Ehrung für den Baselbieter Rebbau
12.09.2019 Baselbiet, Landwirtschaft, Sissach«Syydebändel»-Winzer Daniel Wiedmer zu Medaillen und Prämierungen
Mit guten Böden, mildem Klima und hohem Qualitätsbewusstsein verschafft sich der Baselbieter Weinbau über die Kantonsund Landesgrenzen hinaus Respekt. Das beweisen Auszeichnungen wie die für den ...
«Syydebändel»-Winzer Daniel Wiedmer zu Medaillen und Prämierungen
Mit guten Böden, mildem Klima und hohem Qualitätsbewusstsein verschafft sich der Baselbieter Weinbau über die Kantonsund Landesgrenzen hinaus Respekt. Das beweisen Auszeichnungen wie die für den «Syydebändel».
Christian Horisberger
Es ist ein gutes, ja sehr gutes Jahr für den «Syydebändel». Der Kooperationswein von sieben Winzern und Kellermeister Thomas Engel hat dieses Jahr an drei Weinprämierungen höchste Weihen empfangen. Im Mai zeichneten die Juroren der prestigeträchtigen «Decanter World»- Awards in London den 2016er «Syydebändel Barrique» mit 95 von 100 möglichen Punkten und Gold aus. Jener Wein wurde dieses Jahr auch zum «Baselbieter Staatswein» erkoren. Vergangene Woche haben die Preisrichter der «Mondial des Pinots» in Sierre, einem Wettbewerb ausschliesslich für Weine aus Pinot-Trauben, den fassgereiften «Syydebändel» 2015 zum besten Pinot Noir der Schweiz gekürt. 800 Blauburgunder aus 29 Ländern wurden verkostet und beurteilt, am Ende stand der Wein aus dem Baselbiet ganz oben (die «Volksstimme» berichtete). 92,4 Punkte der Juroren bedeuteten die Auszeichnung «Grosses Gold», das lediglich drei eingereichte Pinots Noir erhielten: ein Walliser, ein Neuseeländer und der Baselbieter.
Seit der Prämierung sind einige Tage vergangen. Die «Volksstimme» stattete dem Sissacher Winzer Daniel Wiedmer, einem der acht frischgebackenen «Pinot-Noir-Schweizer-Meister», einen Besuch ab. Wiedmer ist Präsident des Vereins Syydebändel; ferner wirken in der Kooperation mit: Werner Frey (Magden), Urs Imhof (Maisprach), Andy Leuenberger und Fredy Löw (Buus), Michael Schaffner (Wintersingen), Markus Vogt (Gelterkinden/Rünenberg) und Daniel Wiedmer (Sissach) sowie Kellermeister Thomas Engel («Siebe Dupf»-Kellerei, Liestal).
Beste Bedingungen für Weinbau
Statt mit geschwellter Brust über seinen Hof zu stolzieren, lotst Wiedmer zwei Versicherungsfachleute durch seine Reben. Sie protokollieren die Schäden, die der diesjährige Spätfrost an den Rebstöcken des Sissacher Zelglihofs verursacht hat. Der Alltag hat den Weinbaubetrieb längst wieder voll im Griff.
Daniel Wiedmer ist es ein Anliegen, dass die Auszeichnungen nicht zu sehr auf ihn, nicht einmal gross auf die «Syydebändel»-Kooperation gemünzt wird. «Was uns freut, ist, dass ein Baselbieter Wein ausgezeichnet wurde, als Botschafter für den Weinbau in unserem Kanton, der sich nicht zu verstecken braucht.» Das Baselbiet verfüge mit 120 Hektaren noch nicht einmal über 1 Prozent der gesamten Schweizer Rebfläche. Aber die lehmigen Kalkböden, wie man sie vor allem im Oberbaselbiet findet, und die leichten Lössböden im Unterbaselbiet sowie die reiche Besonnung und ein mildes Klima lieferten ausgezeichnete Voraussetzungen für gute Weine.
Im Baselbiet – in der ganzen Schweiz – haben die Bündner Herrschaft oder das Wallis als Blauburgunder-Anbaugebiete einen guten Namen. Umgekehrt ist dies nicht der Fall. Dass der Baselbieter Wein bisher über die Kantonsgrenzen hinaus kaum bekannt ist, hänge wohl damit zusammen, dass er zum grössten Teil auch im Baselbiet getrunken werde, schätzt Wiedmer. «Ausserhalb weiss keiner, was für tolle Weine wir haben.»
Nur noch 600 Gramm Ertrag pro m²
Für die hohe Qualität haben die Winzer hart gearbeitet. Längst sind nicht mehr die Menge und der Zucker das Mass aller Dinge, sondern gehaltvolles Traubengut – bei entsprechend reduziertem Ertrag. Das gilt ganz besonders für den «Syydebändel». Wer dafür Trauben liefert, muss sich an klar definierte Regeln halten. Zentrale Auflage ist der maximal erlaubte Ertrag pro Quadratmeter. Aktuell seien es 800 Gramm, sagt Wiedmer. Aller Voraussicht nach werde man sich auf eine Reduktion auf 600 Gramm einigen, um eine noch bessere Qualität erzielen zu können, sagt Wiedmer.
Das Einhalten der Produktionsrichtlinien wird gemeinsam kontrolliert. Zweimal im Jahr überprüfen der Kellermeister und die Rebbauern alle «Syydebändel»-Parzellen vor Ort. Dort wird entschieden, ob die Trauben die Anforderungen erfüllen. Ungenügendes wird aussortiert; unter Umständen reicht die Qualität immer noch für den «Syydebändel» Blanc de Noir. Eine Herabstufung sei für den einzelnen Winzer natürlich nicht erfreulich, sagt Wiedmer, das werde aber akzeptiert. «Wir wollen ja etwas Hochwertiges machen und uns vom Rest abheben.»
Besonderes Gewicht habe bei den Rebgängen das Wort des Kellermeisters, sagt Wiedmer. Aber auch er habe letztlich wie die sieben anderen Vereinsmitglieder nur eine Stimme. Diese wiederum könnte auch Einfluss auf die Arbeit im Keller nehmen. Könnten. «Wir lassen ihm aber ziemlich freie Hand.»
Der 2001 erstmals abgefüllte «Syydebändel» ist im Kanton zur bekannten Marke geworden. Wer Baselbieter Wein trinkt, hat ihn schon versucht oder zumindest davon gehört. Doch je nach Wetter schwanken Qualität und Menge: zwischen 20 000 und 25 000 Flaschen. All der Wein verkaufe sich nicht von alleine. Auszeichnungen seien da ein gutes Marketinginstrument. Die Berichterstattung in den Medien sowie die goldenen Kleber auf den Flaschen hätten einen positiven Einfluss auf die Verkäufe, vor allem im Handel, erklärt der Rebbauer. Für jemanden, der einen Produzenten nicht kenne oder im Laden einen Wein nicht probieren kann, sei eine Medaille eine Entscheidungshilfe. «Ein schlechter Wein wird von einer Jury nicht ausgezeichnet.»
Geschmäcker sind unterschiedlich
Für den Kellermeister seien Prämierungen interessant, um zu sehen, wo er mit seiner Arbeit steht. Thomas Engel ist mit seiner Art, Weine zu machen, offenbar ganz auf der Linie der professionellen Verkoster. Allerdings müsse sich der Geschmack der Fachleute nicht unbedingt mit dem der Konsumenten decken, erklärt Weinbauer Wiedmer. «Bei meinen Kundinnen und Kunden kommen beispielsweise leicht süssliche Weissweine sehr gut an. Bei Preisgerichten sind diese aber eher verpönt.» Beim 15er und beim 16er «Syydebändel» ist Wiedmer mit dem Urteil der Preisrichter einig. «Ein schöner Wein.»
Der «Syydebändel Sélection» kostet 19 Franken, der «Barrique» 29 Franken. Verglichen mit französischen Burgundern oder Pinots aus der Bündner Herrschaft geradezu lächerlich wenig. Muss man damit rechnen, dass die Preise nun anziehen? Wiedmer kann dazu keine verlässliche Ansage machen. Tatsache sei, dass die Preise letztmals vor vier Jahren angehoben wurden. Eine Preiserhöhung sei nicht ausgeschlossen und sicherlich gerechtfertigt, wenn man beispielsweise die Ertragsmenge auf 600 Gramm reduzieren würde.
Man habe im Verein auch schon darüber gesprochen, den ganzen «Syydebändel» im Fass reifen zu lassen, womit der preiswertere «Sélection» aus dem Sortiment fallen würde, sagt Wiedmer. Das letzte Wort ist hier aber noch lange nicht gesprochen. Einig seien sich die «Syydebändel»- Vereinsmitglieder darin, dass man «marketingmässig wieder mehr machen muss». Mit dem Titel in Sierre haben sie dafür einen Steilpass bekommen.