Wertvolle Stücke aus dem Waldenburgertal
25.11.2021 Bezirk Liestal, Waldenburg, Bezirk WaldenburgPaul Aenishänslin
Zuerst ein Blick zurück: Im Jahr 1854 wurde in Waldenburg die Société d’Horlogerie à Waldenburg gegründet, um im Tal neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das Aufkommen der Eisenbahnen hatte zuvor zur Folge gehabt, dass der Fuhrverkehr über den Oberen ...
Paul Aenishänslin
Zuerst ein Blick zurück: Im Jahr 1854 wurde in Waldenburg die Société d’Horlogerie à Waldenburg gegründet, um im Tal neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das Aufkommen der Eisenbahnen hatte zuvor zur Folge gehabt, dass der Fuhrverkehr über den Oberen Hauenstein weitgehend zum Erliegen gekommen war – mit entsprechend negativen wirtschaftlichen Folgen für die Talschaft. Ab 1859 leitete der Waldenburger Unternehmer Gédéon Thommen die Geschicke der jungen Uhrenfabrik, die er ab 1870 voll übernahm.
In der Folge erlebte die Firma einen grossen Aufschwung, sie trat ab 1905 mit der Uhrenmarke Revue und dann noch später mit der Marke Revue Thommen auf und errang als Uhrenmanufaktur bedeutende Erfolge. Bekannt wurde die Marke mit Armbanduhren wie der berühmten «Cricket», einer Weckuhr, die von amerikanischen Präsidenten nach dem Zweiten Weltkrieg getragen wurde, und vor allem mit Fluginstrumenten.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts setzte mit dem Aufkommen der billigen Quarzuhren der Niedergang der mechanischen Uhren von Revue Thommen ein. Die Dachgesellschaft MSR Holding ging zur Jahrtausendwende in den Konkurs. 2001 konnte Christopher Bitterli für die Grovana Uhrenfabrik AG in Tenniken Werkzeuge und Uhrenbestandteile der ehemaligen Revue Thommen aus der Konkursmasse erwerben. Für die Markenund Produktionsrechte, die zur Herstellung und für den Vertrieb der Revue-Thommen-Armbanduhren erforderlich waren, konnte er mit der Revue Thommen AG einen Lizenzvertrag abschliessen. Schon 2002 begann die Grovana mit der Produktion; hier mit den beiden Hauptsegmenten Fliegeruhren («Airspeed») und den traditionell klassischen Uhren mit eigenen Manufakturwerken (wie «Aviator», «Diver» und «Heritage»). Letztere werden durch Konzessionäre wie der «Dream Gallery» in Liestal verkauft.
Marcel Haldi, der Inhaber der «Dream Gallery» an der Liestaler Rathausstrasse 59, zeigt vom 27. November bis 12. Dezember in seiner Galerie eine Ausstellung von mehr als 130 Raritäten von Revue-Thommen-Uhren. Das älteste Exponat ist eine Taschenuhr aus dem Jahr 1854, gefertigt in der Société d’Horlogerie à Waldenburg, eine Leihgabe des Industrie-Museums in Niederdorf. Aber auch die erste Revue-Thommen-Taschenuhr aus dem Jahr 1874 fehlt nicht. Und viele weitere seltene Stücke, die vorwiegend aus privaten Sammlungen stammen, werden gezeigt.
Vernissage ist übermorgen Samstag, 27. November, und am 4. Dezember gibt es einen weiteren offiziellen Anlass. Anwesend werden Kadermitarbeitende der Grovana AG sein, aber auch ein Revue-Thommen-Uhrmacher, dazu Sammler dieser Uhren, ein ehemaliger Betriebsleiter der Revue Thommen und der Leiter des Industrie-Museums in Niederdorf.
Der Besuch der Ausstellung wird sich für vor allem für die Freunde der Revue-Thommen-Uhren lohnen, wobei auch ein Hauch von Nostalgie zu spüren sein dürfte, gibt es die grosse Revue-Thommen-Uhrenfabrik doch schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Von der traditionsreichen Marke zeugen heute vor allem noch die grossen und leer stehenden Betriebsgebäude entlang der Vorderen Frenke in Waldenburg.
Die «Dream Gallery» befindet sich in der Passage Rathausstrasse–Kanonengasse in Liestal. Anmeldungen für die Vernissagen über Tel. 061 921 25 90 oder per E-Mail an dreamgallery@bluewin.ch.