Glutenfrei, vegan, kalorienreduziert
06.09.2019 Bezirk Waldenburg, HölsteinDas Geschäft mit Hundesnacks boomt – die Delipet AG hat expandiert
Der Hund ist heute mehr Familienmitglied als Haustier. Davon profitiert der Hundefutterproduzent Delipet AG aus Hölstein, der die ausgefallenen Wünsche seiner Kunden erfüllt. In Arisdorf hat das wachsende Unternehmen ...
Das Geschäft mit Hundesnacks boomt – die Delipet AG hat expandiert
Der Hund ist heute mehr Familienmitglied als Haustier. Davon profitiert der Hundefutterproduzent Delipet AG aus Hölstein, der die ausgefallenen Wünsche seiner Kunden erfüllt. In Arisdorf hat das wachsende Unternehmen im März eine zweite Produktionsstätte eröffnet.
Sebastian Schanzer
Gemessen am Ärger, den er der Delipet AG schon eingebracht hat, ist das Lüftungskamin des Hundefutterund Snackproduzenten in der Bärenmatte erstaunlich klein und unscheinbar. Wenn sich die Eiweisse beim Trocknen des Fleischs zersetzen, entwickelt sich ein Geruch, der für manche menschliche Nasen offenbar ekelerregend bis unerträglich ist. Nach einigen Jahren Ruhe haben sich jetzt wieder zwei Parteien über Geruchsemissionen der Delipet beschwert, wie die Gemeinde Hölstein jüngst mitteilte. Sofort haben die Verursacher reagiert und angekündigt, die Aktivkohle in der Filteranlage noch häufiger auszuwechseln – alle sieben statt acht Wochen. «Wir setzen alles daran, dass keine Gerüche über das Kamin austreten können», sagt Geschäftsleiter Dominik Stohler. «Nur keine Negativschlagzeilen.»
Dabei hat die Firma durchaus Erfreuliches zu berichten. In diesem Sommer wurde sie mit ihrer Fleischsnack-Marke Deli Best mit dem Award Brand of the Year im Heimtiermarkt ausgezeichnet. Zum zweiten Mal in Folge erhält die Hölsteiner Firma den internationalen Preis, der über ein Voting der Endverbraucher vergeben wird. 1000 Firmen haben sich beworben, 100 wurden ausgezeichnet. «Zweimal in Folge – das ist nicht selbstverständlich, habe ich mir sagen lassen», so Stohler.
Teures Tierfutter boomt
Die Delipet AG hat im laufenden Jahr in Arisdorf eine zusätzliche Produktionsstätte eröffnet. Dort, wo früher die Aerni AG Fenster herstellte, wird seit März Hundefutter verpackt und vermarktet. Knapp sieben Tonnen Futter verlassen jeden Tag die Fabrik und werden an Grossverteiler in der Schweiz und im Ausland geliefert. 55 Prozent seines Umsatzes erzielt das Unternehmen durch Export. Und weil das Geschäft derzeit boomt, wurde die Anzahl Mitarbeiter kurzerhand von 70 auf 90 aufgestockt.
«Das Haustier hat heute einen anderen Stellenwert als noch vor einigen Jahren. Früher bekam der Hund die Reste vom Tisch. Heute muss das Futter glutenfrei, kalorienreduziert oder sogar vegan sein», sagt Stohler. Ist die Bestellung gross genug, erfüllt die Delipet AG ihren Kunden alle noch so ausgefallenen Wünsche. Aktuell im Trend seien etwa Hundesnacks mit Hanf oder mit Kurkuma, eine Pflanze aus Südasien, der eine schmerzlindernde Wirkung – zumindest beim Menschen – nachgesagt wird.
Kritische Klientel
Selbstverständlich verarbeite man auch nur Fleisch, das theoretisch für den menschlichen Verzehr geeignet wäre. Rund 1 Million Franken hat das Unternehmen in eine neue Maschine investiert, um Frischfleisch zu bearbeiten: Kaninchen, Rind, Perlhuhn, Känguru, Ente oder Poulet – das meiste aus der Schweiz und aus tierfreundlicher Haltung. «Wir haben Produkte im Angebot, die im Verkauf 70 Franken pro Kilo kosten. Den gleichen Preis bezahlen wir Menschen fürs Bündnerfleisch.»
Und wie bei der Nahrung für den Menschen, studieren die Hundehalter zunehmend kritisch die Angaben auf der Verpackung des Hundefutters. «Da wird jeder Posten auseinandergenommen.» Eine Person im Betrieb ist einzig dafür angestellt, Fragen der Kundschaft zu beantworten. «Haustiere werden zunehmend vermenschlicht. Der Hund ist heute ein Familienmitglied.»
Dominik Stohler hat angesichts dieses Trends offenbar alles richtig gemacht. Im Jahr 2000 entschloss er sich, seine Metzgerei in Arboldswil aufzugeben, um sich im Neubau auf dem Industrieareal Bärenmatte ganz auf die Produktion von Tiernahrung zu konzentrieren. Ausschlaggebend war die BSE-Krise in den 90ern. Sie führte zu einem Verbot, die Nebenprodukte der Fleischerzeugung an wiederkäuende Tiere zu verfüttern. «Plötzlich musste man dafür bezahlen, um die Nebenprodukte zu entsorgen. Von da an haben wir begonnen, Hundesnacks zu produzieren», sagt Stohler. Und seither wächst der Betrieb. «Eine produzierende Metzgerei gibt es hingegen im ganzen Waldenburgertal nicht mehr.»