1800 Waldameisennester in den beiden Basel
12.07.2019 Baselbiet, Gelterkinden, NaturErstes flächendeckendes Inventar
Zwar stehen Waldameisen seit 1966 unter Schutz, doch erst in den letzten drei Jahren wurden die fleissigen, eher unauffälligen Arbeiter in einem flächendeckenden Waldameiseninventar erfasst.
Brigitt Buser
Bei einem Besuch an ...
Erstes flächendeckendes Inventar
Zwar stehen Waldameisen seit 1966 unter Schutz, doch erst in den letzten drei Jahren wurden die fleissigen, eher unauffälligen Arbeiter in einem flächendeckenden Waldameiseninventar erfasst.
Brigitt Buser
Bei einem Besuch an zwei Ameisennesterstandorten im Gebiet Munigraben und Rehhag in Gelterkinden informierte das Amt für Wald beider Basel zum ersten flächendeckenden Ameiseninventar der Schweiz. Ueli Meier, Leiter des Amts für Wald beider Basel, skizzierte das Monitoring zum Schutz der Roten Waldameise, dessen systematische Kartierung dazu beigetragen hat, ein erstes flächendeckendes Waldameiseninventar der Schweiz zu erstellen.
«Grösste Gefahr für die Waldameisen ist neben den Wildschweinen immer noch der Mensch», so Andreas Freivogel, Revierförster des Forstreviers Farnsberg. Nicht, dass wir ihnen absichtlich Schaden zufügen möchten. «Grund dafür ist oft, dass man die Ameisennester im Winter, wenn es Schnee hat, bei Waldarbeiten einfach übersieht oder der Staat an einen Ort wechselte, an dem man ihn nicht vermutet.» Dafür verantwortlich kann ein verändertes Umfeld, Hitzeperioden oder eben gar nichts sein. So sind ausgesprochene Nomaden, aber auch über Jahrzehnte sesshafte Völker in unserem Wald anzutreffen.
1800 Waldameisennester
Von 2015 bis 2018 hat das Amt für Wald sowie die kantonale Naturschutzfachstelle die Verbreitung der Ameisennester systematisch erfasst. Somit konnten in den beiden Basel flächendeckend über 1800 Waldameisennester kartiert werden.
Finanziert wurde das Inventar von den beiden Basel und umgesetzt unter Einbezug des Projekts Ameisenzeit und Forstleuten. Bei «Ameisenzeit» handelt es sich um ein zehnjähriges Projekt, lanciert von «Wald beider Basel» und dem Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverband (BNV). Dank der Mithilfe von über 50 freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie zahlreichen Förstern aus dem Projekt Ameisenzeit ist es gelungen, die rund 21 000 Hektar grosse Waldfläche beider Basel nach Ameisennestern abzusuchen und auch deren Standortverhalten zu dokumentieren.
Basis für besseren Schutz
Durch eine genaue Kartierung hat sich das Wissen über die Waldameisen massiv vergrössert. Anhand der Markierung durch gelbe Pfosten und dem guten Austausch zwischen Förster und Ameisengöttis (siehe Text oben) oder Erfassung des Inventars im Geoinformationssystem (GIS), sind die Standorte der Ameisennester für die Förster problemlos abrufbar. Somit können diese bei der Planung von Waldarbeiten berücksichtigt werden, was vor allem bei Schnee wichtig ist.
Artspezifische Hotspot-Analysen, in denen die Nestdichte untersucht wurde, zeigen zudem, wo Nester einer bestimmten Art, wenn überhaupt, konzentriert auftreten. Dies ermöglicht Massnahmen zum Schutz grösserer Kolonien und ganzer Waldgebiete.
Letztlich gilt diese erstmals umfassende Kartierung als Grundlage für ein weiteres Inventar, das in einigen Jahren ausgedehntere Angaben zur Bestandsentwicklung des Waldameisenvorkommens liefert.
«Erfreulich ist, das alle fünf bei uns vorkommenden Arten nachgewiesen werden konnte», sagte Projektleiterin Isabelle Glanzmann. Aufgrund der erfassten Daten zu den beiden in der Region häufigsten Arten gelang es, ein Habitatmodell zu erarbeiten, das unter anderem die Zusammenhänge zwischen Lebensraumeigenschaft und Nestdichte aufzeigt und daher für artspezifische Schutzmassnahmen von grosser Bedeutung ist. Gemäss Glanzmann wurden als Grundlage für die Habitatmodellierung erstmals Fernerkundungsdaten verwendet, die flächendeckende Lebensraumpotenzialkarten ermöglichen.
«Durch das Inventar wissen wir jetzt mehr über unsere Waldameisen», sagte Ueli Meier. Dies bringe auch Verantwortung und Verpflichtungen mit sich. So ein dichtes Waldameisennetz sei auch eine Auszeichnung für die Qualität unserer Wälder und spreche für eine sorgfältige Bewirtschaftung des Ökosystems Wald und sei somit auch eine Auszeichnung für unseren Forst.
In einem oder zwei Jahren ist jedoch alles wieder anders. Ameisen kommen und gehen in zweifachem Sinne. Völker sterben und es entstehen neue. Zudem sind sie mobil. Wann steht eine neue Kartierung an und warum gibt es Standorte, wo es keine Ameisen hat? Alles Fragen, die Antworten bedürfen und wofür es weitere Ameisengöttis mit Herzblut benötigt.
Ameisengöttis gesucht
bbu. Um unsere Waldameisen langfristig zu schützen, werden weiterhin engagierte Naturfreunde gesucht, die sich im Waldameisenschutz ausbilden lassen und sich als Ameisengotte oder -götti für die fleissigen Hautflügler engagieren. Informationen dazu sind erhältlich bei der Geschäftsstelle Ameisenzeit, c/o nateco, Sissacherstrasse 20, 4460 Gelterkinden.