemeinde, die wie Hölstein einen Ertragsüberschuss von rund 700 000 Franken veranschlagen kann, auch wenn dieses Ergebnis vor allem dem um beinahe 1 Million Franken höheren Finanz- und Lastenausgleich zuzuschreiben ist.
Andrea Heger wird Präsidentin
Wenig optimistisch sind jedoch die Prognosen zu den Steuereinnahmen. Sie sollen 2020 bei den natürlichen Personen um rund 380 000 und bei den juristischen Personen um rund 60 000 Franken zurückgehen. In Anbetracht der bis 2024 vorgesehenen Investitionen von rund 9 Millionen Franken und der markanten Zunahme der Nettoverschuldung nicht unbedingt das Gewünschte. Dies sahen auch zwei anwesende Einwohner so und mahnten, nicht zu überborden. Andreas Appenzeller, der den Gemeinderat vorübergehend bis Ende Jahr leitet, zeigte sich jedoch optimistisch, nicht zuletzt aufgrund der ausserordentlich tiefen Zinsen.
Wie das Budget 2020 wurden auch der Kredit für die zweite schrittweise Erneuerung der öffentlichen Strassenbeleuchtung sowie zwei Bau- und Strassenlinienpläne einstimmig gutgeheissen. Mit einer einzigen Gegenstimme – und sie sollte an dieser harmonisch verlaufenen und effizient geleiteten Gemeindeversammlung die wirklich einzige bleiben – verabschiedeten die Hölsteinerinnen und Hölsteiner die geänderte Gemeindeverordnung, die der Gemeinde ermöglicht, ab 1. Januar 2021 wieder eine eigene Sozialhilfebehörde zu installieren.
Mit herausragenden Leistungen sorgten die 12-jährige Saskia Bischof und der 55 Jahre alte Gerald Wohlgemuth dafür, dass sich Hölstein weit über die Gemeindegrenzen hinaus einen besonderen Namen gemacht hat. Bischof glänzte als Trampolin-Turnerin mit dem Titel als Schweizer Meisterin bei den Unter-13-Jährigen und Gerald Wohlgemuth gar mit jenem als Amateur-Weltmeister der Messerwerfer, den er bei einem Wettkampf in Kanada errungen hat.
Mit grossem Applaus verabschiedet wurde Gabriel Antonutti als Gemeindepräsident. Dieses Amt wird ab 1. Januar 2020 die jetzige Gemeinderätin Andrea Heger übernehmen. Gemeinderätin Melanie Stricker erklärte ihren Rücktritt aus dem Rat auf Ende der Amtsperiode.