Wo Gast und Hof Symbiose sind
26.07.2019 Bezirk Waldenburg, Langenbruck, GastronomieEin Besuch auf dem Hofgut Spittel
Vor mehr als 30 Jahren haben Hans und Trudi Portmann auf dem Hof Spittel zwischen Waldenburg und Langenbruck Fuss gefasst. Seither haben sie ihn zu einem Hort gemacht, wo sich Gäste und Tiere wohlfühlen.
Elmar Gächter
Wer die ...
Ein Besuch auf dem Hofgut Spittel
Vor mehr als 30 Jahren haben Hans und Trudi Portmann auf dem Hof Spittel zwischen Waldenburg und Langenbruck Fuss gefasst. Seither haben sie ihn zu einem Hort gemacht, wo sich Gäste und Tiere wohlfühlen.
Elmar Gächter
Wer die Strecke von Waldenburg zur Passhöhe Oberer Hauenstein unter die Räder nimmt, dem bleiben die teilweise markanten Gebäude auf der rechten Seite auf halber Höhe zwischen Waldenburg und Langenbruck nicht verborgen. Ein historischer Ort. Der «Spitthal», so wurde er früher genannt, wird im Jahre 1130 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Wie der Name vermuten lässt, muss hier zu jener Zeit ein Hospital betrieben worden sein. Allerdings hatte es nichts mit einem Krankenhaus zu tun, sondern war eine Herberge, wo mancher Gast, ob Pilger oder Wanderer, beim Gastgeber («hospes») Unterkunft und Verpflegung finden konnte. Und die Geschichte ist längst noch nicht fertig geschrieben.
Als junges Ehepaar haben Hans und Trudi Portmann 1986 ihren Landwirtschaftsbetrieb im luzernischen Escholzmatt-Marbach verkauft und von der Schiffsreederei Panalpine Neptun AG das Hofgut Spittel in Langenbruck erworben. Nach und nach haben sie die Gebäulichkeiten erneuert und erweitert und zu dem gemacht, was sie heute sind: Zu einem Hort, wo sich Gäste und Tiere wohlfühlen, zum «Gast und Hof Spittel».
Wer Trudi Portmann kennenlernt, der spürt ihre grosse Leidenschaft als Gastgeberin. Ob «Bed & Breakfast» mit sieben Betten, dem «Schlafen im Stroh» mit 25 Plätzen oder dem Hofbeizli für rund 40 Gäste: Ein 08/15-Standard ist nicht ihr Ding. Sie bäckt ihr Brot selber, ihre Birnen- und Pfirsich-Lavendel-Konfitüren sind schon längst ein Renner, und es ist ihr generell wichtig, dass auch die übrigen Produkte vom Hof sind. Fast unnötig zu erwähnen, dass sie auch selber kocht und die Gästezimmer in Ordnung hält.
Beliebt bei Familien und Vereinen
«Wir sind weder ein Gasthof noch eine Besenbeiz.» Auf diese Klarstellung legt die Gastgeberin Wert. Der Gast soll mitbekommen, was alles auf einem Bauernhof läuft. Und dies ist nicht wenig. Milchkühe, Weidegänse, Freilandtruten, Mastschweine sowie Warmblutwallach Sirano und Mini-Shetland-Stute Sina machen den Hof zu einem richtigen Tiereldorado. Im Umgang mit ihnen gelten allerdings klare Regeln. «Ich mache jede Schulklasse und jede Familie auf mögliche Gefahren aufmerksam. Die Ställe dürfen nur unter Aufsicht meines Sohnes oder meines Mannes besichtigt werden», sagt Trudi Portmann. Dank dem nahen Bächlein, der grossen Spielwiese, dem Wald und der Grillstelle, an der neuerdings sogar Waldfondue mit meterlangen Gabeln zubereitet werden kann, vermissen weder Kinder noch Erwachsene die fehlenden künstlichen Spielgeräte.
In ihrem gemütlichen Hofbeizli haben Trudi Portmann und ihre Familienmitglieder schon viele Gesellschaften bewirtet. «Sehr beliebt sind Familienfeste und Vereinsausflüge, auch mit der Übernachtungsmöglichkeit, sowie unser Brunch am 1. Mai und am Muttertag, das Trutenessen oder der Töffgottesdienst. Die Gäste schätzen es, dass sie so lange bleiben können, wie sie wollen», so Trudi Portmann.
Fernöstliche Besucher
Dass ihr Ruf bereits bis ins ferne China gedrungen ist, schreibt sie ihrer guten Vernetzung mit ihrer Hompage und mit Agrotourismus Schweiz zu. «Unsere asiatischen Gäste sind ausgestiegen, haben Fotos gemacht, das Essen konsumiert und sassen spätestens eine Dreiviertelstunde später bereits wieder in ihrem Car», erinnert sich Portmann an den fernöstlichen Besuch. Die Mehrheit ihrer Gäste kommt allerdings aus der Schweiz und bleibt in der Regel eine Nacht. Darunter sind auch Kinder, die das erste Mal mit Hoftieren in Kontakt kommen.
«Auch mir sind zeitliche Grenzen gesetzt», hält Trudi Portmann fest. Deshalb ist ihr Hofbeizli nur für Übernachtungsgäste und für die übrigen nach Voranmeldung offen. Ihr ist wichtig, dass neben dem Gastbetrieb auch ihre Liebe zur Landwirtschaft nicht zu kurz kommt. «Ich helfe gerne auf dem Hof mit, um auf andere Gedanken zu kommen. Am liebsten bin ich erste Kranführerin, um das Heu auf den Heustock zu verfrachten.» Auch zählt der wöchentliche Hütetag ihrer Grosskinder zum absoluten Muss.
Inspiration aus den Ferien
Fehlen dürfen auch nicht die mehr oder weniger regelmässigen Ferienreisen. Dabei legt sie grossen Wert auf Qualität und gutes Essen. «Ich kann meine Gäste viel besser betreuen, wenn ich mir auf diese Weise gute Ideen für meinen Betrieb hole», ist sie überzeugt. Ihre Hobbys wie Nähen, Stricken,Wandern, Schwimmen und Lesen spart sie sich für die Wintermonate auf.
Über die Zukunft ihres Betriebs «Gast und Hof Spittel» macht sich Portmann keine Sorgen. Auch wenn ihr eines Tages die Energie dazu fehle, werde jemand anders da sein, der es ebenfalls gut mache. «Aber jetzt geht es und ich bin in der glücklichen Lage, dass mich meine Familie und treue Aushilfen bei Bedarf unterstützen.» Wer sie persönlich kennengelernt hat, kann sich den «Spittel» nur schwer ohne die perfekte Gastgeberin Trudi Portmann vorstellen.