Stefan Degen tritt zurück
23.11.2021 Baselbiet, Gelterkinden, Gemeinden, Bezirk SissachChristian Horisberger
«Information zu den Wahlen vom 13. Februar 2022»: Hinter dem unscheinbaren Titel, der gestern auf der Gelterkinder Website publiziert worden ist, verbirgt sich eine Nachricht mit Gewicht: Gemeinderat Stefan Degen (BZG/FDP) hat per 31. März kommenden ...
Christian Horisberger
«Information zu den Wahlen vom 13. Februar 2022»: Hinter dem unscheinbaren Titel, der gestern auf der Gelterkinder Website publiziert worden ist, verbirgt sich eine Nachricht mit Gewicht: Gemeinderat Stefan Degen (BZG/FDP) hat per 31. März kommenden Jahres, nach knapp sechs Amtsjahren, seinen Rücktritt aus dem Gemeinderat bekannt gegeben. Die Ersatzwahl wurde auf den 13. Februar festgesetzt.
Der Erste Offizier verlässt bei schwerer See die Brücke. So könnte man den Abgang Degens kommentieren. Denn bei der laufenden Sparübung in Gelterkinden ist der 40-jährige Finanzfachmann federführender Gemeinderat, der «die unangenehmen Dinge anspricht», wie er selber sagt. Und auch in der Kommunikation nach aussen hält er den Kopf hin, wenn es unbequem wird. Nun, nur wenige Tage nachdem der Gemeinderat mit dem Budget 2022 die erste Tranche seines Programms zur Sanierung der Gemeindefinanzen veröffentlicht hat, kündigt Degen seinen Rücktritt an. Zufall? Ja.
Weiterhin im Landrat
Sein Rücktritt erfolge ausschliesslich aus beruflichen Gründen, sagt Degen auf Anfrage der «Volksstimme». Er werde im März 2022 seine jetzige Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer und Projektleiter aufgeben, um die Leitung der Finanzabteilung eines Unterbaselbieter KMU in der Verpackungsindustrie zu übernehmen. In der neuen Position habe er nicht mehr die zeitliche Flexibilität, die das Gemeinderatsamt oft verlange. Nicht aufgeben wird der Freisinnige hingegen sein Landratsmandat. Dieses Amt sei besser planbar, da die Termine für die Parlaments- und Kommissionssitzungen lange im Voraus feststehen würden.
Leicht sei es ihm nicht gefallen, das Gemeinderatsmandat aufzugeben, sagt Degen. Er hätte den Sanierungsprozess, für den das Budget 2022 erst der erste Schritt sei, gerne weiter begleitet. Doch stehe für ihn als überzeugter Milizpolitiker der Beruf im Zentrum und die Politik solle Hobby bleiben. In den vergangenen Monaten – beginnend mit der interimistischen Übernahme des Gemeindepräsidiums – sei die Politik in seinem Leben aber zunehmend dominant geworden. Er habe im vergangenen Sommer bewusst entschieden, die berufliche Karriere wieder stärker zu gewichten und sich gezielt nach einer Stelle als Finanzchef umgesehen.
«Kommt der Rücktritt nicht zum falschen Zeitpunkt?», fragen wir Degen. «Ist nicht jeder Zeitpunkt der falsche?», fragt er zurück und versichert, dass er es bedauere, nicht länger im Gemeinderat mitwirken zu können. Dass sein Abgang den Sanierungsprozess ins Stocken bringen könnte, glaubt Degen nicht. «Das ist das Tolle an unserem Milizsystem», sagt er, «es gibt viele Leute, welche die Lücke nahtlos schliessen können.» Anders sähe es möglicherweise aus, wenn er bei einem grösseren Bauvorhaben federführend wäre.
Sachliche Budget-Debatte
Ohnehin sei die Sparübung – Degen spricht vom «Optimierungsprogramm» – nicht sein Projekt, sondern das des siebenköpfigen Gemeinderats. Und die parallel angestossene Prozessoptimierung zwischen Gemeinderat und Verwaltung liege in den Händen von Gemeindepräsident Peter Gröflin. Das Budget 2022 wird Degen an der Gemeindeversammlung vom 8. Dezember präsentieren. Er hoffe auf eine sachliche Diskussion, sagt der Finanzchef. Wie weit die vorgelegte Strategie von den Stimmbürgern getragen wird, könne er nicht abschätzen. Allerdings zweifelt er an einer echten Alternative zur gewählten Strategie: «Je effektiver die Massnahmen sind, die wir ergreifen, desto rascher haben wir wieder Handlungsspielraum.»