MUNDART
25.11.2021 Region«Gwhamt» …
Jetz hets mi verwütscht! Eifach soo, ohni Vorwarnig!
Ich ha immer gmeint, ich häig das im Griff und chönn sälber bestimme, wenns so wyyt isch. Letscht Joor bini no rächtzytig vorgwarnt worde, ich ha chönnen ...
«Gwhamt» …
Jetz hets mi verwütscht! Eifach soo, ohni Vorwarnig!
Ich ha immer gmeint, ich häig das im Griff und chönn sälber bestimme, wenns so wyyt isch. Letscht Joor bini no rächtzytig vorgwarnt worde, ich ha chönnen uuswyychen und soo das Ganze wenigschtens es bitzli uusezöögere. Aber jetz hets mi scho ungwohnt früeh verwütscht, woni hüt am Morge ganz näbeby bym Müesli mache der Radio agloo ha. Zerscht ghört me numme die Glöggli, das typische «kling, kling, kling, kling» und denn setzt die weichi Stimm y: «Last Christmas I gave you my heart, but the very next day, you gave it away …»
Do isch es! Nooni mol Advänt und ich bi «gwhamt» worde!
Jedes Joor mach i mir dä Gschpass drus, möögligscht spoot verwütscht z wärde bim erschte Mol «Last Christmas»-Loose. Bi allem anderen in deene Wuche vor der Wienecht isch me jo meischtens froh, wenns mögligscht früeh erlediget isch.
Sii nämme sich jo villicht au jedes Joor vor, jetz mol würklig alli Gschänkli früeh barat z ha? Und denn no die ganze «Mir schänken eus jo nüt»-Chlyynigkäite, do sammlet sich ammen e Huffen aa und plötzlig het dä Dezämber doch e chly weniger Dääg, as eim lieb isch. Sit ich Mami bi und die Wienechtszyt vor allem für myyni Chind schön will gstalte, weiss ich: Der Stress chunnt denn doch so zueverlässig wie der Heisshunger nach em Schwümmbad. Bis ich alli Liechterchettenen entwirrt, e paar Sorte Gutzi bachen und die aagsammlete, baschtlete Dekorsächeli ufgstellt ha, cha me bald die letschti Cheerzen uf em Chranz aazünde.
An de meischte Dekoratione, wo d Chinder us der Schuel und em Chindergarte mitbrocht häi, isch es Näggi ab. D Flüügel vom Holzängel gwagglen au scho lang. Aber trotzdäm häi grad d Chinder e Freud, wenn die gwohnte Sache wiider neumen im Huus ummestönden und -hange.
Spöötischtens wenn d Noochbere wiider mit ihrem Liechterchette-Wettrüschten ums Huus ummen aafönge, denn weiss ich, es goht wiider los. Bym einte Noochber stoht immer es grosses Reentier, wo blinkt, vor em Huus. Ich ha kei Ahnig, was das sell. Bim andere freut sich der Stroom-Aabieter über e ganze Laubbaum, wo no bis Ändi Jänner häll lüüchtet. Der beschti Start in die bevorstehndi Adväntszyt isch für mi aber kei lüüchtige Kytsch im Vorgarte, es isch ebe denn, wenn ich ganz plötzlig und musikalisch «gwhamt» wird. Wenn ich denn heimlig das ganze «Last Christmas» cha mitsingen und mi villicht es bitzli schäm derby, denn foot die spezielli Zyt aa.
«… This year, to save me from tears …», so döönts die neggschte vier Wuche bis zur Wienecht no mänggmol us em Radio. Irgendeinisch verwütschts nämmlig jeden und jedi emol mit däm Ohrwurm. Ich hoff, Sii häi scho ein bim Läsen übercho und ich wünsch allnen e zfriideni Vorwienechtszyt, egal zu weeler Muusig.
Marianne Lindner-Köhler, 1981 im Baselbiet geboren und aufgewachsen, lebt mit ihrer Familie in München. Als Mary Long tritt sie auf bayerischen und Schweizer Poetry-Slam- und Kleinkunstbühnen auf.